„Babylon 5“: J. Michael Straczynski entwickelt Neuauflage der Kult-Serie

US-Sender The CW bezahlt Ausarbeitung eines komplett neuen Ansatzes

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 28.09.2021, 06:30 Uhr

„Babylon 5“: Der Cast der ersten Staffel des Serienoriginals – Bild: Warner
„Babylon 5“: Der Cast der ersten Staffel des Serienoriginals

Der nächste Serienreboot steht in den Startlöchern: Im Auftrag des US-Senders The CW wird eine Neuauflage von „Babylon 5“ entwickelt. Das Besondere: Der allgemein hochgeschätzte, ursprüngliche Serienschöpfer J. Michael Straczynski (JMS) übernimmt die Neuentwicklung selbst. Dabei soll die neue Version von der bisherigen Geschichte inhaltlich unabhängig sein.

„Babylon 5“ war zur Zeit seiner Veröffentlichung zwischen 1993 und 1998 der Vorläufer des seriellen Erzählens schlechthin in einer Zeit, in der bei Sci-Fi abgeschlossene Episodenhandlungen vorherrschten und allenfalls Drama-Soaps die Handlung ihrer Staffeln längerfristig planten: Straczynski hatte der Serie von Anfang an einen fünfjährigen Handlungsplan mit einem Anfang, einer Mitte und einem Finale gegeben. Das galt sowohl für die übergreifende Rahmenhandlung wie auch für die inneren Entwicklungen der Hauptfiguren. Unwägbarkeiten bei der Verlängerung zur letzten Staffel – der Hauptfinancier von „Babylon 5“ wurde aufgelöst – sorgten letztendlich dafür, dass gewisse Ereignisse dann aber vorgezogen wurden. Die finale fünfte Staffel, die dann nach einem Senderwechsel lief, gilt vielen Fans als die schwächste. „Babylon 5“ spielt in der Zukunft, genauer gesagt in den Jahren 2257 bis 2262 – jede Staffel deckt dabei auch ein Jahr Handlungszeit ab.

Die Geschehnisse sind an Bord der irdischen Raumstation „Babylon 5“ angesiedelt, die nach einem durch ein Missverständnis ausgelösten Krieg zwischen der Erde und den Minbari der Verständigung der Völker dienen sollte – um eben ähnliche, tragische Konflikte in Zukunft vermeiden zu können. Allerdings herrschte unter den illustren Botschaftern auf der Station ein alltägliches Intrigenspiel, das teils jahrhundertealte Konflikte fortführte. Daneben gerieten die Station und die Galaxie in den unvermittelt an Intensität gewinnenden Konflikt zwischen den Inkarnationen von Gut und Böse.

In der neuen Auflage soll nun laut TVLine der Earthforce Officer John Sheridan im Zentrum stehen. Der wird als Kommandant von Babylon 5 abkommandiert, einer fünf Meilen (acht Kilometer) langen Raumstation, die als Hafen für Reisende, Schmuggler, Mitglieder von Großunternehmen und außerirdische Diplomaten dient – in einer Zeit des brüchigen Friedens und daher ständig am Rande des Krieges. Sheridans Ankunft löst ein Schicksal jenseits allem aus, was er sich hätte vorstellen können, nachdem die Forschungsmission einer irdischen Firma aus Versehen den Konflikt mit einer Zivilisation auslöst, die unserer Millionen Jahre voraus ist – Sheridan und die Besatzung von Babylon 5 werden zur besten (und einzigen) Hoffnung der Erde aufs Überleben und geraten dabei mitten in die Schusslinie.

Und ja, diese Beschreibung könnte sehr ähnlich auch für das Original gelten. Allerdings startete die Serie zunächst mit Jeffrey Sinclair (Michael O’Hare) als Kommandant von Babylon 5. Wie JMS erst Jahre später enthüllte, hatte Darsteller O’Hare nach einer Krebsdiagnose nach der ersten Staffel von „Babylon 5“ um seine Freistellung (und JMS’ dauerhaftes Stillschweigen über die Erkrankung) gebeten, so dass erst mit Staffel zwei der von Bruce Boxleitner gespielte John Sheridan zum Kommandant von Babylon 5 wurde.

