Folge 43

  • 43. Trümmerleben – Besatzer und Besiegte

    Folge 43
    Frühjahr 1945. Tag und Nacht fliegen alliierte Bomberkommandos Angriffe auf deutsche Städte. An allen Fronten rücken die Alliierten vor. Anfang März/​April überqueren sie den Rhein und marschieren in den Südwesten Deutschlands ein. Der Krieg geht seinem Ende entgegen. Mit dem Einmarsch der feindlichen Soldaten zerbricht die alte Ordnung: NS-Funktionsträger stehlen sich davon, politisch Verfolgte kommen aus Gefängnissen frei, Zwangsarbeiter und KZ-Insassen verlassen die Lager, Flüchtlinge suchen nach einer Bleibe. Die drei Filme erzählen, wie in diesem Chaos der letzten Kriegstage im Südwesten die unterschiedlichsten Menschen aufeinandertreffen: Sieger und Besiegte, Täter und Opfer, Ausgebombte, Flüchtlinge, Verschleppte, Opfer und Profiteure des NS-Regimes.
    Da gibt es alliierte Soldaten, die im Siegestaumel plündern, brandschatzen und vergewaltigen und Verschleppte und Zwangsarbeiter, die sich an ihren Peinigern rächen. NS-Täter tauchen unter um der Bestrafung durch die Alliierten zu entgehen, freigelassene NS-Gegner treffen auf die, die sie hinter Gitter gebracht haben.
    Flüchtlinge, die um Hilfe bitten, stoßen bei den Einheimischen auf Ablehnung und Feindseligkeit. Es sind sehr persönliche Geschichten, Geschichten von menschlichen Konflikten und Tragödien, aber letztlich auch davon, wie trotz Verzweiflung und Rachegedanken, trotz Hunger, Kälte, Wohnungsnot und Zukunftsangst die Menschen im Südwesten zueinander finden und auf den Trümmern der „Volksgemeinschaft“ eine neue, demokratisch organisierte Gesellschaft entsteht. Ausgangspunkt für den ersten Film der Reihe Trümmerleben ist das erste Zusammentreffen zwischen der deutschen Zivilbevölkerung und den französischen und amerikanischen Besatzungssoldaten im Frühjahr 1945. Der Film schildert, mit welchen Erwartungen und Ängsten hier Menschen aufeinandertreffen, die wenig voneinander wissen.
    Zu Wort kommen alliierte Soldaten, wie der Franzose Aimé Petit, der mit Rachegefühlen in Deutschland einmarschiert aber schnell erkennt, „dass die Deutschen genauso litten wie wir in Frankreich“, oder der Amerikaner Gerald Schwartz, der erschüttert registriert, welche Zerstörungen der alliierte Bombenkrieg in den deutschen Städten hinterlassen hat.
    Dennoch sind die ersten Wochen der Besatzung oft bestimmt von Willkür- und Gewaltaktionen. Französische Soldaten, meist aus Marokko, vergewaltigen, brandschatzen, bedienen
    sich am Eigentum der Besiegten. In Bruchsal werden Zivilisten hingerichtet, die abgestürzte amerikanische Bomberpiloten gelyncht hatten. Als in Pforzheim ein Massengrab mit ermordeten französischen Widerstandskämpfern gefunden wird, müssen Einwohner der Stadt die Leichen ausgraben, waschen, neu einkleiden und unter Aufsicht des Besatzungssoldaten würdig bestatten.
    Immer wieder werden junge Männer auf der Strasse aufgegriffen und zur Arbeit nach Frankreich deportiert. Wochenlang bleiben die Angehörigen ohne Nachricht vom Schicksal ihrer Söhne, Brüder oder Enkel. Auch als sich die Lage etwas beruhigt und die Alliierten darangehen in ihren Besatzungszonen eine neue Verwaltung aufzubauen bleibt das Verhältnis zwischen Besatzern und Besiegten zunächst noch gespannt. Streitpunkte sind die schwierige Versorgungslage, es gibt nicht genug zu essen, der Mangel an Wohnraum, Razzien der Alliierten auf dem Schwarzmarkt und bei Hamsterfahrten.
    Was die Alliierten als notwendige Maßnahmen zur Zwangsbewirtschaftung verstehen, ist in den Augen vieler Deutscher reine Schikane. Der Pforzheimer Klaus Maischhofer und Gisela Linger aus Weingarten erzählen, wie sie es mit großem Einfallsreichtum trotzdem immer wieder schafften den Speiseplan „aufzubessern“. Noch trauen viele Alliierte den Deutschen nicht über den Weg.
    In Teilen der amerikanischen Zone werden regelmäßig Stimmungsberichte gesammelt, die Auskunft geben sollen über die Einstellung der Bevölkerung zu den Besatzern. Mit Filmen, Kursen Veranstaltungen und der Einrichtung eines selbstverwalteten Studentenwohnheims in Heidelberg, in dem die Bildung einer neuen „demokratischen Elite“ gefördert werden soll, versuchen vor allem die Amerikaner die Deutschen „umzuerziehen“. Spürbar besser wird das Verhältnis zwischen Besatzern und Besiegten, als sich die Versorgungslage bessert und sich Deutschen und Alliierte im heraufziehenden Kalten Krieg mehr als Mitstreiter, denn als Gegner betrachten.
    Die Heidelberger Schauspielerin und Sängerin Helga Schmidle, die ihre Karriere in den amerikanischen Clubs der Nachkriegszeit begann, berichtet, wie sich Besatzer und Besiegte dann doch annäherten und die Kultur der Besatzer schließlich zur Kultur auch vieler Deutscher wird. Und Elfriede Peter aus Tübingen erzählt vom wohl stärksten Argument für die Annäherung zwischen Besatzern und Besiegten: der Liebe. Sie heiratete den französischen Soldaten André Peter und folgte ihm nach Frankreich. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.05.2015SWR Fernsehen

Cast & Crew

Sendetermine

So 03.05.2015
20:15–21:45
20:15–
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