Das ZDF hat genug von Doping-Skandalen

Chefredakteur Brender erwägt Konsequenzen für Tour-Berichterstattung

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 28.07.2006

Nachdem bereits während der Tour de France bei ARD und ZDF laut darüber nachgedacht wurde, ob man sich nach 2007 aufgrund der wiederholten Doping-Skandale von der Live-Berichterstattung des Radrennens verabschieden sollte, hat ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sich nach Bekanntgabe der positiven A-Probe des diesjährigen Toursiegers Floyd Landis nochmals energisch geäußert.

„Wir haben einen Fernsehvertrag über eine Sportveranstaltung und nicht über eine Pharma-Leistunggsschau abgeschlossen“, sagte Brender gestern. Zwar wolle er zunächst den deutschen Radsportverband zu einem Gespräch über die Einhaltung eines Doping-Codexes einladen. Sollte das ZDF allerdings keine eindeutigen Garantien der Wirksamkeit von Anti-Doping-Maßnahmen des UCI (Internationaler Radsportverband) und vom Tour-Veranstalter A.S.O. erhalten, müsse man beim Sender über eine Beendigung der Tour de France-Berichterstattung nachdenken. Gleichzeitig forderte Brender ebenfalls eine Verschärfung von Strafmaßnahmen bei Doping-Fällen, wie zum Beispiel die Sperrung gesamter Rennställe.

Dieses Jahr sanken die Zuschauerzahlen für die Tour bei ARD und ZDF auf einen beinahe historischen Tiefstand. Im Vergleich zum Vorjahr verlor man über eine Million Zuschauer, der Wert pegelte sich bei durchschnittlich 1,81 Millionen ein – eine Entwicklung, die zweifelsohne auch durch den Dopingskandal um Jan Ullrich, zuvor noch deutsches Aushängeschild in Sachen Radsport, mitverursacht worden war.

Sollten ARD und ZDF tatsächlich die Berichterstattung einstellen, könnte dies Millionenverluste an Werbeeinnahmen für die Rennställe und Radprofis zur Folge haben. Ihnen wäre die wichtigste öffentliche Plattform in Deutschland genommen. Fritz Raff, Intendant des Saarländischen Rundfunks, bei der ARD verantwortlich für die Tour-Berichterstattung, sagte dazu bereits vor zwei Wochen: „Ohne Fernsehen würde der professionelle Radsport in diesen Dimensionen nicht bestehen. ( …) Die Zuschauer akzeptieren auf Dauer keine Sportarten, bei der die Ergebnisse durch unzulässige Maßnahmen zu Stande kommen“. Nun wartet man bei Landis’ Phonak-Team und auch bei den Fernsehsendern auf das Ergebnis der B-Probe des Radprofis. Das Vertrauen in den internationalen Radsport, auch von Seiten der Medien, ist allerdings bereits jetzt auf einem neuen Tiefpunkt angelangt.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ab Montag git es auf ARD die deutschlandtour, und sicherlich sitzen wieder genug Naivlinge vorm TV und glauben das fahren die sauberen Jungs.

    Aber ist doch schön wenn die Betrügermafia von unseren Gebühren finanziert werden.
    • am via tvforen.de

      Das ist doch echt das Letzte. Es gibt immer ein paar Idioten, die alles über einen Kamm scheren.

      Herzlichen Glückwunsch zu dieser weltoffenen Einstellung.
  • am via tvforen.de

    Hallo,

    Ich habe letztes Jahr versucht, die Vuelta auf Eurosport zu verfolgen, habe es aber nach einigen Etappen aufgegeben. Da wird plötzliche ein Tennismatch verlängert oder mal schnell ein Golfturnier eingeschoben und schon werden aus 2 Stunden laut TV Programm ganz schnell 20 min Sendezeit, dazu noch von 10 Minuten Werbung unterbrochen. Mit Müh und Not bekommt man die Zielankunft mit, findet sich aber nach der nächsten Werbepause ohne Ankündigung beim Tennis wieder. So macht das Ganze natürlich keinen Spaß.

    Daher wäre der angekündigte Ausstieg aus der Tour wohl das Ende meines Interesses für den Radsport. Und das dürfte vielen so gehen.

    Ich werde auch nächstes Jahr von Anfang an bei der Tour dabeisein, auch wenn jetzt mal wieder eine Hetzjagd veranstaltet wird. Wenn es um Betrug geht, müßte die Formel 1 schon längst im Zentrum der Kritik stehen, wo jede Regel bis zum Verstoß ausgereizt wird und regelmäßig die FIA einschreiten muß, ohne daß jemand an den Pranger gestellt wird.

