Limbo
- GB 2020 (103 Min.)
- Drama

Eine Gruppe junger Männer schaut ziemlich entgeistert zu, wie sich ein Paar zu scheppernden Popklängen lasziv tanzend bewegt. Die Männer nehmen an einem Kurs teil, in dem Asylbewerbern «Kulturverständnis für Anfänger» beigebracht werden soll. Als der tanzende Mann der Frau zu nahekommt, gibt sie ihm eine Ohrfeige und stösst ihn von sich – denn: «Ein Lächeln ist keine Einladung».
Der Syrer Omar (Amir El-Masry) ist einer der Flüchtlinge, die in der Einöde einer kleinen schottischen Insel auf ihren Asylbescheid warten. Wie alle hier verbringt er die Tage mit nichts tun, denn arbeiten darf er nicht. Die Handyverbindung ist inmitten der stürmischen Winde und der rauen See der Äusseren Hebriden schlechter als auf dem Mittelmeer in einem Flüchtlingsboot, wie sein Mitbewohner Wasef trocken feststellt. Von einer Telefonzelle aus versucht Omar Kontakt mit seiner Familie zu halten, die momentan in Istanbul lebt. Besonders um seinen Bruder, der noch in Syrien ist und kämpft, ist er besorgt.
Omar ist ein vielversprechender Musiker und trägt stets eine Oud bei sich, ein arabisches Saiteninstrument, das seinem Grossvater gehört hat. Da er einen gebrochenen Arm hat, kann er sie im Moment nicht spielen. In der schäbigen Unterkunft lebt er mit drei anderen Asylbewerbern zusammen, mit Farhad , einem grosser Freddy-Mercury-Fan, Wasef und dessen Bruder Abedi . Regelmässig müssen die vier jungen Männer an Integrationskursen teilnehmen, in denen die Lehrerin Helga versucht, ihnen die westliche Kultur nahezubringen. Und sehnsüchtig erwarten sie jeweils die Ankunft des Postautos, das einen Brief mit der Entscheidung über ihren Asylantrag bringen könnte.
Inspiriert von persönlichen Geschichten aus seinem Freundeskreis in Damaskus, wo er kurz vor Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs lebte, erzählt der schottische Regisseur Ben Sharrock in seinem zweiten Spielfilm von Flüchtlingen, die auf einer schottischen Insel gestrandet sind. Sein Drehbuch verbindet trockenen britischen Humor mit einer komödiantischen Absurdität, die an den palästinensischen Regisseur Elia Suleiman erinnert. Sharrock konzentriert sich ganz auf die Figuren der Flüchtlinge und lässt das Publikum auch visuell die unendliche Leere und Tristesse auf der windgepeitschten Insel spüren, die gleichzeitig auch die Entfremdung der Flüchtlinge von ihren Wurzeln symbolisiert.
«Delikatessen» zeigt «Limbo» in Zweikanalton deutsch/englisch, die arabisch gesprochenen Passagen sind deutsch untertitelt. (Text: SRF)
Originalsprache: Englisch
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