In den vergangenen Tagen bewegte die sozialen Netzwerke vor allem ein Thema: „Layla“. Der umstrittene Partyschlager von DJ Robin & Schürze über die besungene Puffmama Laya, die „schöner, jünger, geiler“ ist, stieg vor zwei Monaten zunächst ohne große Beachtung in die Charts ein, kletterte immer weiter und belegt seit mittlerweile vier Wochen Platz 1. Zunächst sah es danach aus, als käme es diesmal nicht zu einer Verbotsdebatte, doch als Anfang der vergangenen Woche bekannt wurde, dass die Stadt Würzburg das Abspielen des Ballermann-Hits auf dem Kiliani-Volksfest unterbinden will, kam die Diskussion ins Rollen. Schon lange zuvor wurden DJ Robin & Schürze als Acts in die alljährliche Mallorca-Ausgabe des „ZDF-Fernsehgarten“ eingeladen. Dort soll „Layla“ auch zu hören sein, allerdings nur in einer entschärften Version.
Wie die BILD berichtet, dürfen DJ Robin & Schürze nur auftreten, wenn sie eine jugendfreie Variante des Songs aufnehmen. So könne laut eines Insiders etwa aus der „Puffmama“ eine „Busmama“ werden. Dies muss allerdings relativ bald geschehen, denn der „ZDF-Fernsehgarten“ zum Thema „Mallorca vs. Oktoberfest“ steht am 31. Juli an. Während es in jedem Jahr eine Mallorca-Ausgabe mit zahlreichen Ballermann-Acts gibt, lege der Sender nach Aussage des Insiders darauf wert, dass Songs mit anstößigem Text nicht zu hören sind. Alle Lieder, die zu zweideutig sind oder Fäkalsprache verwenden, kommen nicht in die Sendung, wird er zitiert – was die Auswahl an möglichen Songs aus dem Partyschlager-Bereich natürlich stark einschränkt. Ein offizielles Statement seitens des ZDF liegt noch nicht vor. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass ein Partyschlager „Fernsehgarten“-tauglich gemacht wird. Aus Peter Wackels „Scheiß drauf – Malle ist nur einmal im Jahr“ wurde etwa „Pfeif drauf“.
Produzent Ikke Hüftgold teilte gegenüber RTL.de mit, dass eine harmlose Variante von „Layla“ ohnehin geplant sei: Wir sehen ein, dass es auch noch eine andere Version geben muss, weil kleine Kinder das Lied auch hören und es dazu eine mildere Version bedarf. Diese könnte „Ich hab ’nen Wuff und die Hundemama, die heißt Layla“ lauten.
Lange wurde in Deutschland nicht mehr derart heftig über einen Song diskutiert – etwas, wovon deutsche ESC-Beiträge in den vergangenen Jahren nur träumen konnten. Währenddessen treibt die Debatte immer absurdere Blüten. Während es keine rechtliche Grundlage für ein behördliches Verbot gibt, wollen diverse Festzeltbetreiber das Spielen von „Layla“ unterbinden – etwa der Veranstalter der Rhein-Kirmes in Düsseldorf. Der DJ des Festzeltes der St. Sebastianus-Schützen wandte daraufhin einen Trick an, indem er einfach eine Instrumentalversion spielte und das euphorische Publikum selbst singen ließ. Kirmes Düsseldorf. Layla war nicht zu verhindern, so DJ Marc Pesch, der das entsprechende Video dazu auf Facebook teilte. In anderen Zelten auf dem Kirmesgelände wurde sich über das vermeintliche Verbot hinweggesetzt und das Lied im Original gespielt.
Weitere Städte wie Herne und Münster wollen das Spielen des Songs auf Volksfesten ebenfalls unterbinden. Inzwischen haben auch die Wiesnwirte des bevorstehenden Oktoberfestes in München beschlossen, dass „Layla“ dort nicht gespielt werden soll. Wiesn-Stadträtin Anja Berger von den Grünen verlangte, dass der Nummer-1-Partyhit nicht in den Bierzelten gespielt wird, da sie das Lied für eindeutig sexistisch halte. Sie appellierte nicht nur an die Wiesnwirte, das Lied aus dem Repertoire zu streichen, sondern möchte auch nicht, dass es an den Ständen und Fahrgeschäften auf der Theresienwiese zu hören sein wird.
