Folge 3

  • 3. Liechtenstein

    Folge 3 (52 Min.)
    An einen Wirtschaftskrimi oder ein Gesellschaftsspiel könnte man beim dritten Teil der Reihe denken. Der Erfinder von Monopoly muss sich eine Stadt wie Vaduz vorgestellt haben, als er sein Spielbrett entwarf: Klein, geordnet, unauffällig und mit jedem Feld ein bisschen teurer. „Rücke vor bis zur Schlossallee“ heißt es, und auf kaum jemanden trifft dies besser zu als auf den Fürsten von Liechtenstein, Hans-Adam II. Er regiert ein Wirtschaftsunternehmen, dass mit 32.000 Einwohnern den gesamten Staat umfasst.
    Der Fremdenverkehrsprospekt wirbt damit, dass man den Monarchen hier beim Einkaufsbummel treffen kann. Tatsächlich gibt sich der Fürst modern und volksnah, nicht nur am Staatsfeiertag, wo alle Liechtensteiner eingeladen sind, nach der Feldmesse im Schlossgarten ein Häppchen mit ihm zu essen. Überhaupt wäre er lieber Manager bei IBM geworden als Regent von Liechtenstein, einem kuriosen Staat, der nicht einmal halb so groß ist wie München, weder eine eigene Währung noch eine Armee, keine Universität, keine Autobahn, keine Gewerkschaften, dafür aber eine Fußball-Nationalmannschaft hat.
    Hier sind mehr als ein Drittel der Menschen Ausländer, und seit 1997 darf sich in Liechtenstein jeder EU-Bürger ohne Einschränkung niederlassen – mit allen steuerlichen Vorteilen. Das Vermögen, dass sich auf Liechtensteiner Treuhandkonten schlummernd vermehrt, wird auf 100 Milliarden Schweizer Franken geschätzt; und der Finanzsektor im Lande bringt weit mehr als die Hälfte der Steuereinnahmen. 1995 gab es in Liechtenstein fünf Banken, 1999 waren es 13. Die Größte davon gehört dem Fürsten selbst.
    Dabei sah es in Liechtenstein nicht immer so rosig aus: Vor dem Ersten Weltkrieg, als Österreich noch Habsburg war, gab es nur Arbeiter und Bauern. Den Reichtum, darauf ist Hans-Adam II. besonders stolz, hat erst er
    geschaffen: „Ich muss vormittags Geld verdienen, um mir nachmittags leisten zu können, Fürst zu sein.“
    Was das für Europa, für die Demokratie und für die Monarchie bedeutet, darüber gibt uns Durchlaucht Fürst Hans-Adam II. selbst Auskunft, ergänzt von Liechtensteins Regierungschef Mario Frick sowie dem Chefredakteur der fürstentreuen Tageszeitung „Liechtensteiner Vaterland“, Günther Fritz. Anders als sie gehört der Ex-Kabinettschef des Fürsten, Robert Allgäuer, heute zu den schärfsten Kritikern des Fürstenhauses. Neben dem Adelsexperten Jan van der Berghe und der Medienpsychologin Ines Imdahl vom Kölner Rheingold-Institut äußern ihre Meinung zu Staat, Fürst und Finanzplatz außerdem der Chef des Liechtensteiner EXPO-Pavillons Pio Schurti, Fachmann für die Kunst- und Kulturszene des Alpenstaates sowie der aus Köln zugereiste Chef des neuen Liechtensteiner Kunstmuseums, Friedrich Malsch.
    Unter anderem stellt er Teile der berühmten Sammlung des Fürsten aus. Denn der Grandseigneur sammelt, wie seine Vorfahren, italienische und niederländische Meister. Ganz nebenbei besitzt das Fürstenhaus daher eine der bedeutendsten Rubens-Sammlungen der Welt, die in der Dauerausstellung „Götter wandelten einst …“ zu bestaunen ist. Zur Zeit schwelt in Liechtenstein ein erbitterter Verfassungskonflikt: Fürst und Thronfolger wollen ihre Macht mindestens erhalten – immerhin ist neben Fürst Rainer von Monaco der Liechtensteiner Regent der Einzige in Europa, der wirklich politisch Macht ausübt.
    Institutionen wie Parlament und Opposition stören dabei natürlich. Daher bleibt spannend, wie sich das kleine Land und seine Monarchie in den nächsten Jahren entwickelt – oder ob es ganz von der Landkarte verschwindet. „Gehe nicht über Los. Ziehe nicht 4.000 Schweizer Franken ein“ – sollte dies das Fazit des kenntnisreichen Portraits von André Schäfer sein? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 27.12.2000 arte

Sendetermine

Mi. 17.12.2003
15:15–16:20
15:15–
Fr. 10.08.2001
10:00–11:00
10:00–
Fr. 10.08.2001
04:30–05:30
04:30–
Do. 09.08.2001
20:15–21:15
20:15–
Di. 05.06.2001
03:30–04:25
03:30–
Mo. 04.06.2001
12:30–13:30
12:30–
Mi. 27.12.2000
20:45–21:40
20:45–
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