Folge 143

  • Jugend

    Folge 143
    „Trau keinem über 30!“ hieß es bei den 68ern. Jung sein meinte: Rebellisch, spontan und frei. Erwachsen dagegen: Traditionell und langweilig. Eine „Kulturpalast“-Ausgabe zum Thema Jugend. Die Unterschiede damals waren gewaltig – ob in Mode, Sex, Drogen oder Musik. Und heute? Der „Kulturpalast“ präsentiert Künstlerinnen und Künstlern, die sich entlang der kaum noch vorhandenen – Grenze von Jugend und Erwachsenenalter abarbeiten. „Heute muss man sich nicht mehr gegen die Erwachsenenwelt abgrenzen.
    Heute muss man sich schon als Kleinkind gegen Gleichaltrige abgrenzen, die politisch auf der anderen Seite stehen“, sagt Helene Hegemann, die mit ihrem Buch „Axolotl Roadkill“ bereits als 17-jährige zu einem Literaturstar avancierte. Verläuft die Grenze nicht mehr zwischen alt und jung, sondern zwischen uns und denen? Helene Hegemann, 25, hat jetzt ihre Coming-of-Age-Geschichte der Schulschwänzerin Mifti fürs Kino verfilmt. Mit Jasna Fritzi Bauer, 28, in der Hauptrolle, die scheinbar ein Abo auf kindliche Rollen hat.
    Als junge Erwachsene, steht sie in ihrer Arbeit vor der Aufgabe, immer wieder aufs Neue erwachsen werden zu müssen. Das Einzige, wofür die von ihr dargestellte Mifti Verantwortung zu übernehmen scheint, ist ihr Axolotl – ein Schwanzlurch, der nicht erwachsen wird. Hegemanns Buch wurde bei Erscheinen zunächst hymnisch gefeiert – als scheinbarer Einblick in die Gedankenwelt der Jugend. Kurz danach allerdings von den gleichen Rezensenten beleidigt niedergeschrieben, weil Teile des Romans geklaut und damit nicht
    „echt“ waren.
    Mal sehen, wie es jetzt dem Kinofilm ergeht. „Axolotl Overkill“ startet am 29. Juni in den deutschen Kinos. Gibt es also überhaupt noch einen Unterschied zwischen „Jugend“ und „Erwachsenenalter“? Ein Geheimnis der Jugend, das man als Erwachsener nur mittels „authentischer“ Stimmen aus der einer sonst fremden Generation versteht? Wo sind sie die Jugendkulturen, deren Codes für Außenstehende stets unverständlich waren und zu denen Erwachsene keinen Zutritt hatten? Eigentlich ist es eine feindliche Übernahme, wenn Lehrer mit Tunnel Piercings und „Ramones“-Tattoo herumlaufen, auf Kumpel machen und damit den Jugendlichen ihr konstituierendes Merkmal klauen: Die Abgrenzung von der Welt der Erwachsenen.
    Die Theaterregisseurin Susanne Kennedy, die „Virgin Suicides“ als quietschbunten Zombietrip inszeniert – jenes Buch von Jeffrey Eugenides, in dem die Erwachsenenwelt fassungslos vor einer Selbstmordserie von Teenagern steht. Den Fotografen Hans Eijkelboom, der Kleidungscodes von Jugendlichen in unseren Innenstädten aufspürt und nun mit seinen Fotos auf der Documenta in Kassel vertreten ist.
    Und den Theater-Schamanen Lemi Ponifasio, der das Festival „Theater der Welt“ in Hamburg mit „Die Gabe der Kinder“ eröffnet. Darin lässt er symbolisch das Blut von Kindern, die Opfer von Krieg und Gewalt wurden, abwaschen. Eine naive Geste, die aber wenige Wochen nach dem Manchester-Attentat eine traurige Aktualität bekommt. Denn wenn es noch eine Besonderheit von Jugend gibt, dann ist es wohl das Versprechen auf Leben, das eigentlich noch vor einem liegt. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.06.20173sat

Cast & Crew

Sendetermine

Sa 10.06.2017
19:30–20:00
19:30–
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