Hotel Geizkragen

Familie Reibrich aus Dorsten in Westfalen fährt nicht in Urlaub, sie fährt „nach Berg“. Gemeint sind Erich und Christine Berg, Hausherren im Hotel Christina in Desserath in der Vulkaneifel. Einmal im Jahr verbringen die Reibrichs dort ihre Ferien zum sagenhaften Schnäppchenpreis von 22 Euro pro Tag. Vollpension, Hallenbad und Minigolfanlage inklusive. Dafür nehmen die Reibrichs und andere Gäste gerne in Kauf, dass sie ihre Betten selber machen und sogar den Staubsauger in die Hand nehmen müssen. Dusche und Toilette liegen im Hotel Christina auf dem Flur und das Essen wird auf dem Zimmer statt in einem mondänen Restaurant serviert.
Konsequent verzichtet die Pension auf Schnickschnack und Personal. Herr Berg, Frau Berg und vier „Mädchen“ schmeißen den Laden. „Ich rotiere den ganzen Tag“, sagt der 63-jährige gelernte Industriekaufmann, „wir können uns keinen Hoteldirektor und keine Buffetkraft leisten.“ Die Preise sind scharf kalkuliert. Deshalb ist Erich Berg sowohl Rezeptionist, Marketingleiter, Bademeister im hauseigenen Schwimmbad, Buchhalter und oder Getränkeverkäufer – je nach Bedarf. 16 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Urlaub – das ist für den Chef von Haus Christina ein Fremdwort. (Text: WDR)

20 Euro pro Nacht, Vollpension und Hallenbad inklusive. Günstiger kann man den Urlaub auch auf dem eigenen Balkon kaum verbringen. Doch nicht nur dieser Schnäppchenpreis macht das „Haus Christina“ in Desserath in der Vulkaneifel so einmalig. Es sind vor allem das Besitzer-Ehepaar Christel und Erich Berg, die für eine ganz besonders familiäre Atmosphäre in dem 90-Betten-Haus sorgen. Viele Gäste kommen schon seit etlichen Jahren – und oft mehrmals im Jahr – nach Desserath. So wie die Stegmanns aus Willich-Anrath: Sage und schreibe 26 Mal haben sie schon im „Billig-Hotel“ Urlaub gemacht. „Wir fahren nicht in die Eifel, wir fahren nach Bergs“, sagen sie. Dass sie ihre Unterkunft selbst sauber halten, auf Klappbetten schlafen und im Zimmer essen müssen, nehmen sie gerne in Kauf. (Text: WDR)

Neues von den Bergs. An Ostern beginnt die Hochsaison im Haus Christina. Großes Hallo bei der Ankunft – denn jeder kennt hier jeden und freut sich auf das alljährliche Wiedersehen in Desserath. Zentrum des Billig-Hotels ist der große Aufenthaltsraum und die Bar, hinter der Erich Berg allabendlich den Conferencier gibt. Nur eine von unzähligen Rollen, denn er ist auch Kofferträger, Bademeister, Hausmeister, Gärtner, Rezeptionist oder DJ. Christel Berg regiert in der Küche und sorgt dafür, dass drei Mahlzeiten am Tag pünktlich per Drahtkorb auf die Gästezimmer wandern. Wann immer es die Zeit aber zulässt, jagen die beiden Mitt-Sechziger mit ihrem tiefer gelegten BMW durch die Eifel – bis sie am Abend wieder hinter der Bar stehen und ihren Gästen das Gefühl geben, eine große Familie zu sein. (Text: WDR)