Meine Kindheit Folge 7: Meine Kindheit an der Ostsee
Folge 7
Meine Kindheit an der Ostsee
Folge 7 (45 Min.)
Sommer, Sonne, Strand – die Ostsee steht für viele für Urlaubsspaß. Wer hier aufwachsen durfte, der ist einfach zu beneiden. Prominente und andere erinnern sich in der Sendung an ihre Kindertage in DDR und Bundesrepublik. Die Reise in die Vergangenheit führt von Greifswald über Rügen und Rostock bis nach Eckernförde. Eines dieser Ostseekinder ist Cornelia Linse aus Greifswald, ehemalige Weltmeisterin im Rudern und Zweite bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau. Das „besondere Bootsgefühl“ hat sie bereits in ihrer Kindheit an der Ostsee entdeckt, „dieses leise Plätschern des Wassers gegen die Bootswand.“ Jahrelang trainierte die Jugendliche auf dem Fluss Ryck – immer bis zum Greifswalder Bodden und zurück. Claudia Rusch nahm bereits als Schulkind auf Rügen mit großem Scharfsinn typische DDR-Strandrituale wahr. „Die Männer standen immer aufrecht in diesen Windschutzrondells und schauten. Und zwar alle Männer. Die ganze Zeit! Und als ich das erste Mal eine Erdmännchen-Kolonie im Zoo gesehen habe, habe ich fürchterlich angefangen zu lachen, weil ich dachte: Das ist ja wie an der Schaabe! Weil die auch alle so standen und guckten.“ Doch für Claudia Rusch wird die Ostsee, die sie vom Wohnzimmer in der Plattenbausiedlung aus sehen kann, auch zum Inbegriff von Sehnsucht. „Wir sind eingesperrt auf dem offenen Meer“, sagte Claudias Mutter oft. Dieses
Gefühl kannten Kinder und Jugendliche auch in Rostock. „Da hinter dem Meer, da ist etwas, wo du wahrscheinlich nie hinkommen wirst, was du gerne sehen würdest. Und wenn die Ostsee mal zugefroren ist, dann gehen wir da rüber“, so beschreibt die Schauspielerin Saskia Valencia ihre Kindheitsgefühle. Bei dem Rostocker Peter Döbler blieb es nicht nur bei solchen Tagträumen. Bereits in seiner Kindheit war er ein begeisterter Langstreckenschwimmer. Dann trainierte er in der Ostsee und schwamm immer von Kühlungsborn nach Warnemünde – bis er eines Nachts Richtung Fehmarn losschwamm. „Von der anderen Seite haben wir die Flakscheinwerfer der DDR-Grenzer gesehen“, erinnert sich Heidrun Reshöft aus Dahme in Holstein. Es trennten sie nur knapp dreißig Kilometer Luftlinie von den Ostseekindern auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Heidrun Reshöft wuchs als Tochter eines Campingplatzbesitzers direkt am Ostseestrand auf und kann sich noch erinnern, wie ihre Mutter Knödel und Schweinebraten für abgekämpfte DDR-Flüchtlinge gemacht hat. Die Erinnerungen von Karen Marin an das Eckernförde ihrer Kindheit gehen noch etwas weiter zurück. Sie erlebte dort den Zweiten Weltkrieg. Was Krieg bedeutete, das verstand sie damals noch nicht. Aber wenn sie am Strand entlang ging, wunderte sie sich über die Blindgänger aus der Torpedoversuchsanstalt, die aussahen „wie die Zigarren meines Großvaters.“ (Text: NDR)