Sie sind einzigartig in Deutschland und zählen von ihrer Gesamtfläche zu den größten Glaskunstwerken weltweit, die der Künstler Marc Chagall je geschaffen hat: die Chagall-Fenster in der Kirche St. Stephan in Mainz. Als Touristenattraktion begeistern sie Besucherinnen und Besucher aus aller Welt. Über zweihunderttausend Kunstfreundinnen und Kunstfreunde kommen jährlich eigens in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt, um die farbigen Kirchenfenster zu bestaunen. Von 1978 bis zu seinem Tod im Jahre 1985 schuf der russische Künstler Marc Chagall neun Fenster für den vorderen Teil der Kirche. Das Glasfensterwerk von St. Stephan wurde von einem französischen Atelier später um 19 weitere Fenster im Langhaus und im Westchor ergänzt. Dass der jüdische Künstler, der wegen des Holocausts Deutschland nie wieder betreten wollte, für eine römisch-katholische Kirche in Mainz ein großes Kunstwerk schuf, ist dem damaligen Pfarrer Klaus Mayer zu verdanken. Monsignore Mayer, selbst aus einer jüdischen Familie stammend, konnte den hochbetagten
und in Frankreich lebenden Künstler für die neue Fenster-Gestaltung des im Zweiten Weltkrieg schwer zerstörten Kirchenbaus gewinnen. Rund 40 Jahre nach dem Einbau des ersten Fensters begeistert der 95-jährige Monsignore Mayer die Kirchenbesucherinnen und Kirchenbesucher heute immer noch mit seinen fast zweistündigen Meditationen, in denen er die Fenster kunsthistorisch und religiös erläutert. Aber nicht nur wegen einer außergewöhnlichen Orgel, seiner Fenster und anderer kunsthistorischer Besonderheiten wie einem mittelalterlichen Kreuzgang ist die alte Kirche St. Stephan interessant. Die Pfarrgemeinde unter Leitung des engagierten Pfarrers Stefan Schäfer sorgt für ein reges kulturelles und spirituelles Leben auf dem Stephansberg oberhalb der Mainzer Altstadt. Ob Orgelkonzerte mit renommierten Musikerinnen und Musikern, ökumenische Chorandachten am Abend, Kunstausstellungen, Turm-, Kreuzgang- oder Fensterführungen oder einem beeindruckenden Mittagstisch für Obdachlose – in der Pfarrgemeinde ist immer etwas los. (Text: SWR)
Deutsche TV-PremiereSo. 20.01.2019SWR Fernsehen (RP)