Das Partyvolk reagiert auf solche Ansichten mit Kopfschütteln und Protest. Produzent Ikke Hüftgold rief eine halb-ironisch gemeinte Petition namens #freelayla ins Leben, die inzwischen mehr als 47.000 Menschen unterzeichnet haben. Gegen Zensur! Für ein Leben nach Corona! Für künstlerische Freiheit! Für Freiheit und freie Meinungsäußerung!, heißt es. Betroffen sind Gäste, DJ’s und Bands, denen auf Druck der Politik vorgeschrieben wird, was sie singen und spielen dürfen. Wenn wir das zulassen, katapultieren wir uns zurück ins Mittelalter! In die Zeit der Hexenjagd! LAYLA wird so zum Sinnbild von Diskriminierung und Ausgrenzung.
Auch die Songschreiber DJ Robin & Schürze können die Diskussion nicht nachvollziehen. Im zugehörigen Musikvideo haben sie bewusst eine männliche „Layla“ engagiert und seien nicht darauf aus gewesen, irgendwie Sexismus da reinzubringen. Gegenüber der BILD sagte DJ Robin: Früher haben die Leute ‚Skandal im Sperrbezirk‘ gesungen oder ‚Wir fahren in den Puff nach Barcelona‘. Also so ganz können wir die Diskussion nicht verstehen. Es kann jeder seine Meinung haben, aber in jedem Deutsch-Rap-Lied sind die Texte schlimmer. Da regt sich kein Mensch auf. Musikproduzent und Summerfield-Mitbegründer Dominik de Leon äußerte im Spiegel, dass der Song politisch unkorrekt sei und bewusst provoziere. Es verwundert wahrscheinlich nicht nur uns, wie extrem gut diese Nummer nach zwei Jahren Corona, Unterhaltungsverbot und dem Krieg in der Ukraine angekommen ist, in Zeiten, in denen #MeToo noch in allen Köpfen steckt und die Genderdiskussion rauf und runter geführt wird. Aber wahrscheinlich ist das genau der Grund, warum die Leute den Song so begeistert feiern. Eine Umfrage in der gestrigen Ausgabe von „stern TV am Sonntag“ lieferte jedenfalls ein eindeutiges Meinungsbild:
Umfrage zu „Layla“ bei „stern TV am Sonntag“ RTL/Screenshot
Und wie das bei solchen Verbotsdiskussionen oft der Fall ist, löste die Kritik den Streisand-Effekt aus und verhalf dem Song nur zu noch mehr Aufmerksamkeit und Popularität. Inzwischen ist „Layla“ auch in Österreich auf Platz 1 und in der Schweiz auf Platz 2. Am 16. Juli erreichte der Song im internationalen Spotify-Ranking mit fast zwei Millionen Streams Platz 35. Internationale Versionen in englischer und niederländischer Sprache werden demnächst veröffentlicht. Den Machern hätte nichts Besseres passieren können und „Layla“ wird voraussichtlich noch viele weitere Wochen obere Ränge der Charts belegen – ganz nach dem Motto „Wir lassen uns das Feiern nicht verbieten“.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Stadtfuchs (geb. 1978) am
Da kann man es glaub auch lassen. Ich denke, auf den klatschenden Fernsehgarten kann man gut und gerne verzichten.
katinka1 am
Wieso ist denn dieses Lied so erfolgreich in den Charts? Weil es kaum andere Lieder gibt, die sich richtig einprägen aufgrund genialer Melodien. Das haben die Musiker wohl heute fast vollständig verlernt. Das, was heute in den Charts ist, ist entweder gecovert oder etwas, wo kaum Sound da ist. Was vor allem deutschsprachige Künstler auf den Markt bringen, kann man locker auch als Gedicht vortragen. Dazu brauche ich keine Musik.
LegendenLebenEwig (geb. 1983) am
Ich würde ja vorschlagen, daß Würzburg sich umbenennt ... in Würgsburg! Oder Bornierthausen.
Mit dem Lied Layla wird mal wieder aus einer Mücke ein Elefant gebastelt. Allmählich habe ich den Eindruck ich bin im Kindergarten gelandet, mein Gott Leute, last die Kirche im Dorf, oder habt ihr nichts anderes zu tun, als euch über jeden Blödsinn tierisch aufzuregen. Es ist ein harmloses Lied, wenn ihr euch aufregen wollt, dann regt euch über Gewalt und Hetze im Netz auf.
