250 Millionen Euro für Streaming-Inhalte: ARD kündigt „größten Veränderungsprozess in der Geschichte des Senderverbunds“ an

ARD Mediathek soll überarbeitet und erweitert werden

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 09.02.2023, 15:06 Uhr

Die Intendantinnen und Intendanten der ARD bei ihrer Sitzung in Hannover – Bild: SWR/NDR/Axel Herzig
Die Intendantinnen und Intendanten der ARD bei ihrer Sitzung in Hannover

Die Öffentlich-Rechtlichen rüsten sich für die Zukunft – und derzeit wirkt es gar so, als wollten sich ARD und ZDF mit Ankündigungen und Versprechen gegenseitig übertrumpfen. So sprach ZDF-Intendant Norbert Himmler Ende 2022 davon, rund 100 Millionen Euro umzuschichten, um speziell jene Zielgruppen zu erreichen, die die Angebote des ZDF zuletzt wenig nutzten, allen voran junge Leute (fernsehserien.de berichtete). Nun reagiert die ARD und kündigt an, 250 Millionen Euro umzuschichten – speziell mit dem Ziel, attraktive Inhalte für Streaming-Fans zu entwickeln.

In einer heute veröffentlichten Pressemitteilung heißt es, dass die ARD am Anfang des größten Veränderungsprozesses in der Geschichte des Senderverbunds stehe. Bei ihrer Sitzung in Hannover beschlossen die Intendantinnen und Intendanten, dass Kooperationen zum Regelfall werden, um die dadurch freigesetzten Kräfte in journalistische Exzellenz und hohe Recherchetiefe zu stecken. Schon bisher wurden für den digitalen Umbau der ARD mehr als 150 Millionen Euro pro Jahr aus dem linearen Programm ins Digitale geschoben. Um den Auftrag auch im Digitalen noch besser erfüllen zu können, ist nun von einer Umschichtung von weiteren 250 Millionen Euro im Zeitraum 2025 bis 2028 die Rede – also im Schnitt mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr. Die ARD möchte zugleich die Möglichkeiten für Dialog und Teilhabe des Publikums stärken.

Bezugnehmend auf eine Studie der ARD-Programmdirektion haben die Deutschen erstmals seit zwei Jahrzehnten weniger als 200 Minuten pro Tag mit klassischem, linearen Fernsehen verbracht. Parallel wachse die Nachfrage nach Inhalten der ARD Mediathek, die derzeit täglich rund 2,1 Millionen Menschen nutzen. Damit handle es sich um „das erfolgreichste deutsche Streaming-Angebot“. Um den Nutzern entgegenzukommen, soll die Bedienung der Mediathek noch einmal deutlich komfortabler werden, wie ARD-Programmdirektorin Christine Strobl betont. Ab dem zweiten Halbjahr 2023 soll es etwa die Möglichkeit geben, die Mediathek eigenen Vorlieben entsprechend zu personalisieren. Darüber hinaus soll die Mediathek auch auf regionale Vorlieben eingehen. Das Mediathek-Team greife so „das Bedürfnis der Menschen nach Orientierung, Heimat und Geborgenheit auf“.

Um den Umbau der ARD zu einem Inhalte-Netzwerk, das in den Regionen verwurzelt ist, zu beschleunigen, soll auf allen Ebenen die enge Zusammenarbeit der Medienhäuser vorangetrieben getrieben werden. Im Maschinenraum der ARD wird an der Zukunft des Journalismus gearbeitet. Wir schaffen die konkreten Voraussetzungen für die neue ARD, die ihre Kräfte mit Blick auf die Bedürfnisse der Menschen bündelt. Künftig soll jeder ARD-Sender der Gemeinschaft das bieten, was er am besten kann und so für journalistische Inhalte mit noch mehr Tiefe sorgen. Im Laufe eines Jahres werden die Konturen dieser neuen ARD für die Menschen in Deutschland sichtbar werden, so der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke.

