Folge 127

  • Die Lust am Weltuntergang

    Folge 127
    Visionen vom Weltuntergang faszinieren die Menschheit seit eh und je ob in Kino, Literatur oder Theater. Doch selbst die Apokalypse scheint nicht mehr das, was sie mal war … Zu Gast im Kulturpalast ist Herbert Fritsch, Experte für genialen Quatsch und Sinnverschleuderung. Als Regisseur hat er soeben den irrsten Text zur Apokalypse die Offenbarung des Johannes bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen auf die Bühne gebracht. Fliegende Reiter, Heuschreckenschwärme, Plagen – so schön schrecklich wie in der Bibel wurde das Ende der Welt nie wieder herbeigesehnt.
    Die Offenbarung des Johannes ist der saft- und kraftvollste Text zum Weltenende, sozusagen der Klassiker der apokalyptischen Fantasie. Aber auch ein Blick auf die deutsche Gegenwartsliteratur macht klar: Weltenende, derzeit überall. In Nis-Momme Stockmanns „Der Fuchs“ wird Norddeutschland von einer gewaltigen Flut überrascht. Thomas von Steinäckers „Die Verteidigung des Paradieses“ spielt in einem verwüsteten und verseuchten Deutschland, in dem Mutanten umherstreifen. Und auch in Heinz Helles „Eigentlich müssten wir tanzen“ ist die Welt entvölkert.
    Die Frage, was den Menschen in seinem Wesen ausmacht, wird hier vom Ende her gedacht. Aber nicht nur in Deutschland ist der Blick düster: Auch Lia Rodrigues , eine der bedeutendsten Choreographinnen
    Südamerikas, widmet sich dem Weltuntergang. Ihr aktuelles Stück „For the sky not to fall“, mit dem sie gerade durch Deutschland tourt, baut auf einer Weissagung der Yanomami-Indianer auf: Danach wird uns eines Tages der Himmel auf den Kopf fallen.
    Diese Prophezeiung ist – angesichts des Klimawandels und der Zerstörung des Regenwalds – vielleicht gar nicht so weit von der Realität entfernt. Ein sehr realer Ort, an dem man der Apokalypse gefährlich nah kommt, ist die menschenleere ukrainische Geisterstadt Prypjat, die seit dem Reaktorunglück vom Tschernobyl verstrahlte Sperrzone ist. Genau dorthin ist das französische Parcour-Kollektiv „Hit the road“ illegal gereist und hat beeindruckend beängstigende Fotos mitgebracht. Beim Betrachten dieser realen Endzeit-Bilder wird klar, dass es die Apokalypse – so wie es sie noch in der Bibel gab – nicht mehr gibt.
    Während in der Offenbarung des Johannes das irdische Jammertal ein für alle mal hinweggefegt wird, um danach das göttliche Reich in all seiner Herrlichkeit auferstehen zu lassen, ist die wahre Katastrophe unser Zeit: Dass dieses Schlamassel mit dem die Menschheit sich selbst zerstört, einfach immer und immer weiter geht. Ein goldenes Zeitalter scheint nicht in Sicht. Höchstens im neuen X-men im Kino, da hat der Kampf gegen die Apokalypse gerade erst begonnen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.06.20163sat

Cast & Crew

Sendetermine

Fr 01.07.2016
02:30–02:55
02:30–
Do 30.06.2016
22:40–23:10
22:40–
Sa 25.06.2016
19:30–20:00
19:30–
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