Geh und lebe

1984, ein Flüchtlingslager im Sudan: Zwei Mütter nehmen Abschied von ihren Kindern. Die eine, Hana (Mimi Abonesh Kebede), tut dies, weil ihr Sohn stirbt, die andere, weil sie ihren Sohn (Moshe Agazai) an Stelle des toten Jungen in ein fremdes Land schickt, damit er überlebt. Verwirrt darüber, dass ihn seine Mutter fortschickt, verlässt der Neunjährige an der Hand von Hana das Lager und besteigt das Flugzeug. Mit Tausenden von äthiopischen Juden, sogenannten Falashas, wird er nach Israel ausgeflogen. Der Knabe, den Hana jetzt Schlomo nennt, ist im christlichen Glauben erzogen worden.

Jetzt muss er lernen, sich als Jude auszugeben. Hana versieht ihn mit einer neuen Biografie und schärft ihm ein, sich die Namen verstorbener Verwandter zu merken. Es fällt Schlomo schwer, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden. Glücklicherweise bleiben die Falashas erst einmal in einem Lager zusammen, das von dem Rabbi Le Qès Amhra (Yitzhak Edgar) geleitet wird. Aber dann stirbt Hana überraschend an einer Krankheit, und Schlomo kommt in ein Waisenhaus. Jetzt ist er auf sich allein gestellt. Aus Angst, dass man herausfindet, dass er mit den jüdischen Ritualen und Gesetzen nicht vertraut ist, flüchtet er sich in Nahrungsverweigerung und Aggression.

Trotzdem gelingt es seinen Lehrern, eine Familie zu finden, die bereit ist, ihn zu adoptieren. Die französischstämmigen Juden Yaël (Yaël Abecassis) und Yoram (Roschdy Zem) nehmen ihn in ihre vierköpfige Familie auf und gewinnen nach und nach das Vertrauen von Schlomo. Mit ihrer liebevollen Unterstützung lernt er über die Jahre, sich in der neuen Heimat einzuleben. Aber das Geheimnis, dass er kein Jude ist, hütet er auch der Familie gegenüber sorgfältig. (Text: SRF)