Prosit, Twin Peaks!
Ein Stück Kirschkuchen zum deutschen TV-Jubiläum – Ein Stück Kirschkuchen zum TV-Jubiläum von Boris Klemkow
Boris Klemkow – 10.09.2011, 08:49 Uhr
Nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch gingen Lnych und Frost neue, ungewöhnliche Wege. Neben der oft improvisierten Weiterentwicklung der Story (David Lynch ist bekennender Anhänger der transzendentalen Meditation und entwickelte beispielsweise den Mörder Bob am Set), erzählen die einzelnen Episoden keine in sich abgeschlossenen Geschichten, sondern bauen aufeinander auf, was lange Zeit als ungebräuchlich galt, da eine episodenübergreifende Handlung den Einstieg nach dem verpassten Serienstart erschwert. Jede Episode von „Twin Peaks“ umfasste einen Zeitraum von 24 Stunden, ein Konzept, das später auch bei „Lost“ oder „Murder One“ übernommen wurde. Die Melange aus Mystery und Thriller begründete ein neues Subgenre, das seither einen nicht unwesentlichen Teil des Fernsehpublikums an sich bindet. Zudem bietet „Twin Peaks“ genügend Stoff für einen kunsttheoretischen oder soziologischen Diskurs und ist vollgepackt mit unzähligen Literatur- oder Filmmotiven und -Zitaten.
Dank seines Reichtums an schrägen Figuren, phantastischen Details und zahlreichen popkulturellen Verweisen, des fast hypnotischen Sogs, der von den erlesen Bildern und Tönen ausgeht, der für damalige Verhältnisse ungewöhnlich dichten Atmosphäre und der ungebremsten Fabulierlust seiner Autoren, genoss Twin Peaks trotz seiner vergleichsweise kurzen Produktionsdauer schnell Kultstatus und war von unschätzbarem Wert für das moderne US-Fernsehen, bei dem sich Kunst und Unterhaltung nicht mehr zwangsläufig einander ausschließen müssen.
Boris Klemkow/wunschliste.de (10.09.2011)
Alle Bilder: © CIC Video/Paramount Home Entertainment