Prosit, „Pippi Langstrumpf“
Vor 40 Jahren erscheint der Kult-Rotschopf erstmals im deutschen Fernsehen – von Boris Klemkow
Boris Klemkow – 31.10.2011, 12:24 Uhr
Neben ihrem Apfelschimmel Kleiner Onkel und dem Äffchen Herr Nilsson, mit dem sie die ‚Villa Kunterbunt‘, bewohnt, findet Pippi in den Geschwistern Tommy (Pär Sundberg) und Annika (Maria Persson) Freunde, die mit ihr durch dick und dünn gehen. Die Beiden sind von Pippis Unbeschwertheit und Unabhängigkeit fasziniert, versuchen sie aber, wenn ihnen ihre Idee zu tollkühn erscheinen, zu bremsen. In echte Gefahr geraten die drei allerdings nie. Im Vergleich zu der furchtlosen Egozentrikern müssen die wohlerzogenen Geschwister zwangsläufig bieder wirken. Die Erwachsenen sind in der Regel Witzfiguren oder freundliche, aber langweilige Zeitgenossen, deren Geduld und Leidensfähigkeit oft auf ein harte Probe gestellt wird.
Die Landstreicher (Hans Clarin und Paul Esser), die Pippis Gold stehlen wollen, sind harmlose Amateurganoven und landen letztlich mit Pippis Hilfe hinter schwedischen Gardinen. Die beiden trotteligen Polizisten Kling und Klang, die die Halbwaise ins Kinderheim stecken wollen, geben sich nach mehreren gescheiterten Anläufen schließlich geschlagen. Auch die Bemühungen von Fräulein Prüsselius (Margot Trooger), von Pippi „Prutzeliese“ genannt, dem „verwahrlosten Kind“ Erziehung und Manieren angedeihen zu lassen, schlagen fehl. Ein kurzer Schulbesuch bleibt da selbstverständlich ohne Folgen, weil nicht nur die gefürchtete Plutimikation ein Graus ist. Sie sucht viel lieber nach einem geheimnisvollen „Spunk“, spielt verständnislosen Erwachsenen Streiche und treibt allerlei Unfug. Kurzum, Pippi lässt sich nicht bändigen und wird wie Peter Pan wohl nie erwachsen werden.
In „Pippi im Taka-Tuka-Land“ reisen die drei Freunde nach einer Reihe von gemeinsam erlebten Abenteuern mit dem sogenannten Myskodil, einer flugfähigen Konstruktion von Pippis Bett, in die Südsee, um Kapitän Langstrumpf zur Hilfe zu eilen. Die ländliche Idylle Schwedens wird gegen eine exotischere Kulisse getauscht, natürlich erteilt Pippi den raubeinigen Piraten, die ihren Vater gefangen halten, eine Lektion. Am Ende ist die alte Ordnung – oder besser Unordnung – wiederhergestellt. In „Pippi außer Rand und Band“ verlassen Tommy und Annika abermals ihre Eltern, nachdem sie zum Jäten eines Beetes abkommandiert wurden, um zusammen mit Pippi ein Landstreicherleben zu führen. Die Serienepisoden, die diese Geschichte erzählen, tragen den treffenderen Titel „Pippi auf der Walze“. Bevor ihre erlebnisreiche Reise sie wieder nach Hause führt, baut Pippi ein Auto, mit dem die Kinder tatsächlich fliegen können und lässt damit einmal mehr die Fantasie über die Wahrscheinlichkeit und physikalische Machbarkeit siegen.