Gefälschte Briefe, Frauenknochen, Voodoopuppen
Attrappen fürs Fernsehen
Jutta Zniva – 06.07.2005
„Geht nicht“ gibt’s bei Angelika Mende nicht. Alles ist möglich. Wenn für eine Fernseh- oder Filmproduktion ein Requisit gebraucht, das sich in keinem Fundus findet, wird sie angerufen. In ihrer „Werkstatt für Unbeschaffbares“ fabriziert sie dann – oft über Nacht und unter Zeitdruck – uralt aussehende Frauenknochen, das Tagebuch des Auschwitz-Arztes Josef Mengele oder eine Voodoopuppen, die einem bestimmten Schauspieler zum Verwechseln ähnlich sehen soll.
Zeigt die Kamera in Serien, Krimis oder Spielfilmen etwa eine Sterbeurkunde, kann es gut sein, dass Angelika Mende sie samt täuschend echt aussehendem Stempel gefälscht hat. Auch das illustrierte Tagebuch eines schizophrenen Massenmörders aus der TV-Krimiserie „Eva Blond“ stammt aus ihrer Werkstatt: Die Attrappe sieht sehr authentisch aus, enthält bei genauerem Hinsehen aber nur das „Vater unser“ in Krakelschrift und eigene Familienfotos der gelernten Werbegestalterin.
Aus Ton, Wachs, Kunststoff, Gips, Schrauben und Holz bastelt sie alles Mögliche und Unmögliche. So etwa auch Atrappen von Knochen und Zähne „aus der Zeit 2500 v. Chr.“ – ebenfalls für „Eva Blond“: Was im Krimi wie ein prähistorischer Unterschenkel eines Frauenskeletts aussieht, wurde beim Fleischer erstanden: Der Knochen kam vom Kalb, wurde sorgfältig aufgekocht, mit einer Feile aufgerauht und mit einer Patina aus Zwiebelsud auf uralt getrimmt.
Für die ZDF-Serie „Ein starkes Team“ gestaltete Menge die Kulisse eines Dessous-Shops, und für einen Kurzfilm baute sie das Büro des US-Präsidenten nach. Für den Kinofilm „After the Truth“ fertigte sie „alte“ Akten für ein ebensolches „Kellerarchiv“ und rekonstrutierte das Tagebuch des SS-Arztes Josef Mengele. Auch die Goebbels-Tagebücher hat sie schon mal nachgebastelt.
Ihre Sachen sind durch die Bank gefinkelte Spezialanfertigungen: Für den Film „Tulse Luper Suitcases“ von Peter Greenaway bastelte sie aus Holz ein „russisches“ Schachbrett „aus den 50er Jahren“ mit sieben Gelenken, das sich in jeder Reihe einmal falten lässt. „Gefälschte“ Briefe für Film und Fernsehen sind im Vergleich dazu eher ein Kleinauftrag. Die Kosten für die unglaublichen Mende-Requisiten liegen zwischen 60 und 6.000 Euro.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
BrandungsFelsen am via tvforen.de
Jetzt wissen wir endlich, wer wirklich für "Führers Hund" verantwortlich ist. ;-)Waldorf am via tvforen.de
Du meinst Führers Haupt. Oder war es "Fritze Hitler"? Irgendwas bringe ich jetzt, glaube ich, durcheinander...Baby Jane am via tvforen.de
"Das ist aller-, allerechtester Hitler!"Waldorf am via tvforen.de
Wirklich? Wenn das der Führer wüßte...Willi am via tvforen.de
...der würde sich im Grabe umdrehenBaby Jane am via tvforen.de
"Die Olympischen Spiele sind schon fast ausverkauft; hoffentlich bekomme ich für Eva noch Karten." *ggg*Waldorf am via tvforen.de
War das bei "Schtonk"? Kann mich gar nicht erinnern... Nun, habe den Film auch längere Zeit nicht mehr gesehen.
"Herr Hauptstrumführer! Der Führer... äh... er brennt nicht. Und die Frau Braun, äh... die Frau Führer, die brennt auch nicht..." - "Nehmen sie etwas Benzin, die brennen schon! Und sagen Sie nicht mehr 'Hauptsturnführer' zu mir!" - "Jawoll, Herr Hauptsturmführer!"Baby Jane am via tvforen.de
Schtonk, ja. :-)
Und Dr. Wieland, der Verlagsleiter von "HH-press" sagte: "Wenn ich denke, daß wir jetzt in Händen halten, was seine Hände einst berührt haben ... dann weht einen hier schon so etwas an, so ein ... Eishauch der Geschichte."
Die im Stern veröffentlichten Kujau-Hitler-Tagebücher sind übrigens im Netz nirgends mehr zu lesen. Zumindest habe ich sie nicht gefunden. Würde ich gern mal wieder drin schmökern.Waldorf am via tvforen.de
Habe es doch tatsächlich geschafft, einen militärischen Rang zwei von drei mal verkehrt zu schreiben... tsts...
Interessant, daß die Hitler-Tagebücher mal im Internet waren. Fragt sich, was da drinstand. Etwa "Görreng est schon weederr fetterr geworrdänn. Ärr werrd noch platzenn!". Naja, genug davon. Vielleicht haben die Bertelsmänner die Finger im Spiel.
Tjaja, in den Siebzigern und Achtzigern konnte man den Stern noch lesen. Heute eher nicht mehr.BrandungsFelsen am via tvforen.de
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/NeueHerausforderungen_zeitschriftSternHitlerTagebuecher/index.jpgWaldorf am via tvforen.de
Oder etwa doch "Führers Hund"? Jeder Depp kann sehen, daß es sich um ein "F" handelt...
Danke jedenfalls für das Bild!