Medienkontrolle kritisiert TV-Quotenmessung

Auch Nicht-EU-Ausländer sollen künftig befragt werden

Michael Brandes – 20.08.2008

Medienkontrolle kritisiert TV-Quotenmessung – Auch Nicht-EU-Ausländer sollen künftig befragt werden

Für die Fernsehmacher sind die Einschaltquoten in ihrer gegenwärtigen Form ein unantastbares Heiligtum, auch wenn andernorts immer wieder Kritik an ihrer Berechnung geübt wird.

Ganze 5.640 von insgesamt circa 33 Millionen TV-Haushalten entscheiden über das, was wir sehen (müssen). Das sind 0,00017 Prozent aller Zuschauer. Selbst wenn man diese Anzahl für repräsentativ halten mag, gibt es doch zumindest kaum wegzudiskutierende Zweifel am Auswahlverfahren dieser vermeintlich repräsentativen Haushalte. Es werden beispielsweise nicht nur bestimmte Berufsgruppen prinzipiell nicht berücksichtigt, sondern ebenso wenig die in der Bundesrepublik lebenden EU-Ausländer. Türkische Mitbürger fallen damit aus der Berechnung. Wohl nicht einmal die GfK (Gesellschaft für Konsumforschung), jenes Marktforschungsunternehmen, das für die Quotenmessung zuständig ist, wird daran glauben, dass unter diesem Umständen zum Beispiel eine realistische Messung der Einschaltquoten des Fußball-EM-Halbfinalspiels Deutschland gegen die Türkei möglich gewesen ist.

Nun hat sich die Medienkontrollkommission KEK (Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich) eingeschaltet und die Befragung von Nicht-EU-Ausländern bei der Messung der TV-Quoten gefordert. Die KEK überwacht die Fusion von TV-Unternehmen vor allem mit Blick auf die mögliche Entstehung einer vorherrschenden Meinungsmacht. Durch eine einseitige Beeinflussung könne es zu einer Einschränkung der Meinungsvielfalt kommen, erklärte die KEK im Rahmen ihres gestern in Potsdam vorgestellten Jahresberichts.

Ebenfalls soll künftig die die Beteiligung von Finanzinvestoren an Fernsehstationen offengelegt werden, um auf diese Weise mehr Transparenz bezüglich der Beteiligungsverhältnisse zu gewährleisten.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Die Messung ist doch ehe a Witz!!! Oder???
    • am via tvforen.de

      Das Problem an dieser nicht real exisitierenden Einschaltquote ist, dass die meisten Fernsehmacher sie als einzig wichtiges Kriterium für ihr Programm betrachten. Seit den 90er Jahren sind die Sender wie verrückt nach Zielgruppe, Marktanteilen und Quoten. Es gibt zwar einige löbliche Ausnahmen, wie Stromberg und Dr. Psycho, die man dennoch fortführt, aber allgemein bedeutet Quotendruck immer die Verhinderung von Vielfalt und Kreativität.
      • am via tvforen.de

        Wie messen denn überhaupt unsere europäischen Nachbarn??
        • am via tvforen.de

          Die Quotenmessung ist jetzt schon sehr teuer, ca. 25 Millionen Euro/Jahr bezahlen dafür die wichtigsten TV-Sender, Geld, das letztlich der Zuschauer zahlt (indirekt über die Gebühren und beim Wareneinkauf).

          Eine präzisere Quotenmessung wäre entsprechend noch teurer, würde sich für die Zuschauer aber vermutlich nicht lohnen. In Deutschland wird mit am genauesten gemessen, richtig besser ist das Programm von Sat1, RTL usw. als das von ausländischen Privatkanälen deswegen aber wohl auch nicht.

          Bei ARD/ZDF stellt sich die Frage, ob außerhalb der Werbezeiten 18 - 20 Uhr eine Quotenmessung überhaupt sinnvoll ist und ARD/ZDF nicht gezielt auf Qualität als auf die Wünsche der Zuschauer (= In aller Freundschaft, Andy Borg, Florian Silbereisen, Marienhof usw.) setzen sollte.
          • am via tvforen.de

            allein der begriff "messung" ist meiner meinung nach fehl am plartze. es ist eher eine äußerst grobe schätzung.
          • am via tvforen.de

            @Wilkie
            Sehr witzig.Die Gebühren zahlen wir dann also damit Wünsche meist nicht berücksichtigt werden.Und was mit Qualitätsprogrammen passiert sieht man ja jetzt wieder.ZDF Dokukanal adé.BR Alpha steht auch vor dem Abgrund.

            @jenser:Es ist eine Messung in den Haushalten mit Erfassungsgerät.Diese Zahlen werden dann hochgerechnet.Und das (die Hochrechnungen) klappt bei Wahlen ziemlich gut.

            Sollen sie halt mal eben 2000 Haushalte mit ausländischen Mitbürgern dazunehmen,sich dann aber bitte nicht wundern wenn TRT oder Mütrülügü TV plötzlich soviele Zuschauer hat.Das Fußballspiel D-TR wurde von den Türken auch via Türk tv gesehen und nicht im deutschen TV.

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