Ein bisschen Quote
Gottschalk rät – und bleibt ratlos
RüM – 25.12.2004
Thomas Gottschalk kann durchaus intelligente Dinge sagen. Meist geschieht dies allerdings auf 3Sat – live von irgendeinem Medien-Symposium – wenn es ihm gelingt, seine Gesichtslähmung in den Griff zu kriegen, die ihm sonst bei Kamera-Rotlicht reflexartig zum Dauergrinser werden lässt. Gestern war es mal wieder so weit: Er forderte die öffentlich-rechtlichen Programm-Macher zum Nachdenken auf. „Besinnt euch auf eure Kernfunktionen, denn da liegen eure Stärken“, wird er im ‚Spiegel‘ zitiert.
Das kritiklose Kopieren von allzu privatem stößt Gottschalk besonders auf. Er bezweifelt auch, dass die ÖRes bis in alle Ewigkeit, „mit all ihren Hörfunksendern und TV-Ablegern“, so unbelastet werden weiter wirtschaften können. Auf die erdrückende Sponsoring-Präsenz bei „Wetten, dass …“ angesprochen, kneift Thommy allerdings sogleich den Schwanz ein. Staatsfinanziert und quotendruckbefreit würden die ÖRes wiederum auch zur „faden Volkshochschule, während anderswo das Leben tobt.“
Ein bisschen Quote, ein bisschen Chuzpe? Sich was trauen, aber dabei die Massentauglichkeit nicht aus den Augen verlieren? Wer soll das umsetzen? „Ich bin Cola, Jauch ist Pepsi“, sagt Gottschalk, „einen Red Bull hab ich noch nicht entdeckt“. Und bemängelt gleich noch die Qualität des regierenden Show-Personals anhand gescheiterter Late-Night-Formate. Sinngemäß: Bei Jay Leno sind die Gäste die Highlights, bei uns wird abgeschaltet, wenn die nationale ‚Prominz‘ auftritt. Was tun, sprach Zeus? Thommy weiß es wohl auch nicht. Und so kann man nach diesem Interview getrost Herrn Reich-Ranickis Abschlußformel zitieren: Der Vorhang zu und alle Fragen offen!
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Rainer11163 am via tvforen.de
wunschliste.de schrieb:
> Sinngemäß: Bei Jay Leno sind die Gäste
> die Highlights, bei uns wird abgeschaltet, wenn die nationale
> 'Prominz' auftritt. Was tun, sprach Zeus?
Was tun? Nun, ich sag' mal so: Wer von den paar Prominenten die es in diesem vergleichsweise kleinen Land gibt, wird denn nicht ständig von Show zu Show weitergereicht? Wen will man denn noch sehen, über den man nicht schon längst alles erfahren hat?
Dolly Buster? Jeanette Biedermann? Oder doch Angela Merkel? Was sollen die sagen, was man noch nicht weiß?Hanse am via tvforen.de
Sicher ist es generell nicht einfach in der heutigen Zeit Fernsehsendungen zu gestalten die bleibenden Eindruck hinterlassen.
Bei allem sollte man auch nicht vergessen, Fernsehen betrift nur einen kleinen Teil unseres Lebens und dient neben ein bisschen Information und Beratung doch nur der Unterhaltung.
Bei "Wetten das" stört mich die inzwischen die oberflächlichkeit und uninformiertheit des Th. Gottschalk.
Fast alles leist er ab, von seinen Karten, von großen Pappen oder von Monitoren.
Icf finde, man merkt ihm die gelangweiltheit immer mehr an.rodanuebermoskau am via tvforen.de
Hanse schrieb:
>
>
> Bei allem sollte man auch nicht vergessen, Fernsehen betrift
> nur einen kleinen Teil unseres Lebens und dient neben ein
> bisschen Information und Beratung doch nur der Unterhaltung.
>
Man sollte den Einfluß des Fernsehen nicht unterschätzen. Studien und Umfragen zeigen immer wieder, dass sich ein wachsender Teil der Bevölkerung mittlerweile fast ausschließlich über das Fernsehprogramm informiert. Zeitungen, Magazine und Radioprogramme verlieren immer mehr Leser bzw. Hörer.
Es prägt auch in nicht unerheblicher Weise die Weltanschauung. Besonders Kinder und Jugendliche orientieren sich an TV-Sedungen und richten - in Ermangelung anderer Wertmaßstäbe - ihr Leben danach aus. Die Daily Soaps sind also schon ein bisschen mehr als Kaugummi fürs Gehirn - sie dienen durchaus auch als Vorlage für Raumgestaltung, Umgangsformen und Beziehungen. Uns wird gesagt wie unsere Wohnung auszusehen hat, wie wir uns kleiden sollen und mit welchem umoperierten Körper wir im Leben überhaupt noch Chancen haben.
Bestensfalls bekommen wir unser Weltbild von einer seriösen Nachrichtensendung wie der Tagesschau vermittelt. Aber selbst die verfällt zusehends dem Flachsinn und wagt sich an Zusammenhänge kaum noch heran. Im Kika bildet man den Konsumnachwuchs munter aus, bis er dann zu Viva oder MTV abgeschoben werden kann. In den Livesendungen tauchen die ganzen Retortenbands aus den Privaten mit schöner Regelmäßigkeit auf. Neulich gab es eine Quizschow mit Kübelböck und diesem schleimigen Schürmann von 9 Live. Wer das zu verantworten hat, dem sollte man gehörig die Fresse polieren.
Insofern ist eben diese Verantwortung, ein qualitativ hochwertiges Fernsehen zu machen, in den letzten Jahren eher noch schwerer geworden. Es ist eben kein Medium für Couchpotatos, die ihren Namen nicht mal mit einem Stock in den Sand ritzen können, sondern die Infoquelle Nummer 1 in Deutschland.jenser am via tvforen.de
ein wahres wort,
welcome back, rüm ;-)Hanse am via tvforen.de
Ein Teil der Argumente kann ich nacvhvollziehen.
Wenn das Fernsehen tatsächlich solch einen einfluss auf junge Menschen hat, dann läuft in der Erziehung etwas falsch.
Ich habe in meinem Leben vier kinder großgezogen und sie langsam an das Fernsehen gewöhnt.
Bis zum 10. Lbensjahr haben Sie nur ausgesuchte Sendungen zusammen mit ihren Eltern gesehen - und nachher wurde das gesehene besprochen.
Wenn man aber den Fernseher als Beruhigungsmittel benutzt kann eine gewisse Abhängigkeit und Gutgläubigkeit entstehen.
Fernsehen ist nie die Wahrheit oder Wirklichkeit.
Alles was wir zu sehen und hören bekommen ist immer irgendwie bearbeitet und vorzensiert.
Oftmals sagen die Bilder auch ganz etwas anderse wie der Ton.