Netflix-Serie „Dark“: Interviews mit den Showrunnern und Schauspielern

Erste deutsche Netflix-Serie geht an den Start

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 29.11.2017, 16:59 Uhr

Louis Hofmann & Lisa VicariNetflix/​Julia Terjung/​Stefan Erhard

fernsehserien.de: „Dark“ lebt unter anderem von einer überaus komplexen Story. Wie haben Sie sich da reingefuchst?

Lisa Vicari: Zuerst hatte ich nur die ersten beiden Folgen gelesen, aber danach habe ich mir dann so einen kleinen Plan aufgemalt. Wenn man das Drehbuch liest, ist es manchmal schwierig, weil man keine Bilder zu den Personen hat. Aber das hat mir dann erstmal sehr gut geholfen. Letztendlich macht es natürlich alles Sinn, aber man muss sich schon konzentrieren. Allerdings finde ich es wirklich gut, dass „Dark“ eine Serie ist, wo man ein bisschen sein Gehirn anschmeißen muss und mitdenkt, die einen fordert. Das macht es ja gerade erst spannend.

War die Arbeit am Set genauso spannend oder ging es als Kontrast zur Dunkelheit in der Story dann eher locker und spaßig zu?

Vicari: Wir hatten einige Momente, in denen wir sehr viel gelacht haben. Bo ist eigentlich auch für jeden Spaß zu haben.

Louis Hofmann: Man braucht das irgendwie auch. Es gibt hochemotionale oder körperlich harte Szenen, dann braucht man ab und zu Momente, die einen wieder runterbringen. Bei diesen Gruppenszenen mit allen fünf Jugendlichen hatten wir eine tolle Dynamik. Diese spannenden Nachtdrehs waren so ein bisschen wie eine Klassenfahrt oder eine Nachtwanderung. Man ist übermüdet und irgendwann wird man völlig bescheuert und steht dann eben im Neoprenanzug unter einer riesigen Regenmaschine. Ganz klar, dass man im Matsch ausrutscht und dass Sachen passieren, über die man sich schon sehr gut amüsieren kann.

Hat Sie die Größe der Produktion eingeschüchtert?

Hofmann: Ich glaube, ich hatte schon Angst, eine solche Serie als Darsteller mitzutragen, ein so großes Mammutprojekt. Von Senderseite und Publikum stecken da so viele Erwartungen drin. Jonas ist ja wieder eine Figur mit der einen oder anderen Macke und mit wirklich großen Problemen. Aber ich fand es so schön, dass er über die ganze Serie hinweg auch nach einer Art Normalität strebt, trotz all der unglaublichen Schwierigkeiten, mit denen er umgehen muss.

„Dark“ ist wie viele andere Netflix-Serien auf Bingewatching ausgelegt. Ich frage mich manchmal, ob dabei nicht etwas verloren geht. Bei einer wöchentlichen Serie lebt man oft monatelang mit Figuren, freut sich in dieser Zeit dann auch immer, sie wieder bei sich zu haben.

Hofmann: Aber man vergisst auch Sachen, wichtige Handlungsstränge. Es hat seine Vor- und Nachteile. Ich glaube, bei „Dark“ kann es von Vorteil sein, wenn man es wirklich bingewatched, weil es eben so viele verschiedenen Stränge sind, weil wir 76 Rollen haben und weil die Handlung auf verschiedenen Zeitebenen abläuft. Ich glaube, es ist gut, wenn man da dranbleibt, um das alles zu verstehen. „Dark“ ist auch etwas, was man zwei, drei Mal gucken könnte … und auch sollte. [lacht]

Eine der angesprochenen Zeitebenen ist das Jahr 2019. Glauben Sie, in 14 Monaten werden Sie enttäuscht sein, wenn das echte 2019 nicht dem der Serie entspricht?

Hofmann: Unser 2019 ist jetzt nicht wie das 2019 in „Black Mirror“ oder so. Dort ist es schon sehr dystopisch und es wird eine sehr viel größere Weiterentwicklung gezeigt. Diese Vorstellungen waren schon immer überhöht. In den Sechzigern dachten wir, dass wir heute bereits mit Autos durch die Gegend fliegen würden. Ich finde, wir sind relativ nah an 2017 dran.

Vicari: Wir haben auch noch die alten Handys …

Hofmann: Jonas hat sogar ein iPhone 4! Dafür hab ich mich eingesetzt, Jonas darf kein neues Handy haben. Zersplittert haben wir’s auch noch!

Auf der nächsten Seite geht es weiter mit dem Interview mit den Schauspielern Jördis Triebel und Maja Schöne.

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