„Carlos – Der Schakal“: arte zeigt dreiteilige TV-Fassung

Olivier Assayas’ gefeiertes Biopic in Erstausstrahlung

Michael Brandes – 31.08.2011, 15:38 Uhr

Edgar Ramirez in „Carlos – Der Schakal“ – Bild: NFP/Warner
Edgar Ramirez in „Carlos – Der Schakal“

Ein knappes Jahr nach dem deutschen Kinostart steht Olivier Assayas’ preisgekröntes Biopic „Carlos – Der Schakal“ vor seiner TV-Premiere. Arte zeigt die Filmbiographie über Ilich Ramírez Sánchez alias Carlos, den meistgesuchten Terroristen vergangener Tage, in der dreiteiligen TV-Fassung mit einer Gesamtlänge von circa 330 Minuten.

Der ursprünglich für das Fernsehen konzipierte Film feierte seine Premiere im Jahr 2010 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes. „Carlos“ erhielt zahlreiche Film- und Fernsehpreise, darunter auch der ‚Golden Globe‘ in der Kategorie ‚Beste TV-Miniserie oder Fernsehfilm‘. In Deutschland kam der Film im November 2010 in zwei verschiedenen Fassungen in die Kinos: Neben der rund 330-minütigen Originalversion wurde eine von Assayas geschnittene 190-Minuten-Fassung angeboten.

Assayas erzählt mit „Carlos – Der Schakal“ eine klassische ‚Rise-and-Fall‘-Story vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. 1973 war Carlos zunächst für die „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ aktiv, später machte er sich als eine Art Söldner selbstständig, arbeitete für Syrien, den Irak und osteuropäische Geheimdienste. Durch spektakuläre Aktionen, darunter die Geiselnahme bei der OPEC-Konferenz 1975 in Wien, wird Carlos zum Medienstar und zu einem der gefürchtetesten Terroristen seiner Zeit. Erst 1994 gelingt die Verhaftung.

Trotz der mehr als fünf Stunden Laufzeit wirkt die flott geschnittene dreiteilige TV-Fassung sehr rhythmisch und dynamisch. Anders als in ähnlichen Dramen wird der Terrorist hier nicht zum Helden verklärt, der Terrorismus jedoch auch nicht allein als individueller Akt abgehandelt, sondern vielmehr als staatlich verordnet und instrumentalisiert angesehen. Carlos erscheint als eitler Selbstdarsteller, der zunehmend selbst zum Spielball politischer Interessen wird und letztlich als Terrorist und Auftragskiller im Dienste von Regimen und Geheimdiensten weltweit unterwegs ist – als Marionette im politischen Weltgeschehen. Der echte Carlos, der noch immer in Frankreich inhaftiert ist, war von seiner Darstellung daher auch nicht so begeistert und versuchte, gegen Assayas’ Film gerichtlich vorzugehen. Der Film lebt auch von seinem glänzenden Ensemble, allen voran in der Titelrolle Edgar Ramírez, der für seine schauspielerische Leistung mit dem César ausgezeichnet wurde. Herausragend besetzt ist der Dreiteiler auch in den Nebenrollen, unter anderem mit Nora von Waldstätten, Alexander Scheer, Julia Hummer und Katharina Schüttler.

Arte zeigt „Carlos – Der Schakal“ am Donnerstag, den 20. Oktober (Teil 1 und 2), und am Freitag, den 21. Oktober (Teil 3), jeweils ab 20:15 Uhr.

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