3 Folgen (Land zwischen Oder und Newa (90 Min.)), Folge 1–3

  • Folge 1 (90 Min.)
    Alte deutsche Ostseebäder und Hansestädte voller historischer Schätze, einst Heimat von Slawen, Wikingern und Kaschuben. Riesige Wanderdünen, endlose Strände und die sturmgepeitschte Nehrungshalbinsel Hela. Hier leben Menschen wie in einer anderen Zeit, mit wiederbelebten Traditionen und Bräuchen. Die heute polnische Ostseeküste hat sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der Welt geöffnet. Der zweiteilige Film ist eine erlebnisreiche Entdeckungsreise über Wasser und Land, er führt bis Danzig und weiter ins verschlafene Weichsel-Nogat-Delta dicht vor der russischen Grenze, vor 700 Jahren wichtigster Vorposten des Deutschen Ordens.
    Die Reise beginnt in Stettin, einst Hauptstadt der preußischen Provinz Pommern, und führt dann zur Insel Wollin am Oderhaff. Vor 1.000 Jahren ein wichtiger Handelsplatz für Slawen, Wikinger und andere Ostseevölker. Über Swinemünde geht es aufs Meer hinaus zur Ferienhauptstadt Polens: der Salzstadt Kolberg. Vor dem Krieg war sie eines der größten deutschen Ostseebäder. Heute ist das Moor der Schatz der Stadt.
    Weiter östlich liegt das Seebad Ustka, das alte Stolpmünde. Ein Strandwurzelschnitzer freut sich hier über Herbststürme. Die bringen ihm Geschichten, „flüsterndes“ Wurzelholz. Traditionelle Strandfischer fahren in bunten Holzbooten aufs Meer hinaus. Die gigantischen Leba Wanderdünen überrollten einst Dörfer mit Kirchen und Wälder und wandern noch immer. Hinter ihnen sind große Küstenseen im Schutz der Nehrungen vor den Ostseewellen entstanden. Im Slowinzen-Dorf Kluki spielt man zur „Schwarzen Hochzeit“ auf.
    Die Sprache des alten Volksstammes und Kaschubische Musik erleben hier eine Renaissance mit absonderlichen Instrumenten wie dem Brummtopf aus Holz und Pferdehaar. „Kuhschwanz“ nennen die Einheimischen die Halbinsel Hela, weil sie wie ein Schweif am Festland hängt. Ein pensionierter Schiffbauer hat sich hier den Pomerankas verschrieben, das sind die traditionellen kaschubischen Fischerboote. Wissenschaftler forschen auf der Halbinsel, wie sich Ostseerobben besser schützen lassen. Von Hela aus ist es nach Danzig nur ein kleiner Sprung über die Bucht.
    Die alte Hansestadt, im Krieg schwer zerstört, wurde fast originalgetreu wieder aufgebaut. Sie nennt sich auch „Welthauptstadt des Bernsteins“ und ist berühmt für die kunstvollen Beischläge in der Frauengasse. Und dafür, dass hier 1980 auf ihrer alten Lenin-Werft die polnische Gewerkschaft Solidarnosc gegründet wurde; der Sozialismus fing damals an zu bröckeln. Kurios: Im ältesten Kirchturm der Stadt erbaute der Museumsdirektor die genaueste Uhr der Welt und griff dabei nach den Sternen.
    So fällt auf einem der alten Leuchttürme an der polnischen Küste der historische Zeitball präziser als die Atomuhr tickt. Das Entwässerungssystem im Weichsel-Nogat-Delta ist Jahrhunderte alt, Holländer haben es gebaut. Heute ist es ein abwechslungsreiches Revier für Hausboote. An den Ufern stehen Vorlaubenhäuser, reich verziert mit Schnitzwerk. Und es gibt den Oberländischen Kanal, der Schiffe trockenen Fußes über Rollberge bringt. Und die Marienburg, sie ist der größte Backsteinbau Europas. Um 1300 hat der Deutsche Orden sie als Zeichen seiner Macht im baltischen Raum geschaffen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.04.2018NDR
  • Folge 2 (90 Min.)