Wer mehr über "Layla" erfahren möchte und was Otto Normalverbraucher darüber denkt, kann sich die beiden Tagesgespräche vom BR und WDR auf die Ohren geben. In beiden Sendungen war als Experte Markus Henrik alias Dr. Pop zugegen.
Eigentlich sollte man den ZDF Fernsehgarten entschärfen.
User_685215 am
Bla bla bla, immer dieses scheinheilige getue, schlage die Kleinanzeigen auf und Such dir deine eigene Puffmami aus. Wenn Sie im gegenzug gleich die Puffs und Nutten in Würzburg zugemacht hätten, ja dann wäre es was tolles gewesen, so aber, nur net drüber sprechen.
Gianna S. (geb. 1964) am
Ich vermisse den guten alten Eurodance aus den 90ern, der ohne explizite Hass-, Gewalt- und sexistischen Texten auskam. Naja... damals war die Menschheit auch noch nicht so verblödet wie heute.
User 514805 (geb. 1974) am
Du sagst es. Mr. Vain, Rythm is a dancer etc.
Nocma (geb. 1979) am
würde seit Tagen nicht über diese tolle Lied berichtet hätte ich nie gewusst das es dieses Lied gibt, Sommerloch oder was ? es gibt ja auch sonst keine Probleme in diesem Land als so einen scheiß
Thomas01 am
Ich schlage dem Fernsehgarten und dem ZDF vor, das ganze Lied durchgehend mit einem Piepston zu belegen 🤣
mork.vom.ork am
Angesichts dessen, dass gefühlt mittlerweile in jedem 2. Song das F-Wort oder Schlimmeres vorkommt, ist diese Diskussion einfach nur lächerlich.
Ergänzend dazu müsste man eigentlich dann auch fast die gesamte Rap-Musik verbieten 🤐 oder ganz neue Musikgenres definieren wie z.B. Woke-Rap ;-) Dieses Land macht sich derzeit einfach nur komplett lächerlich. Aber irgendein ARD-Tagesthemen-Kommentator-Hans-Wurst wird schon sagen: Bitte verbietet uns noch mehr, bitte verteuert endlich dies und das ...
rasira schrieb: ------------------------------------------------------- > Ergänzend dazu müsste man eigentlich dann auch > fast die gesamte Rap-Musik verbieten 🤐 oder > ganz neue Musikgenres definieren wie z.B. Woke-Rap > ;-) > Dieses Land macht sich derzeit einfach nur > komplett lächerlich. Aber irgendein > ARD-Tagesthemen-Kommentator-Hans-Wurst wird schon > sagen: Bitte verbietet uns noch mehr, bitte > verteuert endlich dies und das ...
Wer hat denn irgendwas verboten? Wenn sich Rundfunkanstalten oder Partyorganisatoren dazu entscheiden ein Lied nicht zu spielen, üben sie damit ihre Selbstbestimmung aus. Das ist gelebte wirtschaftliche Freiheit, die Leuten wie Ihnen ja meist so wichtig ist. Hingegen wäre es staatliche Bevormundung sie dazu zu zwingen, das Lied zu spielen. Aber wahrscheinlich geht es in Ihnen in Wirklichkeit gar nicht um's Verbieten an sich, sondern immer nur darum, dass das "Richtige" verboten wird. Oder setzen Sie sich genauso energisch gegen staatliche Gender-Verbote ein, wie es sie z.B. in Frankreich gibt oder in Bayern bald geben soll?
OStD Dr. Gottlieb Taft schrieb: ------------------------------------------------------- > Wer hat denn irgendwas verboten? Wenn sich > Rundfunkanstalten oder Partyorganisatoren dazu > entscheiden ein Lied nicht zu spielen, üben sie > damit ihre Selbstbestimmung aus. Das ist gelebte > wirtschaftliche Freiheit, die Leuten wie Ihnen ja > meist so wichtig ist. Hingegen wäre es staatliche > Bevormundung sie dazu zu zwingen, das Lied zu > spielen. Aber wahrscheinlich geht es in Ihnen in > Wirklichkeit gar nicht um's Verbieten an sich, > sondern immer nur darum, dass das "Richtige" > verboten wird. Oder setzen Sie sich genauso > energisch gegen staatliche Gender-Verbote ein, wie > es sie z.B. in Frankreich gibt oder in Bayern bald > geben soll?
