Der diskrete Charme der Bourgeoisie
- E / F / I 1972 (Le Charme discret de la Bourgeoisie, 96 Min.)
- Drama

Simone Thévenot und ihr Mann François planen zusammen mit Alice Sénéchal und ihrem Gatten Henri ein opulentes Abendessen. Mit von der Partie sind auch Simones alkoholabhängige Schwester Florence sowie der eitle Pfau Don Rafael Acosta, seines Zeichens Botschafter des südamerikanischen Staates Miranda. Doch aufgrund ständiger Störungen und Missverständnisse kommt die Gesellschaft einfach nicht zum Essen zusammen; mal erscheinen die Gäste am falschen Tag, dann ist der Wirt des Lokals verstorben und im Nebenzimmer aufgebahrt, oder die Gastgeberinnen und Gastgeber sind zum vereinbarten Termin zu sehr mit ihrem Sexualleben beschäftigt.
Statt zu essen gibt man sich dem Small Talk hin, schwelgt in Klassendünkel und Snobismus und landet bei Träumen und Erzählungen. Bald weiß niemand mehr, ob man sich gerade in der Realität oder in einem sehr merkwürdigen Phantasma befindet.Der Film macht sich über die durch und durch korrupten Stützen der Gesellschaft – die Bourgeoisie, die Politik, die Polizei und die Kirche – lustig, ohne schulmeisterlich zu sein. Stattdessen geht es Buñuel darum, die unantastbaren Riten, Gebräuche und Konventionen so hartnäckig zu untergraben, dass davon nur mehr das hohle Theater, die sinnlose Geste übrigbleibt. (Text: arte)
„Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ ist Luis Buñuels drittletzter Film, in dem er gnadenlos mit der Borniertheit und Dekadenz der „High Society“ des 20. Jahrhunderts abrechnet. Im Zentrum des Films steht das Essen als eine Art perverse und gleichwohl zeremoniell verifizierte Lebensphilosophie. Schon in „Das goldene Zeitalter“, in „Tristana“ oder im blasphemischen Abendmahl der Bettler in „Viridiana“, hatten ritualisierte, animalische Ess- und Fressszenen eine sinnliche und zugleich charakterisierende, entlarvende Funktion. Kein anderer Regisseur hat sich so konsequent provokativ mit dem zivilisierten, bürgerlichen Leben auseinandergesetzt wie der spanische Filmemacher Buñuel. Die locker zusammengefügten Episoden seines Films, dessen Erzählung auf verwirrende Weise durch Nebenerzählungen und Traumsequenzen unterbrochen wird, zeigen „ehrenhafte“ Mitglieder der Gesellschaft in haarsträubend komischen Situationen, deren Absurdität sie gar nicht wahrzunehmen scheinen. Mit dem Rückgriff auf das Mittel des Traums und der Aneinanderreihung scheinbar zusammenhangsloser Filmsequenzen „knüpft Buñuel an früheste surrealistische Muster an und führt die Denunziation des als verrottet angeprangerten Bürgertums zu einem Höhepunkt, indem er eine schlüssige bürgerliche Dramaturgie zerschlägt.“ (Lexikon des Internationalen Films). Dabei bedient sich Buñuel einer Schar exzellenter Schauspieler wie Fernando Rey und Jean-Pierre Cassel, von denen viele schon zuvor mit ihm gearbeitet hatten. 1973 gewann „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ als bester ausländischer Film einen Oscar. Das Drehbuch wurde ebenfalls für einen Oscar nominiert. Im selben Jahr folgte eine weitere Nominierung für den Golden Globe Award als bester ausländischer Film sowie der französische Prix Méliès. Buñuel, Carrière sowie Stéphane Audran gewannen 1974 außerdem den Britischen Filmpreis; der Film erhielt drei weitere Nominierungen. Anlässlich des 30. Todestages des spanischen Regisseurs Luis Buñuel zeigt ARTE sieben seiner wichtigsten Filme und ein dokumentarisches Porträt des Filmemachers. (Text: arte)
Originalsprache: Französisch
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