„Empire“-Darsteller Jussie Smollett in Haft genommen

Schauspieler wird Falschaussage über Hassverbrechen vorgeworfen

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 21.02.2019, 14:56 Uhr

Jussie Smollett als Jamal Lyon in „Empire“ – Bild: Michael Lavine/FOX
Jussie Smollett als Jamal Lyon in „Empire“

Vorläufiger Höhepunkt eines traurigen Skandals: Der Schauspieler und Sänger Jussie Smollett hat sich der Polizei gestellt. Dem „Empire“-Darsteller wird eine fälschliche Anzeige bei der Polizei von Chicago zur Last gelegt, eine „fourth grade felony“, eine „minder schwere Straftat“. Smollett hatte angegeben, am 29. Januar 2019 Opfer eines Überfalls mit rassistischen Begleitumständen gewesen zu sein – eines Hassverbrechens. Nach aktuellen Ermittlungsstand hatte Smollett die „Täter“ allerdings selbst beauftragt und bezahlt. Daher wurde gestern ein Haftbefehl gegen ihn erlassen, woraufhin sich Smollett jetzt in Polizeigewahrsam begeben hat. Der „normale“ weitere Verlauf ist, dass ein Richter die Anschuldigungen der Polizei prüft und gegebenenfalls entscheidet, ob Smollett zunächst gegen Kaution auf freien Fuß kommt, während der Fall langfristig vor Gericht gehen dürfte.

Aktuell gehört Smollett zum Cast der erfolgreichen US-Serie „Empire“. Dort spielt er seit Anfang Jamal Lyon – die Figur ist wie Smollett homosexuell. Am 29. Januar hatte der Schauspieler in Chicago gegenüber der Polizei angegeben, von zwei weißen Männern in Skimasken angegriffen worden zu sein. Sie hätten ihn mit rassistischen und homophoben Beschimpfungen traktiert. Daneben hätten sie ihn niedergerungen, ihn mit einer unbekannten Flüssigkeit übergossen und ein Seil mit einer Schlinge um seinen Hals gelegt – Erhängen und (zunächst mit Benzin übergießen und dann) in Brand setzen gehört ins Umfeld des Lynchens, einer vor allem im Süden der USA viel zu lange gängigen Form rassistischer Gewalt aus der weißen Bevölkerungsmehrheit gegen Afro-Amerikaner. Smollett gab weiter an, dass die Täter ihm entgegen gerufen hätten: „Hier ist MAGA-Land“ – MAGA ist eine Abkürzung für „Make America Great Again“, ein politischer Wahlkampfslogan von Präsident Donald J. Trump. In der aufgeheizten politischen Atmosphäre der USA wird der Slogan häufig von Rassisten verwendet, um die Ausgrenzung von Minderheiten „zum Wohle des Landes“ zu rechtfertigen.

Schon mehrere Tage kursierte das Gerücht, die Polizei vermute, dass Smollett den Vorfall inszeniert habe. So waren zwei als Täter des Überfalls Verdächtige verhaftet und später ohne Anklage wieder freigelassen worden. Bei ihnen soll es sich um Personen handeln, mit denen Smollett zuvor in Kontakt gestanden habe – sie hatten Statistenrollen bei „Empire“ und auch Freizeit mit Smollett in einem Fitnessstudio verbracht. In dem Zusammenhang kursierte ebenfalls, dass die Polizei Smollett zu einem weiteren Gespräch über den Vorfall einberufen wollte.

Gestern wurde schließlich auf die aktuellen Ermittlungsergebnisse hin der Haftbefehl gegen Smollett erlassen. In Chicagos Bundesstaat sind die Straftaten in Schweregrade zwischen eins und fünf eingeteilt, wobei Verbrechen ersten Grades die schlimmsten Kapitalverbrechen umfassen. Auf eine Straftat vierten Grades, wie es nun Smollett vorgeworfen wird, steht als Höchststrafe bis zu drei Jahre Gefängnis.

Bereits in den letzten Tagen war bekannt geworden, dass „Empire“-Drehbücher geändert würden, um Jussie Smollett eine geringere Arbeitslast zu verschaffen.

Smollett gehört zu einer Künstlerfamilie. Seine Schwester Jurnee Smollett-Bell ist ebenfalls eine erfolgreiche Schauspielerin („True Blood“, „Underground“), Bruder Jake hatte eine Schauspielkarriere vor zehn Jahren zugunsten einer Karriere als Promi-Koch aufgegeben, mit der er aber auch im Fernsehen präsent ist. Darüber hinaus haben Jussie, Jake und Jurnee noch eine Schwester und zwei Brüder.

Die ursprünglichen Berichte über das Hassverbrechen gegen Smollett hatten in weiten Teilen der US-Bevölkerung Empörung hervorgerufen und ebenso die Forderung bestärkt, die Gesetze gegen Hassverbrechen zu verschärfen. Dieser Sache hat Smollett, sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, einen Bärendienst erwiesen – zumal viele Personen aus seinem Umfeld, wie etwa die „Empire“-Produzenten, ihm lange Zeit nach Aufkommen der ersten Gerüchte den Rücken gestärkt hatten.

Hassverbrechen gegen Bevölkerungsminderheiten sind in den USA ein beständiges Problem. Auch heute noch gibt es rassistische Bruderschaften wie den Ku-Klux-Klan. Präsident Trump war während seines Wahlkampfes und auch später immer wieder vorgeworfen worden, sich nicht nachdrücklich gegen Rassismus und rassistische Gewalt ausgesprochen zu haben. Mehr noch: Rassistische Aussagen über „verbrecherische Mexikaner“ in den USA hatten zum Ende seiner Sendung „The Apprentice“ bei NBC geführt (fernsehserien.de berichtete).

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Als gäbe es nicht genug echte Hassverbrechen, die man medial einsetzen könnte, um sie ins öffentliche Bewusstsein zu rücken... Dazu sage ich nur, was für ein dämlicher Trottel! Hoffentlich kriegt er 10000 Sozialstunden dafür. Aus der Serie würde ich ihn dafür feuern.

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