Todesspiralen Pol Pot alias Saloth Sar

D 2000 (90 Min.)
  • Portrait
  • Dokumentation

Der alte Mann mühte sich langsam aus dem gestohlenen UN-Jeep. Es war im dichten, minenverseuchten Dschungel des nördlichen Kambodscha. Aus der Ferne hörte man die feindliche Artillerie. Der Massenmörder Pol Pot grüßte mit einem scheuen Lächeln. Dann sah er vor sich hin, ein bisschen wie ein Kind, das etwas angestellt hat. Er wusste, dass er gleich zum ersten Mal nach dem unsäglichen Leid gefragt würde, das er Millionen seiner Landsleute zugefügt hat. So schildert der nicht ganz uneitle Nat Thayer den Start zu seinem mehrstündigen Interview mit Pol Pot im Juni 1997. Thayer interviewte 1997/​98, vor und nach Pol Pots Tod, noch andere Rote Khmer-Führer und die Frau von Pol Pot in Van Long.

Seine Aufnahmen standen zusam­men mit Materialien aus europäischen, amerikanischen, vietnamesischen und chinesischen Archiven für die Produktion von „Todesspiralen“ zur Verfügung. Sie wurden ergänzt durch Dreharbeiten in Kambodscha 1999 sowie durch Aussagen von Experten und Zeitzeugen rund um den Globus. Auf diese Weise entstand ein Film über den Weg von Saloth Sar, der sich später im Untergrund Pol Pot nannte.

Er führt, ausgehend von seiner bäuerlichen Herkunft, über buddhistische und christliche Schulbildung früh zu einer Fachschule für Elektrotechnik in Paris. „Als er nach Frankreich ging, war er Nationalist, als er zurückkam Kommunist“, sagt König Norodom Sihanouk in dem Film. 1953 war das Jahr der kambodschanischen Unabhängigkeit, ausgehandelt von dem gefeierten König. Es war auch das Jahr der Rückkehr des unauffälligen Saloth Sar aus Europa in seine Heimat. Er begann bald darauf seine politische Arbeit im Untergrund, die ihn, lange vorbereitet, aber auch begünstigt von den innen- und außenpolitischen Wirren der sechziger und siebziger Jahre – Bürgerkrieg in Kambodscha, Vietnamkrieg -, 1975 mit seiner Guerilla-Armee der Roten Khmer an die Macht brachte.

Damit begann eine dreieinhalbjährige Schreckensherrschaft, der etwa ein Viertel der kambodschanischen Bevölkerung zum Opfer fiel – die Epoche der „Killing Fields“. Der Film beschränkt sich bei der Darstellung der sehr komplexen politischen Vorgänge im Südostasien jener Jahre auf die für das Verständnis von Saloth Sar alias Pol Pot notwendigen Koordinaten.

Gegenstand ist ein Bild des Führers der Roten Khmer selbst, das sich aus den Aussagen seiner geschundenen Landsleute, seiner ehemaligen Kampfgenossen, seiner Familie, des Königs, einiger Experten und natürlich seiner selbst zusammensetzt. Pol Pot hörte in der Nacht zum 16. April 1998 eine Nachricht im Radio, wonach seine Genossen ihn im Austausch gegen Lebensmittel und Medikamente an die Amerikaner ausliefern wollten. Am nächsten Morgen war er tot. Die Umstände wurden nicht aufgeklärt. Er wurde siebzig Jahre alt. Bis zum Ende hielt er sich für einen großen Führer, der sein Land gerettet hat. (Text: hr)

Deutsche TV-Premiere09.02.2000Das Erste

Sendetermine

So 11.11.2001
23:15–00:45
23:15–
So 05.08.2001
23:15–00:45
23:15–
Mi 09.02.2000
23:00–00:30
23:00–

Cast & Crew

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