Kulturstaatsminister Neumann fordert mehr Dokus statt Talkshows
Kritik am Ausbau der Digitalkanäle von ARD und ZDF
Michael Brandes – 30.04.2012, 21:36 Uhr

Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur und Medien (CDU), hat die öffentlich-rechtlichen Sender aufgefordert, anstelle von Talkshows wieder mehr anspruchsvolle Dokumentationen zu zeigen. Zugleich warnte Neumann ARD und ZDF vor der Gründung weiterer Digitalkanäle.
Während der Verleihung des Deutschen Filmpreises wies der Kulturstaatsminister in seiner Eröffnungsrede auf eine erfreuliche Entwicklung für die Dokumentarfilmer hin: Erstmals waren bei der diesjährigen Preisverleihung nicht zwei, sondern drei Dokumentarfilme nominiert. Jede Nominierung ist mit 100.000 Euro dotiert. „Was mich allerdings erheblich ärgert, ist, dass bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten genau das Gegenteil passiert“, sagte Neumann. Dokumentarfilme würden zunehmend auf unattraktive Sendeplätze in Richtung Mitternacht verbannt. „Lieber eine Talk-Show weniger und dafür mehr Kultur“, forderte Neumann.
Im Gespräch mit dem ‚Westfalen-Blatt‘ legte der Minister nach. Er forderte die Sender dazu auf, mehr Dokumentationen und weniger Talkshows auszustrahlen: „Diese Inflation der Talkrunden ist mit nichts zu rechtfertigen. Der eigentliche Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist Information, qualifizierte Unterhaltung und nicht zuletzt auch Kultur“, sagte Neumann, der auch die Abschiebung relevanter Inhalte von den Hauptprogrammen zu den Digitalkanälen kritisierte. Er sei „gegen höhere Gebühren, die man braucht, um zusätzliche Kanäle zu finanzieren“. Es dürfe nicht sein, dass „Substanzielles in die zusätzlichen Nebenkanäle gedrängt wird“. Dadurch werde das Hauptprogramm entqualifiziert. Außerdem könne es „nicht angehen, dass wir am Ende für jedes Thema einen eigenen Fernsehkanal unterhalten müssen“.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Meckerer am via tvforen.de
Ja, und ich fordere weniger Versorgungspöstchen für Politiker und dafür Freibier für alle!
Im übrigen @wunschliste: Der Mann hat den Rang eines Staatsministers (= Staatssekretär), nicht eines Ministers, wie im letzten Absatz verfälschend behauptet wird. Wir wollen den Typen ja nicht wichtiger machen als er ist :-).Helmprobst am via tvforen.de
Natürlich ist ein bisschen Polemik immer gut, um sich in die Schlagzeilen zu bringen. Aber haben wir in Deutschland nicht eine Trennung von Politik und Medien? Sprich: was ein Politiker sagt und denkt hat die Programmacher nicht zu interessieren und umgekehrt darf ein Politiker nicht glauben, seine persönliche Meinung könnte die Programminhalte beeinflussen. Das finde ich sogar äusserst bedenklich, um nicht zu sagen gefährlich. Gerne kann jeder seine Meinung zu Medieninhalten sagen, aber wenn ich lese, dass ein Politiker etwas "fordert", dann hört es bei mir auf. Der Rundfunk sollte unabhängig sein und nicht auf parteipolitische Interessen achten.