Vor knapp zwei Monaten hat die ARD den Film „Die Auserwählten“ über den Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule zur besten Sendezeit ausgestrahlt. In den Hauptrollen waren Ulrich Tukur, Julia Jentsch und Leon Seidel zu sehen. Bereits im Vorfeld haben sich zwei ehemalige Schüler – vergeblich – gegen die Ausstrahlung eingesetzt, da die Filmfiguren sehr realitätsnah dargestellt wurden und sie dadurch ihre Persönlichkeitsrechte verletzt sahen.
Der Film wurde nun allerdings vom Landgericht Hamburg in der ausgestrahlten Fassung verboten, wie Der Spiegel berichtet. Der Berliner Medienanwalt Christian Schertz hat die Interessen von einem ehemaligen Schüler vor Gericht vertreten und das Verbot erwirkt. Laut Gericht liegt eine „schwere Persönlichkeitsrechtsverletzung“ des Betroffenen vor, da er als Missbrauchsopfer gezeigt wird. Gegen diese Entscheidung können der WDR wie auch die Produktionsfirma NDF Berlin Widerspruch einlegen.
Im Spiegel Nr.40/29.9.2014 gab es einen Artikel dazu.
---Dabei sperrt sich Huckele gar nicht gegen die öffentliche Auseinandersetzung um die Geschehnisse an der Odenwaldschule. Schließlich war er es , der in der Frankfurter Rundschau darüber zum ersten mal berichtete.
Er war es der unter einem Pseudonym ein Buch über die Schande an der nach außen so tadelos wirkenden Reformschule schrieb.
Doch muss er es - ohne gefragt zu werden - erdulden, dass sein Alter Ego im Film ( Frank Hoffmann gespielt von Leon Seidel) ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist ? Das die Szenen , die Schüler Hoffmann erlebt, in seinem Buch nahezu identisch beschrieben werden.
Schertz sieht in der Darstellung seines Mandanten nicht weniger als die Ausbeutung eines Lebensschicksals.
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Wie ich das werten soll weiß ich nicht. Nachdenker
Nachdenker schrieb: ------------------------------------------------------- > Doch muss er es - ohne gefragt zu werden - > erdulden, dass sein Alter Ego im Film ( Frank > Hoffmann gespielt von Leon Seidel) ihm wie aus dem > Gesicht geschnitten ist ? > Das die Szenen , die Schüler Hoffmann erlebt, in > seinem Buch nahezu identisch beschrieben werden.
Danke. Da ist ja die von mir angesprochene Ähnlichkeit. Aber jetzt wird´s ja wohl noch lächerlicher. Er hat ein Buch geschrieben in dem er selbst die Taten beschreibt. Ich vermute mal daß Buch gibt es ganz normal zu kaufen. Und jetzt meckert er weil im Film Sachen aus dem Buch vorkommen. Kleiner Tipp: Wenn man nicht will daß Sachen aus einem Buch verfilmt werden die einem unangenehm sind einfach kein Buch schreiben. Wenn es hier irgendwie um so etwas wie die Rechte an der Verfilmung des Buches, also das ganze Urheberrechtszeug, gehen würde könnte ich die Sache verstehen. Aber so fällt mir das immer noch schwer.
Deine persönlichen Erlebnisse, Eindrücke etc. möchtest du doch auch lieber selbst und allein erzählen. Es ist etwas anderes, wenn jemand anderes daher kommt, und dies an deiner Stelle, aber auf seine eigene Weise tut, du aber weiter erkennbar Protagonist in dieser Geschichte bleibst. Wer würde sich da nicht ein wenig unwohler fühlen?
andreas_n schrieb: ------------------------------------------------------- > Das ist doch eigentlich ganz einfach: > > Deine persönlichen Erlebnisse, Eindrücke etc. > möchtest du doch auch lieber selbst und allein > erzählen. > Es ist etwas anderes, wenn jemand anderes daher > kommt, und dies an deiner Stelle, aber auf seine > eigene Weise tut, du aber weiter erkennbar > Protagonist in dieser Geschichte bleibst. > Wer würde sich da nicht ein wenig unwohler > fühlen?
Selbst und allein erzählen wollen und ein Buch veröffentlichen daß jeder kaufen kann wo das alles drinsteht paßt irgendwie nicht zusammen.
Knurpsel schrieb: ------------------------------------------------------- > Selbst und allein erzählen wollen und ein Buch > veröffentlichen daß jeder kaufen kann wo das > alles drinsteht paßt irgendwie nicht zusammen.
Ich weiß nicht, wo dein Problem ist. Für mich schließt sich da nichts aus.
andreas_n schrieb: ------------------------------------------------------- > Knurpsel schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > Selbst und allein erzählen wollen und ein Buch > > veröffentlichen daß jeder kaufen kann wo das > > alles drinsteht paßt irgendwie nicht zusammen. > > Ich weiß nicht, wo dein Problem ist. > Für mich schließt sich da nichts aus.
Für mich aber. Dann müßte er ja für alle von denen er nicht will daß sie die Sachen aus dem Buch erfahren ein gerichtliches Kaufverbot erwirken. Was natürlich völlig unmöglich ist.
Knurpsel schrieb: ------------------------------------------------------- > Für mich aber. Dann müßte er ja für alle von > denen er nicht will daß sie die Sachen aus dem > Buch erfahren ein gerichtliches Kaufverbot > erwirken.
Häh? Kann es sein, dass wir aneinander vorbei reden?
Mir ging es nicht darum, wer etwas erfahren darf, sondern wie andere etwas erfahren dürfen.