    Jenseits der polnischen Ostseeküste liegen die noch jungen baltischen Staaten am Meer, davor die russische Exklave Kaliningrad. Jahrzehntelang vom Eisernen Vorhang abgeschottet, verbindet sie die gemeinsame Vergangenheit, geprägt vor allem vom Leben und Überleben an der Küste, von Schifffahrt und Handel. Wohlhabende Städte wie Königsberg, Memel oder Riga wuchsen daraus hervor, weltoffen und reich an Kultur. Lange Zeit verbotene Traditionen und vergessene Bräuche dürfen in Litauen, Lettland und Kaliningrad wieder gelebt werden. Dieser Film des Zweiteilers „Land zwischen Oderhaff und Newa“ begegnet ihnen und den Menschen in der vom Baltischen Meer geprägten Welt.
    Das erste Ziel: Baltijsk (Pillau). Jahrzehntelang war die Stadt Sperrgebiet und ist noch heute Hauptstützpunkt der russischen Baltischen Flotte. Dahinter liegt die ehemalige Kornkammer Ostpreußens. Ein junger Landwirt aus Niedersachsen kämpft dort gegen Dornenbüsche an. Die Gebietshauptstadt Kaliningrad putzt sich langsam heraus und setzt dabei auf ihre Wurzeln: 700 Jahre Königsberger Geschichte, von den Sowjets fast ausgerottet. Die Seebäder an der Küste haben ein anderes Problem: Die Ostsee hat ihnen den Sand geraubt.
    Küstenschutz gab es zur Sowjetzeit kaum. Dafür wird hier 90 Prozent der Weltproduktion an Bernstein abgebaut. Tilsiter Käse, das russische Nostalgiegetränk Kwas, Trakehnerpferde: Nicht weit davon ist das alte Memelland, heute halb russisch, halb litauisch. Hier leben Hilde und Walter wie früher ohne Wasser und Strom. Die Kurische Nehrung mit ihren atemberaubenden Wanderdünen und dem malerischen Haff zieht jeden in ihren Bann. Auch den Schriftsteller Thomas Mann, der auf litauischer Seite den Sommer genoss.
    Zwischen bunten Holzhäusern und Kurenwimpeln müht sich heute die Nationalpark-Chefin um den Sand auf der Nehrung. Aurelius fährt auf seinem Kurenkahn hinaus. Und das heidnische Johannisfest mit einer Prozession unter Blumenkränzen und lodernden Fackeln ist der Höhepunkt zur Mittsommersonnenwende. Vor der Küste der Kurischen Nehrung sorgt die Litauische Marine für Sicherheit am Strand. Immer noch werden dort Munitionsreste aus den Kriegen angespült. Ein Minensuchmanöver der NATO soll Abhilfe schaffen. Marinestützpunkt ist Klaipeda, das frühere Memel.
    Das Denkmal zur Volksweise „Ännchen von Tharau“ steht hier auf dem Theaterplatz. Liepaja ist dann der erste Hafen in Lettland. Auch die Letten leben tief verwurzelt mit ihren Traditionen. Die Menschen glauben fest an die Mythen ihrer Vorfahren. Dazu zählt die „Blaue Kuh“, die eine Meerjungfrau den Bauern bei Vollmond aus der Ostsee gebracht hat. Oder auch die Letzten der fast ausgestorbenen Liven, die nun die alten Höfe ihrer Großeltern am sturmgepeitschten Kap Kolka wiederbeleben. Eine Großmutter in reich geschmückter Tracht besingt die Aussteuer ihrer Enkelin mit den Dainas (Lieder/​Gedichte) ihrer Ahnen.
