Testamento

Lebensgeschichte des 84jährigen Anwalts Alfonso Bauer Paiz, genannt ‚Poncho‘, aus Guatemala. Freunde, Familienangehörige, politische Weggefährten und er selbst erzählen seine Geschichte. Der Film zeichnet das Vermächtnis eines ungewöhnlichen Mannes, der die Geschichte und Gegenwart Lateinamerikas lebendig widerspiegelt. Sein Leben lang hat er sich für eine bessere Welt eingesetzt.1944 nimmt der damals 26-jährige Anwalt an der Revolution in seinem Heimatland teil; er wird Abgeordneter und gründet Gewerkschaften. Als Arbeits- und Wirtschaftsminister wendet er die neuen Arbeitsgesetze gegen die transnationalen Konzerne, u.a. die United Fruit Company, an.

Als 1954 die Regierung gestürzt wird, gehen er und seine Familie ins Exil nach Mexiko. Bald kehrt er zurück und arbeitet erst im Untergrund, dann als Hochschullehrer. 1968 kommt er auf die Abschussliste der Militärs. Ein Attentat überlebt er schwer verletzt. Danach geht er in sein zweites Exil nach Chile unter Allende, nach Cuba, wo er u. a. im Justizministerium arbeitet, ins revolutionäre Nicaragua der Sandinisten und schließlich wieder nach Mexiko, wo er die vom Bürgerkrieg vertriebenen Guatemalteken (Indios) unterstützt und als Rechtsberater ihre Rückkehr begleitet.

Nach 22 Jahren Exil kehrt Alfonso Bauer Paiz 1993 wieder ins eigene Land zurück. Bei den ersten freien Wahlen nach Jahrzehnten der Diktatur wird er Abgeordneter; doch im Parlament herrscht uneingeschränkt General Rios Montt. Als roter Faden durchzieht den Film ein laufender Alfonso Bauer Paiz. Leicht gebückt, aber zielstrebig durchquert er die Straßen von Guatemala-Stadt. (Text: One)