Jussie Smollett: Staatsanwaltschaft lässt Anklagen fallen, sorgt für Entrüstung

Verdachtsmomente gegen Schauspieler bleiben bestehen

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 27.03.2019, 14:15 Uhr

Jussie Smollett als Jamal Lyon in „Empire“ – Bild: Michael Lavine/FOX
Jussie Smollett als Jamal Lyon in „Empire“

Die Strafsache um einen mutmaßlichen Angriff auf Schauspieler Jussie Smollett ist zu einem etwas überraschenden Abschluss gekommen: Die Staatsanwaltschaft von Chicago hat nach einem Deal mit dem Schauspieler die Anklagen wegen möglicher polizeilicher Falschaussage fallen gelassen. Allerdings könnte es noch zu einer Anklage durch die Bundesbehörden kommen, da in den Fall auch ein Brief verwickelt ist – und die Post ist Bundessache.

Formal wurde zwischen der Staatsanwaltschaft und dem Schauspieler ein deferred prosecution agreement geschlossen: Die Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine gerichtliche Verfolgung der Anklage (und die vorherige Anklage wird nicht ins US-Gegenstück des „polizeilichen Führungszeugnisses“ eingetragen), während der zuvor Angeklagte gewisse Auflagen auf sich nimmt. In diesem Fall verzichtet Smollett laut Deadline auf die Rückzahlung von 10.000 US-Dollar, die er im Rahmen seiner vorläufigen Freilassung auf Kaution hinterlegt hatte. Die Staatsanwaltschaft erkennt zudem an, dass Smollett sich in der Vergangenheit regelmäßig für soziale Zwecke in der Stadt engagiert hatte und sozusagen „Sozialarbeit“ leistet.

Die Staatsanwaltschaft begründet ihr Vorgehen: „Nachdem wir alle Fakten und Begleitumstände des Falls begutachtet haben und eingedenk Mr. Smolletts Sozialarbeit und seiner Zustimmung, seine Kaution zugunsten der Stadt Chicago verfallen zu lassen, glauben wir, dass dieses Ergebnis eine im Wesentlichen gerechte und angemessene Auflösung des Falls ist.“

Smollett gab ebenfalls ein Statement ab: „Zunächst möchte ich meiner Familie, meinen Freunden und den unglaublichen Leuten von Chicago und überall im Land danken, die mich in ihre Gebete eingeschlossen haben, die mir Unterstützung gegeben haben und die mir gezeigt haben, wie viel Liebe sie mir entgegenbringen. Niemand wird je ermessen können, wie viel mir (diese Unterstützung) bedeutet hat und ich werde für immer dankbar sein. Ich möchte alle wissen lassen, dass diese Unterstützung nicht fehlgeleitet war: Ich habe die Wahrheit gesagt, schon vom ersten Tag an. Ich wäre nicht der Sohn meiner Mutter, wenn ich auch nur im Ansatz zu dem fähig wäre, was mir vorgeworfen wurde.“

Der Vorgang sorgte für ein geteiltes Echo in der Öffentlichkeit.

Vorgeschichte
Sänger und Schauspieler Jussie Smollett („Empire“) hatte gegenüber der Polizei Anzeige erstattet, der zufolge er am 29. Januar von zwei maskierten Männern brutal attackiert, geschlagen und mit rassistischen und homophoben Parolen beschimpft worden worden war – markant auch, dass die Angreifer den Slogan des amtierenden US-Präsidenten auf Kappen trugen: MAGA („Maka America Great Again“).

Die Polizei von Chicago ging dem Fall nach, die Öffentlichkeit zeigte sich über das augenscheinliche Hassverbrechen empört. Auch über mangelnde Erfolge der Polizeiermittlungen wurde sich echauffiert. Zwei Verdächtige wurden verhaftet, befragt und später wieder auf freien Fuß gesetzt. Das Gerücht aus Polizeikreisen machte sich breit, dass Smollett selbst zwei flüchtige Bekannte mit dem Überfall beauftragt haben könnte. Die Polizei übergab schließlich entsprechende Ermittlungsergebnisse an die Staatsanwaltschaft. Die erließ die Anklage, ein Haftbefehl folgte. Smollett leiste diesem Folge und meldete sich bei der Polizei.