Bereits bei der Ursprungsserie hatte Warner Bros. seine Finger im Spiel, so dass es nun nur folgerichtig ist, dass eine Tochterfirma sich um ein Serien-Reboot kümmern soll. Allerdings überrascht es schon, dass die Wahl der Entscheider auf den Sender The CW fiel (den Warner zusammen mit ViacomCBS betreibt) und nicht auf HBO Max. Anfang des Jahres hatte HBO Max eine digital aufgewertete Version der Ursprungsserie veröffentlicht (fernsehserien.de berichtete), die parallel auch käuflich erwerbbar war. Man kann nur vermuten, dass dieses Projekt einträglich war.

„Babylon 5“ konnte in seiner Laufzeit fünf Emmy-Nominierungen erlangen und zwei Trophäen gewinnen – für Make-up und Spezialeffekte. „Babylon 5“ hatte das Pech, in einer Zeit produziert worden zu sein, in der Computeranimationen und Maskentechnik noch in einer Umbruchphase waren, womit man der Serie damit heutzutage ihr Alter deutlich ansieht.

Neben der Hauptserie gab es noch den kurzlebigen Ableger „Crusade“ und mehrere TV-Filme sowie Comics, Romane und ein Rollenspiel.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Ich bin ja prinzipiell auch dafür, Neuauflagen eine Chance zu geben.
    Aber muss jetzt unbedingt die gleiche Geschichte bzw. Ausgangslage genommen werden??
    • am

      Ich warte erst einmal ab, bevor ich eine noch nicht gesehene Serie schlecht rede. Da denke ich nur an BATTLESTAR GALACTICA. Viele haben gesagt, das kann man nicht machen. Rausgekommen ist ein fantastisches Reboot. Ich liebe die alte UND die neue Serie. Und STAR TREK: TNG. Muß ich nix zu sagen, oder? Jeder kennt die Geschichte des voher vernichtenden Aufschreis und des heutigen Kultstatuses.
      Generell verstehe ich die Leute nicht, die aufgrund eines Reboots in Panik verfallen. Eine Neuauflage schadet doch der alten Serie überhaupt nicht. Sie bleibt ja, was und wie sie ist. NICHTS wird daran verändert oder verschlechtert. Wo ist also das Problem? Ist die neue Serie nicht gut, guckt man sie nicht (weiter). Ist sie jedoch gut, hat man ZWEI tolle Serie statt einer.
      • (geb. 1958) am

        Muss das unbedingt sein, Die Serie war einzigartig mit allem, was sie hervorbrachte. Das Niveau kann nicht mehr erreicht werden,
        Die Fans der Serie verknüpfen auch an die Charaktere gewisse Vorstellungen. Das war ist wohl unerreichbar, Geht mir wenigstens so. Wenn ich an John Sinclair denke oder an G'Kar, dann sehe ich sie vor mir
        Wenn nun die Serie mit denselben Namen wieder aufersteht!😖 Das habe ich schon mit anderen sehr guten Serien erlebt.

        Und so eine komplexe Handlung käme heute nicht mehr an, wie man ja oft genug sieht. Ich glaube auch, das es eine sehr seichte Serie für den heutigen Zuschauer sein wird.
        • am

          Ich werde das Comeback feiern. JMS muss meine Gedanken gehört haben ! Ich warte schon lange auf eine neue Verfilmung.
          • (geb. 1976) am

            Lasst doch mal Kult Kult sein. So ein Reboot kann nur in die Hose gehen.
            Immerhin haben die alten Fans von B5 gewisse Erwartungen, die bei einem reboot nie erfüllt werden können und neue Fans muss man erstmal gewinnen - die Story ist ja nun nicht gerade leichte Kost.
            • am

              Um die alten Fans geht es bei der Zielgruppe wohl kaum, denn dann hätte man HBO Max angepeilt und nicht den "Kindergarten" The CW. Darum vermute ich auch, dass die Kost in der Neuauflage deutlich leichter/seichter wird.

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