Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Hierzulande nimmt der Genfer Dirigent Ernest Ansermet (1883 bis 1969) als Erster die „komische“ schwarze Musik aus den USA ernst. „Diese Musik wird die Welt erobern“, schreibt er 1919 in der „Revue Romande“ nach dem Besuch eines Jazz-Konzerts. Nur ein Jahr später erscheint die erste Jazz-ähnliche Schweizer Platte. Ausgerechnet eine Ländlergruppe nimmt sie auf: die Bauernkapelle Meyer und Zwahlen spielt „Elli Green’s Rag“. Jazz trifft den Geist der Zeit. Die Menschen strömen in die Städte. Das Leben wird schneller. Die Menschen wollen leben, sich amüsieren, tanzen. Hier setzt die erste Folge der Jazz-Reihe „Vom Tanzstück zum Kunststück“ an.
    Swingboys und Swinggirls nennen sich die Jazz-Anhänger. Der grösste Hit der 1930er-Jahre heisst „Goody Goody“ von den Original Teddies. 700 000 Mal verkauft sich diese Schallplatte, so oft wie keine Platte zuvor. Der Schweizer Bandleader Teddy Stauffer hat nicht nur den längsten Dirigentenstab, er ist auch der Star der wilden Berliner Nächte der Dreissigerjahre. Doch die Geschichte des Schweizer Jazz ist nicht nur eitel Sonnenschein: Musikern und Fans schlägt immer wieder Unverständnis und Ablehnung entgegen. Der Bauernverband fordert ein Jazz-Verbot am Mittag.
    Radio Beromünster will während des Zweiten Weltkriegs Jazz gleich ganz verbieten. Und als der Bebop die arrivierte Jazz-Szene aufmischt, wenden sich die „Alten“ gegen die „Neuen“. In den 1950er- und 60er-Jahren etabliert sich der Jazz in der Schweizer Musiklandschaft – und verästelt sich in eine Vielzahl von Spielarten. Die neue SRF-Fernsehserie „Jazz in der Schweiz“ entstand in enger Zusammenarbeit mit der Jazzredaktion von SRF 2 Kultur und erlebt im Rahmen des Schaffhauser Jazzfestivals (22. bis 25. Mai 2013) seine Premiere. Ab Sonntag, 26. Mai, zeigt SRF 1 die dreiteilige Dokreihe in „Sternstunde Musik“, jeweils um 23:20 Uhr. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.03.20143satOriginal-TV-PremiereSo 26.05.2013SRF 1
  • Folge 2
    Schweizer Jazz-Musiker orientieren sich in der Nachkriegszeit zunächst vor allem an grossen US-Vorbildern wie Bud Powell, Dizzy Gillespie oder Miles Davis. Wer sich aber einen Namen machen will, muss sich von den Vorbildern lösen und einen persönlichen Stil entwickeln. Jazz-Schulen gibt es keine. „Learn from the masters“, heisst das Motto: Man beschafft sich die Alben der grossen Musiker oder sitzt gebannt vor dem Radio. Wer es sich leisten kann, reist nach Paris, die damalige Metropole des Jazz in Europa. Ab Mitte der 1960er-Jahren entwickeln Schweizer Jazz-Musiker zunehmend ihre eigenen Spielformen.
    Musiker aus dem Umfeld von George Gruntz, der Ambrosetti aus dem Tessin oder den Westschweizern Daniel Humair und Pièrre Favre spielen auf internationalem Parkett und geben dem Schweizer Jazz eine eigene Identität. George Gruntz beginnt Jazz mit klassischer Musik und Volksmusik zu verbinden. Die Pianistin Irène Schweizer entwickelt sich zur europäischen Pionierin des Free Jazz, und der Schlagzeuger Pierre Favre macht das Schlagzeug vom Rhythmus- zum Klanginstrument. Der Saxophonist Bruno Spoerri wiederum findet im Experiment mit elektronischen Instrumenten einen Weg, den Jazz in die Zukunft zu denken: „Elektronik im Jazz wurde damals absolut abgelehnt“, erinnert er sich.
    „Viele Leute fanden, ich spinne, dass ich mich überhaut damit befasse.“ Heute gehört es zum guten Ton, elektronische Elemente in den zeitgenössischen Jazz zu integrieren. Die neue SRF-Fernsehserie „Jazz in der Schweiz“ entstand in enger Zusammenarbeit mit der Jazzredaktion von SRF 2 Kultur. SRF 1 zeigt die Dokumentarfilmreihe jeweils sonntags in „Sternstunde Musik“ um 23:20 Uhr. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.03.20143satOriginal-TV-PremiereSo 02.06.2013SRF 1
  • Folge 3
    Anfang der 1980er-Jahre beginnt mit PCs, Quarzuhren und CDs das digitale Zeitalter – und Schweizer Jazzmusiker entdecken den Computer für sich. Das führt zu einer erbitterten Debatte: Was ist überhaupt Jazz? Die Band Red Twist & Tuned Arrow mit den Gitarristen Stephan Wittwer und Christy Doran sowie Drummer Fredy Studer führen weiter, was Bruno Spörri bereits in den Siebzigern begonnen hat – eine Verschmelzung von akustischer Musik mit Elektronik. Andreas Vollenweider produziert zwei Alben, die in den USA in die Charts kommen – bezeichnenderweise in den Sparten Jazz, Pop und Klassik.
    Während die einen den Jazzbegriff ständig erweitern, besinnen sich andere wieder auf die Wurzeln zurück: Mathias Rüegg etwa verwandelt sein renommiertes Vienna Art Orchestra in den 90er-Jahren in eine swingende Big Band. Andere Künstler erkunden neue Dimensionen: Der Zürcher Schlagzeuger Jojo Mayer etwa verschmelzt den Jazz mit Club-Musik: „Ich hatte ein Schlüsselerlebnis, als ich an eine Rave ging und erlebte, wie 800 Leute zu hoch komplexer elektronischer Musik tanzten: Jungle“, erinnert sich Mayer.
    „Das zerstörte komplett meine Auffassungen darüber, was musikalisch möglich ist. Ich wusste, dass ich das nicht länger ignorieren kann.“ Hans Kennel, einst ein Bebop-Pionier, geht einen ganz anderen Weg: Er verbindet Jazz mit Neuer Musik und Schweizer Volksmusik. Erika Stucky wiederum macht den Spagat zwischen Jazz, Pop, Naturjodel und Experimental-Rock. Die Pendelbewegungen zwischen Aufbruch und Tradition halten den Jazz lebendig und vielfältig: Jazz, einst als fremde Musik in die Schweiz gekommen, ist heute ein fester Bestandteil des Schweizer Musikschaffens geworden. (Text: SRF)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.03.20143satOriginal-TV-PremiereSo 09.06.2013SRF 1

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