Allerdings schoss die Polizei von Chicago danach mit einer Pressekonferenz deutlich über das Ziel hinaus: Während man das öffentliche Interesse nach Informationen zu dem Haftbefehl gegen das mutmaßliche Opfer befriedigte, wurden Smollett wortreich niedere Motive unterstellt, er habe nur seinen „Marktwert“ stärken wollen. Bei einer gerichtlichen Anhörung zur Frage, ob Smollett einstweilen auf Kaution freikommen könne, wurden als Beweis für die Stichhaltigkeit der Anklage auch Textmessages verlesen, deren Inhalt die vorherige Gerüchte untermauerten: Eine ausführliche Kommunikation zur Planung eines fingierten Angriffs und seinen Begleitumständen, etwa die MAGA-Kappen. Smollett kam gegen Kaution auf freien Fuß.

Daraufhin wurde er jedoch bei „Empire“ aus den noch zu drehenden beiden Episoden der fünften Staffel geschrieben.

Was bleibt
Einerseits eine weitere mögliche Anklage: Im Vorfeld des „Angriffs“ vom 29. Januar war ein Drohbrief gegen Smollett an Cinespace Studios geschickt worden – wo für „Empire“ gedreht wird. Da die Vermutung existiert, dass Smollett ihn selbst geschickt hat, könnte dieser „Post-Missbrauch“ noch als Straftat zur Anklage kommen.

Bei FOX und „Empire“-Produzent 20th Century Fox TV hielt man zunächst den Ball flach und kommentierte ohne große Wertung: „Jussie Smollett hat stets seine Unschuld beteuert und wir sind erfreut, dass alle Anklagen gegen ihn fallen gelassen wurden.“ Wie es um die Zukunft des Darstellers dort steht, wird erst die Zeit zeigen.

Ob sich Smollett in den Augen der Öffentlichkeit von den Vorwürfen frei machen wird können, darf bezweifelt werden: Nun wird jedenfalls keine objektive Instanz darüber befinden, ob die bekannt gewordenen Beweismittel stichhaltig sind. Die Unterlagen zum Fall wurden mit Beendigung des Verfahrens gerichtlich versiegelt.

Auch die Staatsanwaltschaft gab übrigens in Interviews zu Protokoll, dass man davon überzeugt sei, dass Smollett den Überfall selbst inszeniert habe – denn hätte es sich in den Augen der Staatsanwaltschaft bei dem Vorfall um ein Verbrechen gegen Smollett gehandelt, müsste bei so einer schweren Tat auch weiter aktiv nach den Schuldigen gesucht werden. Aber Chicago sieht sich in Sachen Verbrechensbekämpfung durch „echte Gewalt- und Hassverbrechen“ so herausgefordert, dass solche Fälle von Falschaussagen eben zügig abgeschlossen würden.

Die Polizeigewerkschaft von Chicago hat unterdessen eine Untersuchung des Vorgehens der lokalen Staatsanwaltschaft durch die Aufsichtsbehörden der Bundesregierung gefordert, da man der Überzeugung ist, Smollett hätte zur Rechenschaft gezogen werden müssen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1983) am

    Ich den ganzen Vorgang einfach nur erbärmlich. Es ist gibt schon genug ECHTE Probleme mit Rassismus und sogenannten Hassverbrechen. Da braucht es nicht auch noch sowas. Echt miese Nummer.
    • (geb. 1995) am

      Bin gespannt ob FOX hier in Deutschland die Vierte Staffel noch als DVD rausbringen wird. Aber dass Smollett seinen Job bei Empire behalten wird, ist stark zu bezweifeln, da sonst die Quoten brachial einbrechen würden.
      • (geb. 1985) am

        ekelhafter typ 
        tat der gay community und den schwarzen in den USA nicht gerade gut seine dumme Manipulation 

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