Indien zwischen Gestern und Morgen Folge 3: Zwischen Reichtum und Ruin
Folge 3
3. Zwischen Reichtum und Ruin
Folge 3 (45 Min.)
Das Selbstvertrauen ist riesig in einem Land, dessen Wirtschaft vorwärts prescht, in dem sich eine Mittelklasse mit 300 Millionen Menschen entwickelt und in dem es mehr junge Leute gibt als irgendwo sonst auf der Welt: 500 Millionen Inder sind unter 25 Jahre alt. „Der indische Elefant trompetet, und zwar gewaltig“, sagt Vinet Agarval, und er meint damit die enorme wirtschaftliche Entwicklung des riesigen Landes. Er weiß, wovon er spricht: Seiner Familie gehört die größte Frachtgesellschaft des Landes, mit einem Wachstum von 25 Prozent pro Jahr. „Bisher standen die USA und Europa im Mittelpunkt des Weltgeschehens, jetzt verlagert sich dieser Mittelpunkt hin zu uns“, triumphiert er. Arjun und Sunita leben gut von der Entwicklung des Dienstleistungssektors. Die beiden Ärzte haben in Amerika studiert, sie haben zwei Kinder und eine boomende Firma: Sie bieten Radiologie im Internet an. Ein Zimmer voller
indischer Radiologen, die Röntgenaufnahmen aus den Kliniken in Amerika analysieren. In weniger als einer halben Stunde sind die Ergebnisse dort. „So muss Medizin funktionieren, die des Weltraumzeitalters würdig ist“, sagt Arjun, der sein Studium an der Universität Yale abgeschlossen hat. Doch Indiens Weg in die Moderne ist noch lang, und die Gegensätze im Land sind riesig. In den Großstädten steigt die Zahl der Wohlhabenden, doch auf dem Land leben die Menschen wie im Mittelalter, in bitterer Not und mit einer alarmierenden Selbstmordrate. Die Korruption ist weit verbreitet, das Bildungssystem eine Katastrophe. Bei allem Fortschritt gibt es einen verzweifelten Bedarf an Jobs. Indien verdankt sein bisheriges Wirtschaftswachstum vor allem dem Dienstleistungsbereich und der Computerbranche, doch es bedarf gewaltiger Anstrengungen, um auch die Armen aus dem Elend heraus in Lohn und Brot zu bringen. (Text: 3sat)