Im Bann der grünen Götter Folge 3: Die Ärzte der Maya-Könige
Folge 3
3. Die Ärzte der Maya-Könige
Folge 3 (45 Min.)
Im dunstigen Dschungel von Chiapas (Mexiko) liegt die legendäre Stufenpyramide von Palenque. Wissenschaftler versuchen im Tempel der Inschriften Belege für das Heilwissen der alten Maya aufzuspüren. Unter der Pyramide ist in einer schwer zugänglichen Gruft einer der größten Sarkophage Amerikas verborgen. Sorgfältig wurden in diesen steinernen Sarg rätselhafte Abbildungen zahlreicher Pflanzen eingemeißelt. Inzwischen sind diese sowie andere alte Medizinalpflanzen Mexikos identifiziert. Glyphen auf einem erst kürzlich ausgegrabenen Altar vom Rande des Tempelbezirks liefern weitere Hinweise zur Entschlüsselung des arzneigeschichtlichen Rätsels der Maya. Vielen der identifizierten Pflanzen schreiben auch die heutigen Maya heilende Wirkung zu. Häufig ersetzt die Volksmedizin aus dem Dschungel bei den Nachfahren der legendären Gottkönige noch wirkungsvoll manch modernes Medikament. Schon die spanischen Konquistadoren berichteten an Kaiser Karl V. von erstaunlichen Wirkungen pflanzlicher Essenzen. Moderne Forschungen belegen, dass zahlreiche alte Rezepturen tatsächlich wirksame Inhaltsstoffe enthalten, die bei verschiedensten Krankheiten helfen können. Professor Nikolai Grube von der Uni Bonn ist einer der international anerkanntesten Maya-Kenner. Er gehörte zu der Handvoll Wissenschaftler, die in den letzten Jahren die Maya-Glyphen entziffert haben. Gemeinsam mit dem Biologie-Professor Michael Heinrich von der London School of Pharmacy und dem Sprachforscher Ortwin Smailus von der Uni Hamburg spürt er das Heilwissen der
Maya-Ärzte auf. Bei ihren Nachforschungen haben die drei jedoch mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen: Unter Anleitung des Franziskaners Diego de Landa verbrannten die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert viele Handschriften der Maya, die Aufschluss über ihre medizinischen Kenntnisse hätten geben können. Dennoch – archäologische und sprachwissenschaftliche Indizien helfen, Verlorengeglaubtes allmählich zu rekonstruieren. Es bleibt, die Pflanzennamen aus den altertümlichen und metaphernreichen Maya-Rezepten in der Natur zu identifizieren. Im Regenwald von Mexiko ist Ortwin Smailus auf die Hilfe eines Heilers aus einem Maya-Dorf angewiesen. Da es immer noch eine mündliche Überlieferungstradition gibt, kann dieser mit seinem Wissen helfen, die Namen von Heilkräutern zu entschlüsseln und später auf einer Exkursion zu identifizieren. Der pflanzliche Ertrag der Reisen wird in London pharmakologisch ausgewertet. Prof. Heinrich entdeckt dabei erstaunliche Wirkungen der verschiedenen Heilpflanzen. Die „guazuma ulmifolia“ beispielsweise hilft bei gefährlichen Magen-Darm Erkrankungen, die „Dorstenia contrajerva“ wirkt gegen Schlangengifte. Auch eine Verwandte der Begonie wird untersucht. Diego de Landa zeigte späte Reue, weil er zur Bücherverbrennung angestiftet hatte. Wertvolles Wissen ist damals für immer vernichtet worden. Doch Stück für Stück und mit äußerster Sorgfalt gelingt es den Wissenschaftlern, Licht ins Dunkel zu bringen und einige der heilsamen Wirkstoffe der „sanften Regenwaldmedizin“ wieder zu entdecken. (Text: ZDFneo)