Sabine Zimmermann: „Ich bin richtig stolz auf meinen Vater!“

Ein Gespräch zum 50. Jubiläum von „Aktenzeichen XY“

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 25.10.2017, 08:00 Uhr

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Zur 400. Sendung im Mai 2007 waren Sabine und Eduard Zimmermann noch einmal bei Rudi Cerne im „XY“-Studio zu GastZDF/​Thomas K. Schumann

Wenn ich an das „XY“ von Eduard Zimmermann denke, dann denke ich an die legendäre Deko mit sehr viel Beige und Braun. Sie saßen aber meistens, gerade in den ersten Jahren, in sehr knalligen Kostümen im Studio, leuchtendes Pink oder leuchtendes Grün …

Sabine Zimmermann: (lacht) Das hat meinem Vater nicht immer gefallen. Also, das mit den Farben, das ging. Aber ich weiß, einmal hatte ich ein Jackett, aber darunter trug ich eine schwarze Spitzenbluse, die aber wirklich bis oben hin geschlossen war. Es war kurz vor der Sendung und wenn mein Vater eine andere Bluse gefunden hätte oder wir hätten einen Kostümfundus gehabt … ich glaube, er hätte mich am liebsten nach Hause geschickt. Er hat dann furchtbar geschimpft: „Weißt du, was wir für eine Sendung haben?“ – „Vater, ich bitte dich!“ (lacht) Da war er sehr eigen. Aber wir hatten keinen Fundus und er musste mich nehmen, wie ich war.

fernsehserien.de: Als Sie 1997 dann die Position als Produktionsleiterin bei „Aktenzeichen XY …ungelöst“ übernahmen, was wollten Sie gezielt anders oder moderner machen, auch gemeinsam mit der Redaktionsleiterin Ina-Maria Reize?

Sabine Zimmermann: Das waren immer Überlegungen zu dritt, immer gemeinsam mit meinem Vater. Ina Reize hatte in meinem Vater einen großen Befürworter für neue Ideen, die wir ihm oft gar nicht zugetraut haben. Er hätte es vielleicht selbst nicht so gemacht, er war eine andere Persönlichkeit. Er hat aber immer die Idee dahinter gesehen und wollte es dann probieren. Das war zum Beispiel auch mit dem „XY-Preis“ so. Den hatte sich Ina Reize ausgedacht und die Unterstützung, die hat sie sich bei meinem Vater geholt. Er hat damals sogar gesagt: „Ich glaube nicht, dass das was wird.“ Und jetzt, 15 Jahre später, wird er immer noch verliehen.

Sabine Zimmermann bei der diesjährigen Verleihung des „XY-Preises“ in BerlinZDF/​Jule Roehr
Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Produktion der Filmfälle?

Sabine Zimmermann: Der ganze Vorgang. Früher ist anders gedreht worden, auch das ZDF musste sich erst daran gewöhnen, dass der Aufwand größer wurde. Also, das war ein Prozess, der oft schwierig in den Kalkulationsbesprechungen mit dem Sender war. Für uns intern nicht, aber meine Kameramänner, die lachen heute noch, weil ich damals zuerst gesagt habe, pro Dreh gibt es nur einmal einen Krahn oder einen Dolly. Die neuen Anforderungen musste ich dem Sender gegenüber erst sukzessive durchdrücken. Wobei ich sagen muss, wir wurden letztendlich vom ZDF auch immer unterstützt. Aber es war halt ein bisschen ein Kampf.

Sie haben auch neue Regisseure mit an Bord geholt, wie Thomas Pauli, der seit 2001 für „XY“ dreht.

Sabine Zimmermann: So wurde es ein bisschen moderner. Die neuen Regisseure haben mir damals sehr geholfen. Ich bin ja auch vom „alten Schlag“ gewesen, aber wir haben uns da super ergänzt. Und letztendlich, egal ob damals mit meinem Vater im Hintergrund oder mit dem ZDF und den Regisseuren, wir haben uns nach und nach ein bisschen erneuert, ohne unsere Linie zu verlassen. Das ist, glaube ich, unser Geheimnis.

Vor zehn Jahren waren Sie gemeinsam mit Ihrem Vater noch einmal bei Rudi Cerne im Studio zu Gast, das war zur 400. Sendung. Hat es ihm damals viel bedeutet zu sehen, dass die Sendung wieder so erfolgreich war und dass er seine Weggefährten zum 40. Jubiläum noch einmal sehen konnte?

Sabine Zimmermann: Ja, absolut. Da ging’s ihm schon nicht mehr ganz so gut, aber er war stolz. Das ist sein Werk! Nun ist er ja nicht mehr, aber ich muss ganz ehrlich sagen, auch ich bin so stolz auf das, was er geschaffen hat. Ob jetzt Weißer Ring, oder die Sendung, oder der „XY-Preis“, einfach genial. Er hatte einfach diese stoische Ruhe, das alles durchzuziehen, was mich auch manche Träne gekostet hat als Tochter, weil ich nicht in die Disco durfte oder dies nicht und jenes nicht. Aber das war seine Stärke, das war er und deshalb stehen wir heute alle hier. Also, ich bin richtig stolz auf ihn!

Ich danke Ihnen für das Gespräch. Genießen Sie die Jubiläumsfeier!

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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