Pocher-Wechsel: Die ARD tritt nach

In der vergangenen Woche gab Oliver Pocher seinen Wechsel von der ARD zu Sat.1 bekannt. Eine Meldung, der zahlreiche (seltsame) Reaktionen folgten.

Am Mittwoch (1.4.) erklärt ARD-Programmdirektor Volker Herres mittags in einem Interview, er sei guter Dinge, dass Pocher der ARD erhalten bleibe. Nachmittags wird er am Telefon von Pocher persönlich über dessen Wechsel vorab informiert. Pocher kündigt Herres an, Sat.1 werde zwischen 19 und 20 Uhr eine entsprechende Pressemeldung verbreiten. Doch Herres kommt dem mit einer eigenen Pressemeldung zuvor – eine Aktion, mit der er sicherlich keinen Fairplay-Preis gewinnen wird. Sein launiger Kommentar: „Oliver Pocher ist jung und hat sich für das echte Abenteuer entschieden: für die Erlebniswelt von Sat.1. Bon Voyage!“ (fernsehserien.de berichtete).

Am Tag darauf liefern Schmidt und Pocher eine furiose, mit zahlreichen Medien-Infos und Seitenhieben auf Fernsehschaffende gespickte letzte reguläre „Schmidt & Pocher“-Show ab, in der Pocher auch sein Telefonat mit Herres thematisiert und den Programmdirektor in kein gutes Licht stellt. Doch ausgerechnet diese Szene wurde nicht gesendet. Sie fiel der Schere zum Opfer, wie „DWDL“ berichtete. Schmidt scheint das geahnt zu haben, gegen Ende der Sendung grübelt er kurz: „Könnte sein, dass uns die Bosse vorne was rausschneiden, weil die sagen, wir haben uns ein bisschen verlabert.“ Ob es nun aber die Bosse von ganz oben waren oder ob es sich um die alleinige Entscheidung „vom verantwortlichen Redakteur und dem Produzenten der Sendung, Fred Kogel“ handelt – so der WDR – sei dahingestellt.

Der „Spiegel“ nutzte die letzte Sendung zu einer als TV-Kritik verkleideten Hasstirade gegen Harald Schmidt, in der den Lesern zudem noch Fehlinformationen serviert wurden. Da sah der Autor etwa „ein hübsches SS-Ballett, dessen Hakenkreuze natürlich künstlerisch verfremdet waren: Man trug symbolisierte Brezeln am Arm. Billiger hätte man sich die kleine Provokation nicht denken können“. Tatsächlich aber trugen die Darsteller echte Hakenkreuze. Der Artikel hielt Pocher allerdings nicht davon ab, im „Spiegel“-Interview neuerliche Kritik an seinem ehemaligen Arbeitgeber zu äußern. Unter anderem ärgerte er sich über die Autoren der Show, die Schmidt mehr Verehrung hätten zukommen lassen als ihm (fernsehserien.de berichtete).

Am Wochenende legte die ARD mit einer doch recht pubertär wirkenden Aktion nochmal nach: Laut „DWDL“ hatte der Sender über seinen offiziellen YouTube-Kanal ein „Schmidt & Pocher“-Video mit dem Titel „Judas Pocher“ versehen. Wenige Stunden später sei das Video umbenannt worden, alle User-Kommentare – darunter viele kritische Stellungnahmen – seien gelöscht und die Kommentar-Funktion ausgeschaltet worden.

Humor kann eine sehr ernste Sache sein.