    Im Pape-Naturpark gleich hinter den Dünen kommen Wildpferde bei Sonnenuntergang zum Lagunensee. Ein Bild wie vor 1.000 Jahren. Deutlich jünger ist das düstere Karosta, ein Militärgefängnis seit der Zarenzeit. Auch der wohl exklusivste Badeort im ganzen Baltikum mit seiner einzigartigen Holzarchitektur ist noch aus der Zarenzeit bekannt: Jurmala. Und am Ziel dieser erlebnisreichen Reise dann Riga, größte Stadt im Baltikum. Früher als Hansestadt berühmt, zählt sie heute zum UNESCO Weltkulturerbe. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.04.2018NDR
  • Folge 3 (90 Min.)
    Riga liegt an der Daugava (Düna), Lettlands großem Strom. Dort hat die Christianisierung des Baltikums begonnen, Nonnen aus Deutschland haben ein neues Kloster gebaut. Der zweite historische Fluss Livlands ist die Gauja, der Fluss der alten Holzflößer. An ihm wurde den Dainas ein Denkmal gesetzt: Das sind kleine Vierzeiler, meist gesungen, in denen die ursprünglich heidnischen Letten und Esten ihre Traditionen und Mythen von Generation zu Generation weitergeben und so ihre nationale Identität bewahren konnten. In ihrer Geschichte fast immer umkämpft und fremdbeherrscht, haben Lettland und Estland erst 1991 die Unabhängigkeit zurückbekommen.
    Auch dank ihrer Lieder. Die Gauja schlängelt sich durch ein sagenhaftes Urstromtal bis in die Rigaer Bucht. Über sie geht die Reise weiter nach Estland: Mehr als 1.500 Inseln, die meisten schroffe Winzlinge, die kaum aus dem Wasser lugen. Die Küsten sind übersät mit Findlingen, als hätten Riesen mit Murmeln gespielt. Und dahinter: Dichte Urwälder, in denen man sich verlaufen kann. Mit Elchen, Bären und Luchsen. Riesige Seen und Moore, die zu den letzten Wildnissen Europas gehören.
    Und heidnische Bräuche und Traditionen: Auf der kleinen Insel Kihnu haben seit alters her Frauen in rotgestreiften Wollröcken „die Hosen an“. Auf alten Motorrädern knattern sie zum abendlichen Volkstanz. Am Festland gegenüber befindet sich der Soomaa-Nationalpark. Hier baut Aivar Ruukel die Haabjas noch heute so wie seine Urgroßväter, aus einem einzigen Espenstamm. Auf der Insel Hiiumaa ließ sich ein Deutschordensbischof den Bau des Leuchtturms Köpu von der Hanse mit viel Wein bezahlen. Später haben die Sowjets die gesamte Inselwelt zum Sperrgebiet gemacht.
    Die Insel Naissaar ist erst vor Kurzem wieder aufgetaucht, gespenstisch übersät mit verrosteten Seeminen. Märchenhaft ist Haapsalu. Das Städtchen mit bunten Holzhäusern am Festland ist in vielem dem „Bullerbü“ in Astrid Lindgrens Büchern ähnlich. In der berühmten Hansestadt Tallinn wirken seit 700 Jahren die „Schwarzhäupter“. Ehrlich ja, nur ledig müssen sie heute nicht mehr sein. Die singenden Esten: 30.000 Menschen auf einer Bühne! Mit ihrem Sängerfest feiern sie ihre „Singende Revolution“.
    Dazu die Estlandschweden im Nordwesten, Baltendeutsche mit ehemals Hunderten von Guts- und Adelssitzen, altgläubige „Zwiebelrussen“ am riesigen Peipussee: Viele Volksgruppen haben das Land geprägt. Eine wechselvolle Historie, deren Spuren vielerorts liebevoll restauriert werden. Das gilt selbst für Sillamäe, Stalins geheime Stadt, in der er seine Atombombe bauen ließ, nicht weit entfernt von der heutigen EU-Grenze zu Russland. Und gleich dahinter: St. Petersburg, die prunkvolle Zarenstadt mit Peter-und-Paul-Festung und Eremitage. Das ist das Ziel einer großen Entdeckungsreise mit einem kleinen Segelboot. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.08.2018NDR

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