Moderatorin und Schauspielerin Yvette Dankou: „Bei ‚Hugo‘ waren wir wie eine kleine Familie“

Interview über die interaktive Gameshow und ihre Arbeit als Schauspielcoach

Dennis Braun
Dennis Braun – 17.04.2024, 12:00 Uhr

Yvette Dankou 1995 in der „Hugo Show“ (l.) und heute – Bild: Kabel 1/Yvette Dankou/Collage by TV Wunschliste
Yvette Dankou 1995 in der „Hugo Show“ (l.) und heute

Vor fast genau 30 Jahren, am 18. April 1994, startete bei Kabel 1 mit „Hugo“ die allererste interaktive Gameshow, in der Zuschauer live mit ihrem Tastentelefon mitspielen konnten. Der über drei Jahre anhaltende Erfolg mit täglich bis zu 600.000 Zuschauern und 250.000 Anrufern brachte nicht nur den Sender massiv voran, sondern machte auch die Moderatorinnen des Formats einem großen Publikum bekannt: Für Judith Hildebrandt, Minh-Khai Phan-Thi und Sonja Zietlow begann hier jeweils eine erfolgreiche Karriere. Und auch für Yvette Dankou war „Hugo“ der Türöffner zu einem erfüllenden Berufsleben.

Kurz vor dem runden Jubiläum, das wir mit einem ausführlichen Special zelebrieren werden, erzählt die gebürtige Berlinerin im Interview mit fernsehserien.de von ihrer Zeit bei der Gameshow, die sie von April 1995 bis Dezember 1996 moderierte. Darüber hinaus berichtet Yvette, die mit zweitem Vornamen „Ablanvi“ heißt, von ihren weiteren Karrierestationen und ihrer heutigen Arbeit hinter der Kamera als Schauspiel- und Mediencoach.

fernsehserien.de: Liebe Yvette, du warst erstmals 1990 in einer Nebenrolle in der sechsteiligen ZDF-Weihnachtsserie „Ron und Tanja“ zu sehen. Welche Erinnerungen hast du an deinen Karrierestart?

Yvette Dankou: Das war ganz spannend, denn ich hatte bis dato gar keine Erfahrungen in der Medienwelt gesammelt und habe vor allem gemodelt. Irgendwann hatte meine Agentur ein Angebot für eine Nebenrolle in einer ZDF-Serie auf dem Tisch und meinte, das wäre eventuell etwas für mich. Dann ging alles ganz schnell: Ich habe „Ja“ gesagt und musste nicht einmal an einem Casting teilnehmen, sondern wurde direkt dem Regisseur und der ganzen Crew vorgestellt.

Konntest du dich ins Schauspielfach schnell reinfuchsen? Es war für dich ja komplett neues Terrain.

Yvette Dankou: Ich habe eine Italienerin namens Gina gespielt, was insofern ganz interessant war, weil ich nach dem Abi in einem italienischen Sportclub auf Ibiza als Sportanimateurin tätig war und dort zumindest ein paar Brocken Italienisch gelernt hatte. Gina war quasi der love interest des Hauptdarstellers. Teile der Serie wurden auch in Rom gedreht, wo es mir wahnsinnig gut gefallen hat.

In einer Szene sollte ich in einem Cabriolet, das natürlich auf einem Anhänger aufgebockt war, an dem die Kamera befestigt war, über die Piazza Navona fahren. Dabei habe ich mit den Händen – typisch italienisch – so wild gestikuliert, dass ich quasi die Kurve verpasst habe. Die wilden Handzeichen des Regisseurs, die Hände mehr ans Steuer zu nehmen, konnte ich allerdings nicht deuten, sodass wir anhielten und er mich aufklären musste. Das war sehr, sehr lustig. (lacht)

Generell war es eine ganz tolle Crew und wir haben viel zusammen unternommen und viel gelacht. Es haben auch sehr erfahrene Schauspielerinnen und Schauspieler mitgespielt, zum Beispiel Günter Lamprecht und Winfried Glatzeder. Und ich hatte großen Spaß daran, sie in ihrem Spiel zu beobachten und von ihnen zu lernen und empfand das Schauspiel daher von Anfang an als relativ easy.