    Nebenbei glaube ich auch weiterhin an die Unschuld von Landis, insbesondere da das Doping mit Testosteron nur über lange Zeiträume sinnvoll ist und er schon mehrfach bei der Tour negativ getestet wurde.
    • am via tvforen.de

      Nicht die Berichterstattung führt zu Dopings, sondern der Leistungsdruck, der bei den Fahren aufgebaut wird.

      Wenn man etwas ändern möchte, dann sollte man strengere Regeln und dementsprechend härtere Kontrollen einführen.

      Ich meine, mich interressiert Radsport nicht besonders, ich schau die Bericherstattung nie an, aber vielleicht sollten man sie etwas verändern.

      Ein Kumpel von mir hat mal bei einem Triathlon mitgemacht und ist neben den ganzen Profis unter die letzten Zehn gekommen. Trotzdem hat er sich riesig darüber gefreut, einfach nur dabei gewesen zu sein.

      Diesen Spass und den Stolz einfach nur dabei gewesen zu sein, darüber sollte man berichten und das sollte man fördern, dann wird der Sport vielleicht auch wieder sauberer.

      Auf jeden Fall ist es unfair den anständigen Fahren gegenüber!
      • am via tvforen.de

        Hallo,

        ich kann diesen Beitrag nur unterstreichen und hinzufügen.

        ich habe seit Jahrzehnten mir der Radsportszene zu tun und meine, es ist eine Strafe für alle am Radeln interessierte, die Tour nicht mehr oder in gekürzter Form zu zeigen.
        Was ich schlimm finde, ist die Sensationsgier der Reporter. Klar ist es ihre Aufgabe den Dingen auf den Grund zu ghen, aberdas erfolgt immer öfter in Form von Vorverurteilungen und Meinungsmache.

        Diese Reporter wissen, daß immer gedopt wurde, sieh die berühmten Beispieke Eddy Mercks und Diedrich Thurau, aber diese beiden Herren werden als "Experten" für den Radsport interviewt und um Radschläge und Tips für den Tourtag gebeten.

        Wenn ich einen Vergleich zum Fußball anstelle, muß Herrn Klinsmann Recht geben, der nach der erfolgreichen Erfüllung seiner Aufgabe, genug hat von der, mit Sicherheit, bald wieder einsetzenden Hetze gegen ihn.

        Es rast im Moment ein Orkan durch die Profi-Radsportszene, der eine reinigende Wirkung haben wird, aber gegen dumme, unbelehrbare Menschen wie Floyd Landis, ist kein Kraut gewachsen.

        Also "Vive la Tour 2007", Bitte im gleichen Umfang übertragen.

        Kasper
    • am via tvforen.de

      Blodsinn.

      Beim radrennen pakt man das dopingproblem an, daher sofiele schandale.
      Beim fussball, motorsport, basketball, eishockey, boksen und viele andere sportarten zweigt man uber die dopingfalle.

      Dan mussen sie ja ganz auf sport verzichten.
      • am via tvforen.de

        Das hab ich mir heute auch so gedacht, TV Anstalten sollten sich in den nächsten Jahren zurück ziehen. Schade wäre es allerdings für die vielen ehrlichen Sportler, und die gibt es ja trotzdem noch. Ich glaube viele haben bei Landis noch gedacht das da doch irgendwas nicht stimmen kann, einen Tag vorher total am Ende und am nächsten Tag der Abräumer. Aber man traute sich ja nicht das laut zu sagen weil man es ja nicht für möglich halten konnte nach Ulrich und Co. . Nun gut, wir können da wohl wenig machen ausser bei der nächsten Tour einfach abschalten.
        • am via tvforen.de

          Das ZDF denkt über ein TV-Verzicht für 2007 nach. Nikolaus Brender will ein Spitzengespräch mit den Rennstallverantwortlichen und dem Bund Deutscher Radfahrer. Das ZDF "habe die Rechte einer Sportveranstaltung erworben und nicht die einer Pharma-Leistungsschau".

          Dieser Aktion sollte sich die ARD anschließen. Die Sponsoren (T-Mobile, Milram, Gerolsteiner) würde ich mit ins Boot holen. Denn Medien und Sponsoren können mehr Macht ausüben als irgendwelche Beschlüsse von UCI-Schlipsträgern.

          Der Einwurf von Gerolsteiner-Teamchef Holczer, man möge bei jedem positiven Befund den kompltten Radsportkalender für 3 Wochen aussetzten und das immer wieder wenn ein neuer Befund öffentlich wird, würde ich begrüßen.

          Den Fahrern muss es ans Geld gehen.

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