ARD überträgt Biathlon-Weltcup

Juristische Schritte gegen Journalisten eingeleitet

Jens Dehn – 16.01.2008

Die ARD wird weiterhin Biathlon übertragen. Ab Donnerstag berichtet der rbb als verantwortlicher Sender live vom Weltcup in Altholz in Südtirol. Am Dienstag wurden Doping-Gerüchte bekannt, nach denen deutsche Langläufer und Biathleten bei einer Blutbank in Wien Blutdoping betrieben haben sollen.

„Derzeit sehen wir keine Veranlassung, bei unseren geplanten Wintersport-Übertragungen Änderungen vorzunehmen“, erklärte Programmdirektor und ARD-Sportkoordinator Günter Struve am Mittwoch. Zwar gebe es Doping-Vorwürfe, die seien aber bisher nicht für einzelne Sportler belegt. Es gelte zunächst die Unschuldsvermutung, so Struve weiter. Im vergangenen Sommer waren die öffentlich-rechtlichen Sender aus ihrer laufenden Berichterstattung zur Tour de France ausgestiegen, als dort mehrere Dopingfälle bekannt wurden.

Die ARD selbst hatte die Meldung über Dopinggerüchte bei Wintersportlern am Dienstag veröffentlicht, ohne dabei jedoch Namen zu nennen. ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt sprach davon, dass es sich „wohl eher um zurückliegende Fälle“ handelt. „Der DSV steht momentan nicht im Verdacht, aktiv Blutdoping unterstützt oder seine Athleten nach Wien geschickt zu haben“, so Seppelt in einem Interview mit WDR 2. „Es ist nicht gesichert, dass aktuelle Mitglieder von Nationalmannschaften betroffen sind. Es geht eher um zurückliegende Fälle.“ Der mit den Ermittlungen beauftragte österreichische Richter hat am Mittwoch gesagt, zu Wintersportlern könne er keine Auskünfte geben, seinen Informationen nach seien aber Leichtathleten betroffen.

Athleten und Trainer haben sich vehement gegen den Verdacht gewehrt, Blutdoping betrieben zu haben. So lange keine Namen genannt würden, könne er sich schlecht dazu äußern, erklärte Damen-Biathlontrainer Uwe Müssiggang. Auch der Deutsche Ski-Verband (DSV) hat bislang noch keine Informationen darüber, welche Athleten betroffen sein sollen.

Am Mittwoch hat der DSV wegen der unbewiesenen Doping-Vorwürfe gegen seine Athleten eine Kanzlei beauftragt, gegen die verantwortlichen Redakteure seines TV-Partners ARD vorzugehen. „Die Sportführung hat nach ausführlicher Prüfung entschieden, rechtliche Schritte einzuleiten. Gegen die verantwortlichen Redakteure, nicht gegegen die ARD“, sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach. „Der DSV erwartet im Sinne einer raschen Aufklärung die Nennung von Namen, sofern diese vorliegen sollten“, erklärte der Verband in einer Pressemitteilung.

Die ARD und das ZDF sind die wichtigsten Geldgeber des DSV und zahlen für die TV-Rechte an den deutschen Weltcups jährlich sieben Millionen Euro. Umgekehrt erzielen die Sender vor allem mit den Biathlon-Übertragungen absolute Top-Quoten am Samstag- und Sonntagnachmittag. Zu Beginn des Jahres erreichte der Weltcup in Oberhof einen Marktanteil von fast 36 Prozent. Über fünf Millionen Zuschauer verfolgten am 6. Januar den 12,5 km Massenstart der Damen live im Ersten.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    "Am Mittwoch hat der DSV wegen der unbewiesenen Doping-Vorwürfe gegen seine Athleten eine Kanzlei beauftragt, gegen die verantwortlichen Redakteure seines TV-Partners ARD vorzugehen."

    naja. angriff ist die beste verteidigung. das hat der gute lance dopestrong schon gemacht...
    • am via tvforen.de

      Naja, das wär ja noch schöner, wenn die aufgrund unbestätigter Behauptungen da jetzt aussteigen würden. Wenn konkret irgendwelche Fakten vorliegen und tatsächlich einige Atheten daran beteiligt sein sollten, kann man ja immer noch darüber nachdenken. Aber derzeit wär's ja nicht wirklich sinnvoll.
      • am via tvforen.de

        Wir ARD-TEXT steht jetzt:

        ARD entschuldigt sich für Fehler

        Die ARD hat sich für Fehler in der Doping-Berichterstattung entschuldigt. "Wir entschuldigen uns öffentlich für journalistische Fehler", sagte ARD-Moderator Michael Antwerpes zu Beginn der Übertragung vom Biathlon-Weltcup aus Antholz im Ersten. Es sein nicht korrekt, pauschale Vorwürfe ohne Namensnennung zu erheben.

        Nach Ansicht des Sprechers des DSV ist aus der "Doping-Affäre" um eine Wiener Blutbank, in die laut ARD 20 deutsche Athleten verwickelt sein sollen, eine "Medien-Affäre" geworden.

    weitere Meldungen

    Hol dir jetzt die fernsehserien.de App