Hamlet

Armer Hamlet, saftloser Spross der Wohlstandsgesellschaft, der gar nicht mehr formulieren kann, wogegen sich seine Rebellion richtet. Seine Mutter und ihr neuer Mann, ihr Exschwager, sind schlaff-arrogante Berufsjugendliche, tolerante und machtbewusste Altachtundsechziger. Eigentlich ist man weltanschaulich doch gar nicht so weit auseinander. Im Fernseher betrachtet die Königsfamilie gelegentlich Hamlet-Videos von früher, als die Dänenprinzen noch handelnde Helden waren. Aber jetzt? „Etwas ist faul“, unkt der undurchschaubare Kommentator Horatio aus dem Lautsprecher. Dieser Hamlet hat kein Rückgrat. Woher auch? Er hält sich am Mikro-Ständer fest und wartet auf Lösungen. Regisseur Nicolas Stemann hat mit seiner lässigen Hamlet-Variation im gepolsterten Chill-out-Ambiente keineswegs das Stück verraten, sondern eine überraschend schlüssige Neudeutung gewagt, in die sich die guten alten Shakespeare-Worte wie selbstverständlich einfügen. (Text: ZDF)