Made in Hessen Staffel 1, Folge 2: Die Neckermann-Geschichte – Der Versandhandel aus Frankfurt
Staffel 1, Folge 2
2. Die Neckermann-Geschichte – Der Versandhandel aus Frankfurt
Staffel 1, Folge 2
1950 hatte der Frankfurter Textilproduzent und Großhändler Josef Neckermann eine geniale Idee. Er ließ eine zwölfseitige Broschüre drucken und bot darin 133 Kleidungsstücke zu konkurrenzlos niedrigen Preisen an, die jeder ganz einfach zu sich nach Hause bestellen konnte. Er verschickte die Broschüre an 100.000 Adressen, und die Kunden, vor allem aus dem ländlichen Raum, bescherten ihm auf Anhieb einen Umsatz von zehn Millionen Mark. Der Neckermann-Versand, das Kaufhaus des kleinen Mannes, war gegründet und trat seinen Siegeszug in bundesdeutsche Haushalte an. Die Filmautorin Dorothee Kaden hat zahlreiche Schätze aus den Archiven des Hessischen Rundfunks geborgen, um die wechselvolle Geschichte des Unternehmens nachzuerzählen. In dem Film erinnern sich Mitarbeiter und ein Model der ersten Stunde voller Stolz an den Aufstieg des Unternehmens und an das schöne Gefühl, einer erfolgreichen Familie anzugehören. Auch sie freuten sich über das ständig wachsende Angebot. Möbel, Kühlschränke, Fernsehgeräte, aber auch
Motorräder, Schweinehälften und Papageien – in den immer dicker werdenden Katalogen war fast alles zu finden. Davon träumten auch die Ostdeutschen. Doch sie durften für Neckermann nur produzieren, etwa das legendäre Motorrad MZ, auf dem Weltmeister Dieter Braun für das Neckermann-Racing-Team Erfolge einfuhr. Als Neckermann dann sogar schlüsselfertige Eigenheime, Versicherungen und billige Flugreisen in den sonnigen Süden ins Programm aufnahm, zweifelte niemand mehr daran, dass Neckermann es „möglich“ macht. Doch der Einstieg ins Reisegeschäft blieb Neckermanns letzter unternehmerischer Erfolg. Massenabsatz bei geringer Gewinnspanne – die Rechnung ging nicht mehr auf und das Familienunternehmen unter. Für die Mitarbeiter bedeuteten die letzten Jahre ein ständiges Hoffen und Bangen. Eigentümerwechsel, Entlassungen, Sanierungen und Umstrukturierungen haben sie miterleben müssen. Heute ist der traditionelle Katalogversender auf dem Weg zum E-Commerce-Unternehmen, und die Bilanz verzeichnet wieder Erfolge. (Text: hr-fernsehen)