Konkret wird sich ab Ende Februar eine „Steuerungsgruppe aus elf ARD-internen Fachleuten“ um die Umsetzung der Reformvorhaben kümmern. In dem Zusammenhang werden „crossmediale journalistische Kompetenzzentren“ gebildet, zunächst in vier Bereichen: Hörspiel, Gesundheit, Klima und Verbraucher. Bis Juni sollen dann erste Ergebnisse vorgelegt werden. Weitere Themenfelder sollen noch im Lauf des Jahres definiert werden. Unter anderem sollen gemeinsame Pool-Lösungen für die Radio-Angebote und die regionalen TV-Programme erarbeitet werden. Außerdem soll das Portfolio der Social-Media-Angebote überprüft und nach klaren Erfolgskriterien bewertet werden, welche Accounts den Interessen der Nutzer entsprechen – und welche eingestellt werden können. Im Bereich von Verwaltung und Technik soll die ARD künftig ebenso stärker zusammenarbeiten.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1977) am

    Ich wäre ja dafür diese Ländersperre abzuschaffen.
    Gerade das Geoblocking stört mich unterwegs in Europa sehr.
    Aber wozu gibt es kostenlose VPN-Dienste.
    • am

      Die ZDF Mediathek ist einfach die beste, die es überhaupt gibt!
      • am

        Die, stets funktionierende, Mediathek erhält also eine Auffrischung. Gespannt bin. Probleme sind bekanntlich beim Endkunden ^^
        • (geb. 1975) am

          Man sollte die ARD-Mediathek nicht nur komplett überarbeiten, man sollte auch dafür sorgen das sie endlich mal funktioniert und das dauerhaft! Derzeit ist die ARD-Mediathek eine einzige Katastrophe und das schon seit sehr langer Zeit! Andere Mediatheken wie z.B. die vom ZDF funktionieren einwandfrei!
          • am

            Einfach mal die Einstellungen vom Rechner (TV-Gerät) anpassen hilft schon. Bei schlechter Datenübertragung (jaja, die Telekotz....) die Datenrate in der Mediathek abspecken, muß ja nicht immer alles in HD sein! Aber meist läuft die ARD-Mediathek bei mir gut. Ggf. auch den Virenschutz deaktivieren, das bremst auch aus. Deshalb fliegt bei mir demnäxt der Avast runter, der ist die letzten Jahre immer überfrachteter geworden und bremst das System mittlerweile stärker aus wie Norton vor der Übernahme von Avast.
          • (geb. 1967) am

            Josar, die ARD Mediathek war noch nie übersichtlich!
        • am via tvforen.de

          TV Wunschliste schrieb:
          -------------------------------------------------------
          >(...) ist nun von einer
          > Umschichtung von weiteren 250 Millionen Euro im
          > Zeitraum 2025 bis 2028 die Rede - also im Schnitt
          > mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr.

          Kann mir diese Rechnung mal jemand erklären? Entweder bin ich zu blöd zu verstehen, wie ich von 250 Millionen auf vier Jahre verteilt einen Jahresschnitt von 200 Millionen hinkriegen soll, der ja dann eher so bei rund etwas über 60 Millionen liegt damit meiner Meinung nach. Oder es stimmt gewaltig etwas nicht an dieser Aussage.
          • am via tvforen.de

            60 Millionen + die 150 Millionen aus dem Satz vorher pro Jahr?
          • am via tvforen.de

            Ah, ok. Könnte man meiner Ansicht nach aber etwas besser formulieren, dass der Zusammenhang klarer wird. Einen neuen Satz wie "Im Schnitt werden ab 2025 somit insgesamt dann jährlich mehr als 200 Millionen Euro für Digitalinhalte ausgegeben" oder sowas.
          • am via tvforen.de

            Sollte meine Aussage stimmen, hast du natürlich auch Recht.
        • am

          Eine sehr große Verbesserung wäre, wenn die Sendungen in den Mediatheken dauerhaft zur Verfügung stehen würden, und nicht nur temporär, so wie derzeit.
          • (geb. 1973) am

            Hallo

            Dazu sind sicherlich zu große Kapazitäten nötig.

            Aber es gibt ja inzwischen kostenlose legale Programme mit denen mann seine Wunschinhalte dauerhaft sichern kann aus den Mediatheken.
          • am

            @ TheMP: Das sollten Sie Ihrem Landtagsabgeordneten schreiben. Denn es sind die Mediengesetze der Länder, die ARD und ZDF zwingen, ihre Inhalte nur für einen bestimmten Zeitraum anzubieten.
          • (geb. 1972) am

            Wie heißen die? Wusste gar nicht dass es sowas gibt.
          • am

            @User 798614
            MediathekView

            oder in der Online-Variante
            mediathekviewweb.de
          • am

            Die Seite gibt es auch noch https://www.mediathekdirekt.de/

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