Programmänderung: Sat.1 zeigt Tönnies-Reportage, die verhindert werden sollte

„Sat.1 investigativ“ am Dienstagabend

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 13.12.2021, 12:05 Uhr

Programmänderung: Sat.1 zeigt Tönnies-Reportage, die verhindert werden sollte – "Sat.1 investigativ" am Dienstagabend – Bild: Sat.1

Äußerst kurzfristig hat Sat.1 für den morgigen Dienstagabend (14. Dezember) eine Programmänderung angekündigt. Anstelle der eigentlich geplante Folge von „110 Notruf Autobahn!“ ist um 20:15 Uhr unter dem Titel „Sat.1 investigativ“ eine Reportage über Fleisch-Milliardär Clemens Tönnies und sein Unternehmen zu sehen. Die Besonderheit: Tönnies’ Anwälte wollten die Reportage schon während der Dreharbeiten verhindern, nun kommt es allerdings zur Ausstrahlung.

Mit genauen Informationen zum Inhalt der Reportage hält sich Sat.1 zurück und erinnert in der Pressemitteilung lediglich noch einmal daran, dass der Fleischkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück 2020 maßgeblich für einen der größten Corona-Ausbrüche in Nordrhein-Westfalen verantwortlich gewesen sei. Behördlich angeordnete Massentests ergaben, dass sich damals mindestens 1.500 von etwa 7.000 Mitarbeitern infiziert hatten. Als Folge kam es zu Demonstrationen von Eltern vor dem Haus von Geschäftsführer Clemens Tönnies, da aufgrund der Infektionsgefahr Schulen und Kindertagesstätten geschlossen werden mussten. Zudem forderte Tönnies’ Neffe Robert seinen Onkel zum Rücktritt aus der Geschäftsführung auf. Schon lange versuchte er, in dem Unternehmen Maßnahmen für mehr Tierwohl durchzusetzen, scheiterte jedoch an den Vorstellungen seines umstrittenen Onkels.

Clemens Tönnies war zudem von 2001 bis 2019 Chef des damaligen Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04. Nach dem Corona-Ausbruch in dem Fleischwerk forderten die Fans des Vereins den Rücktritt von Tönnies. Den Forderungen kam Tönnies schließlich am 30. Juni 2020 nach und legte sein Amt als Aufsichtsratsmitglied mit sofortiger Wirkung nieder.

Derart kurzfristige Programmänderungen für die Ausstrahlung von Reportagen kennt man bislang eher von ProSieben, etwa als die investigative Doku „Rechts. Deutsch. Radikal.“ von Thilo Mischke ohne lange Vorankündigung ins Programm genommen wurde. Dieses Modell, das durchaus für Aufmerksamkeit sorgt, will Daniel Rosemann, inzwischen Chef beider Sender, nun offenbar auch für Sat.1 anwenden.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Na mal sehen ob die Doku wirklich so "investigativ" ist wie behauptet und nicht aus reiner Hetze wie die angesprochene Pro7 Doku besteht. Wenn Rosemann allerdings dahinter steht, darf dies bezweifelt werden. 


    Wallraff macht das besser

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