Ondina schrieb: ------------------------------------------------------- > Eigentlich sollte man den ZDF Fernsehgarten entschärfen. DAFÜR!!!!
@Plumpaquatsch: Daran musste ich auch zuerst denken.
User 616238 am
Ich war irgendwie immer der Meinung, früher wurde härter zensiert! Aber heutzutage findet man offenbar in jedem Lied etwas, was entweder zu anstößig oder rassistisch klingt. Dinge über die man sich früher überhaupt keine Gedanken gemacht hat, wenn man Musik gehört hat.
Erschreckend, wie sehr sich diese Welt zurückentwickelt! Ich hab mir den Track allein nur deshalb angehört, weil ich neugierig war! und ich finde ihn einfach sch*****. Und das liegt ausnahmsweise mal nicht am Text!
Oliver1972 (geb. 1972) am
... und Ginger Costello-Wollersheim lacht sich kaputt und schenkt ihrem Bert einen "Ananassaft" ein...
Meine Güte haben wir denn wirklich keine anderen Probleme,ich find das Lied jetzt überhaupt nicht sexistisch oder frauenherablassend,damals hat sich auch keiner aufgeregt als die "Spider Murphy Gang" "Skandal im Sperrbezirk" gesungen haben.oder "Police" sich mit "Roxanne" in die Charts katapultiert haben. Die Produzenten von dem "Layla" Lied sind zumindest jetzt im Gespräch und wahrscheinlich schon Millionäre.
Chrissi50 schrieb: ------------------------------------------------------- > damals hat sich > auch keiner aufgeregt als die "Spider Murphy Gang" > "Skandal im Sperrbezirk" gesungen haben
Äh ... doch. Im Bayerischen Rundfunk und in der ZDF-Hitparade wurde der Song nicht gespielt.
Spoonman schrieb: ------------------------------------------------------- > Chrissi50 schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > damals hat sich > > auch keiner aufgeregt als die "Spider Murphy > Gang" > > "Skandal im Sperrbezirk" gesungen haben > > Äh ... doch. Im Bayerischen Rundfunk und in der > ZDF-Hitparade wurde der Song nicht gespielt. > > https://de.wikipedia.org/wiki/Skandal_im_Sperrbezi > rk#Boykott_durch_manche_Sender
Der Bayerische Rundfunk regt sich doch bei jedem Mückenfurz auf. Siehe Marmor, Stein und Eisen bricht von Drafi Deutscher (unkorrektes Deutsch), die Sesamstraße (Unterschichtenfernsehen) oder Abschaltung des Scheibenwischer im BR (Tschernobyl 1986).
"Skandal im Sperrbezirk" von der "Spider Murphy Gang" ist deutsches Kulturgut. Luja sog i
Spoonman schrieb: ------------------------------------------------------- > Chrissi50 schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > damals hat sich > > auch keiner aufgeregt als die "Spider Murphy > Gang" > > "Skandal im Sperrbezirk" gesungen haben > > Äh ... doch. Im Bayerischen Rundfunk und in der > ZDF-Hitparade wurde der Song nicht gespielt.
*Laaach* Genau DAS wollte ich gerade schreiben "Äh, doch..."
Von diesem "Layla" habe ich noch nie was von gehört...kenne nur den gleichnamigen Song von Eric Clapton....dachte erst schon, um den geht es! :))))
Fernsehschauer am
Man merkt dass wir richtig im Sommerloch sind wegen einer Textzeile die heißt dass Puffmutter Layla junger,schöner,geiler sei so nen Fass aufzumachen... Unglaublich. Hat einer von diesen Personen die darin Sexismus sehen schon einmal die Möchtegern Rap Songs von deutschen Rappern gehört? Da kommen dann schon heftigere Textzeilen wie "Ich f*cke deine Mutter" und ähnlich vor...
Fernsehschauer am
Ergänzung: Die die sich über "Layla" aufregen sollen lieber nicht die The Bad Touch von The Bloodhound Gang hören. Das ist eindeutig sexualisierter als "Leyla"...