1994 warst du erneut im ZDF in der Jugendsportsendung „X-treme – Fun Sport Tour“ zu sehen, die du unter anderem an der Seite von Oliver Geissen moderiert hast. Wie kam es zu diesem Engagement?

Yvette Dankou: Ähnlich wie bei meiner ersten Schauspielrolle und wie bei fast allen meinen Projekten, passierte alles eher zufällig – eigentlich bin ich in alle meine Lieblingsjobs praktisch „hineingefallen“. Und da ich ein sehr neugieriger und immer mutiger werdender Mensch bin, habe ich vieles einfach mal ausprobiert. Bei „X-treme“ war es zum Beispiel so, dass sowohl meine Moderationskollegin Antonia Lang, meine Kollegen Christof Arnold und Oli Geissen als auch ich nicht wirklich wussten, worum es sich bei diesem ZDF-Format eigentlich genau handelte – nur, dass es allgemein um Sport ginge, wurde uns mitgeteilt. Als wir die zweite Casting-Runde erreicht hatten, wurden wir zum Surf-Cup auf Sylt eingeflogen, bekamen alle vier ein Mikro in die Hand und wurden ins kalte Wasser geworfen. Abends erfuhren wir dann, dass wir vier als Moderatoren für die Fun-Sport-Live-Sendung „X-treme“ ausgewählt wurden.

Wie groß die Sache wirklich war, realisierten wir erst beim Dreh. 10.000 Menschen waren live vor Ort und zwei Städteteams traten in verschiedenen Funsport-Disziplinen wie zum Beispiel Bungeejumping oder Houserunning gegeneinander an – ein wenig wie früher bei „Spiel ohne Grenzen“, nur eben etwas moderner. Die Dimension wurde uns dann erst richtig bewusst, als wir das Ergebnis im Fernsehen gesehen haben. Bis heute bin ich unserem damaligen Regisseur extrem dankbar, dass er uns Neulinge nicht überfordert hat und keine allzu langen Takes gedreht hat – so hat er uns viel an Nervosität und Anspannung genommen. Am Schluss wurde stets der Song „Everlasting Love“ gespielt und immer, wenn ich ihn heute höre, ploppen die tollen Erinnerungen an diese Zeit auf.

Diese Erfahrungen haben dir sicher auch für „Hugo“ geholfen, wo du im Frühjahr 1995 als Nachfolgerin von Sonja Zietlow an Bord kamst. Hast du dich für den Job beworben und wie lief der Castingprozess ab?

Yvette Dankou: Auch hier war meine Modelagentur wieder die treibende Kraft und hat mich zum öffentlichen Casting geschickt. „Hugo“ war mir vorher kein Begriff und ich sollte mir ein Männchen vorstellen, mit dem ich sprechen sowie nach vorne, hinten, links und rechts hüpfen sollte – in Vorbereitung auf das virtuelle Studio. Aha … So wirklich konnte ich mir allerdings keinen Reim darauf machen. Obendrein war es eine enorme Herausforderung, da mehrere hundert junge Leute aus Berlin am Casting teilnahmen und man vor diesen direkt spielen musste.

Ein paar Tage später wurde ich für die zweite Runde nach München zu Kabel 1 eingeladen, was ich ganz aufregend fand. Hier lernte ich dann die Chefs sowie das ganze Team kennen und konnte innerhalb einer Probewoche einiges ausprobieren und mir die Sendungen von den anderen Moderatorinnen anschauen. Am Ende hat man sich für mich entschieden und ich durfte im April 1995 meine erste Sendung moderieren.

Auf der nächsten Seite erzählt Yvette Dankou, wie nervös sie bei ihrer ersten Live-Sendung war, wie das virtuelle Studio technisch umgesetzt wurde und sie sich mit ihren Moderationskolleginnen verstanden hat.

weiter

weitere Meldungen