Mit "selbst und allein" meine ich nicht, dass ich nur wenige einweihe, sondern dass ich mir das Recht herausnehme, meine Geschichte selbst zu erzählen - meinetwegen einem größeren Publikum.
andreas_n schrieb: ------------------------------------------------------- > Knurpsel schrieb: > -------------------------------------------------- > ----- > > Für mich aber. Dann müßte er ja für alle > von > > denen er nicht will daß sie die Sachen aus dem > > Buch erfahren ein gerichtliches Kaufverbot > > erwirken. > > Häh? > Kann es sein, dass wir aneinander vorbei reden?
andreas_n schrieb: ----------------------------------------------------- > Mir ging es nicht darum, wer etwas erfahren darf, > sondern wie andere etwas erfahren dürfen.
Ah ja. Du meinst also man hätte ihn vorher fragen sollen bevor man ihn im Film so zeigt wie er es im Buch beschreibt. Wäre sicher gut gewesen. Aber für mich geht sowas dann eher in die Richtung Schutz von Urheberrechten weil es ja um Sachen aus dem Buch geht. Persönlichkeitsrechtsverletzend wäre es für mich wenn etwas dargestellt worden wäre was nicht stimmt oder von dem er nachweislich und erkennbar nicht wollte daß es bekannt wird. Aber vielleicht überschneiden sich hier beide Rechte.
Bleibt die Frage, ob das vom LG Hamburg gefällte Urteil nächstinstanzlich Bestand hat. Dass der Anwalt Schertz in Hamburg die Klage vertrat, ist angesichts vieler abenteuerlicher, dann oftmals vom Bundesverfassungsgericht anschließend kassierter Urteile über vermeintlich persönlichkeitsrechtsverletzende Berichterstattung kein Zufall. Der Pressekammer des Hamburger Landgerichts eilt schon seit Jahren der Ruf voraus, Meinungsfreiheit der Medien sehr weit unterhalb der vorgeblichen Persönlichkeitsrechte von Klägern anzusetzen.
Kapier ich jetzt irgendwie nicht. Soll man jetzt nur noch Filme drehen mit realitätsfern dargestellten Filmfiguren? Oder ging die Realitätsnähe so weit daß die echten Namen benutzt wurde oder die Kläger aus anderen Gründen als Filmfiguren erkennbar waren. Hab den Film nicht gesehen.
Knurpsel schrieb: ------------------------------------------------------- > Kapier ich jetzt irgendwie nicht. Soll man jetzt > nur noch Filme drehen mit realitätsfern > dargestellten Filmfiguren?
Das ist heutzutage leider das gleiche Dilemma wie mit dem völlig überzogenem Copyright. Spitzfindige Winkeladvokaten biegen das so hin, daß die Persönlichkeitsrechte ihrer Mandanten selbst dann angeblich noch verletzt wurden, wenn sie nur von hinten und im Dunkeln zu sehen sind... um es mal überspitzt zu formulieren.
Vater Staat enteignet seine Bürger notfalls, wenn es um das öffentliche Interesse geht (Straßenbau, Kohleabbau etc.), da hat man als Individium Null Chancen. Doch wenn es z.B. um das Kulturerbe der Gesellschaft geht, wie etwa bei einer alten TV-Serie, dann kann ein Urenkel der damaligen Beteiligten als nunmehr Rechteerbe eine ganze DVD-VÖ oder TV-Ausstrahlung verhindern. Und aktuell wird halt gleich geklagt und mit den vermeintlichen Persönlichkeitsrechten gewedelt. Und schon darf eine Produktionen nicht mehr öffentlich gezeigt werden. Schließlich leben wir ja in einem Rechtsstaat...
Gruß Stahlnetz
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann
Stahlnetz schrieb: ------------------------------------------------------- > Vater Staat enteignet seine Bürger notfalls, wenn > es um das öffentliche Interesse geht > (Straßenbau, Kohleabbau etc.), da hat man als > Individium Null Chancen.
Das Missbrauchsopfer, das hier klagt, ist auch ein Individuum.
> Doch wenn es z.B. um das > Kulturerbe der Gesellschaft geht, wie etwa bei > einer alten TV-Serie, dann kann ein Urenkel der > damaligen Beteiligten als nunmehr Rechteerbe eine > ganze DVD-VÖ oder TV-Ausstrahlung verhindern. Und > aktuell wird halt gleich geklagt und mit den > vermeintlichen Persönlichkeitsrechten gewedelt. > Und schon darf eine Produktionen nicht mehr > öffentlich gezeigt werden. Schließlich leben wir > ja in einem Rechtsstaat...
Dir ist schon klar, dass das absolut nichts mit dem Thema zu tun hat?
Knurpsel schrieb: ------------------------------------------------------- > Kapier ich jetzt irgendwie nicht. Soll man jetzt > nur noch Filme drehen mit realitätsfern > dargestellten Filmfiguren? > Oder ging die Realitätsnähe so weit daß die > echten Namen benutzt wurde oder die Kläger aus > anderen Gründen als Filmfiguren erkennbar waren. > Hab den Film nicht gesehen.
Das Problem ist: Den Sachverhalt kennt man nicht wirklich, um sich ein subjektives, objektives Urteil zu bilden.
Und wie schon andere geschrieben haben, die Anwaltskanzelei ist inzwischen schon "sehr bekannt".
Und an Stahlnetz: Bitte nicht so pauschalisieren oder auf andere Themen ausdehnen. Das hat überhaupt keinen Mehrwert.