Fernsehfilm in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Berlin, Anfang November 1932. Die Zeiten sind schlecht. Es gibt sechs Millionen Arbeitslose in Deutschland, und seit Hitler aus der letzten Reichstagswahl als der Führer der stärksten Partei hervorging, ist aus der Wirtschaftskrise endgültig auch eine Staatskrise geworden, der die Weimarer Republik vielleicht nicht mehr lange standhalten wird. So sind es vor allem politische Sorgen, die Martin Oppermann veranlassen, zum Schutz des von ihm geleiteten Familienunternehmens, des Möbelhauses Oppermann, einem früheren Partner, dem nichtjüdischen Möbelhersteller Wels, eine Fusion ihrer Firmen anzubieten.
    Politische Sorgen hat auch Martins Bruder Edgar, Chefarzt der Station für Kehlkopfkrankheiten an einem städtischen Krankenhaus. Professor Oppermann ist seit Wochen die Zielscheibe heftiger Angriffe der Nazipresse, die ihm unterstellt, Patienten der Dritten Klasse für Experimente zu missbrauchen. Und politisch begründet sind auch die Sorgen, die sich der jüngste Oppermann, Martins 17jähriger Sohn Berthold, Unterprimaner eines Berliner Gymnasiums, in jüngster Zeit machen muss. Sein neuer Klassenlehrer, der Hitleranhänger Vogelsang, nötigt ihm einen Vortrag über Hermann den Cherusker auf, unterbricht ihn jedoch mitten im Satz, dreht ihm das Wort im Munde um, bezichtigt ihn fälschlich undeutscher Ansichten und verlangt dazu noch, dass Berthold sich entschuldigt.
    Das tut Berthold nicht. Er stellt sich der Auseinandersetzung und erwidert, er sei ein ebenso guter Deutscher wie Vogelsang. Entgegen der Hoffnung vieler, darunter auch der Oppermanns, dass die Nazibewegung mit ihrer Wahlniederlage am 6. November 1932 ihren Höhepunkt überschritten habe, ernennt der Reichspräsident von Hindenburg am 30. Januar 1933 Adolf Hitler dennoch zum Reichskanzler. (Text: ZDF)
  • Berlin, Anfang Februar 1933. Gegen den Beschluss seiner Geschwister, nun möglichst rasch mit Wels zu verhandeln, protestiert der Schriftsteller Dr. Gustav Oppermann: Nur weil man einem populären Dummkopf ein repräsentatives Amt gegeben habe, sei Deutschland noch lange nicht am Ende. Mit Mühe gelingt es seiner Schwester Klara, ihn zu einem Kompromiss zu bewegen. Aber Wels, von dem sich jetzt herausstellt, dass er schon seit langem Mitglied der Nazipartei ist, legt auf Verhandlungen keinen Wert mehr. Seine braune Uniform gibt ihm die Macht, dem jüdischen Partner die Bedingungen zu diktieren. Am Abend des 27. Februar brennt der Reichstag.
    Für die Nazis, die leugnerisch behaupten, der Brand solle das Signal für einen kommunistischen Aufstand sein, ein willkommener Anlass, ihre politischen Gegner zu beseitigen. Auf der Liste der zu Verhaftenden steht auch Dr. Gustav Oppermann, der ein Manifest demokratischer Schriftsteller gegen die Naziherrschaft mitunterzeichnet hat, und der nun, um sein Leben zu retten, aus Deutschland fliehen muss. Anfang März fordert Vogelsang den Direktor des vordem liberalen Gymnasiums auf, den jüdischen Schüler Oppermann vor die Wahl zu stellen: Er müsse entweder sich entschuldigen und widerrufen oder die Schule verlassen.
    Berthold entschließt sich, nicht nachzugeben, sich dem Terror nicht zu beugen, sich nicht zu unterwerfen, lieber nicht länger zu leben, als die Unwahrheit zu sagen. Am 1. April 1933, dem Tag des ersten organisierten Boykotts aller jüdischen Geschäfte, Rechtsanwälte und Ärzte, zwingt die SA, Hitlers uniformierte und inzwischen auch bewaffnete Partei- armee, Professor Edgar Oppermann, das Krankenhaus, für dessen Ansehen über Deutschlands Grenzen hinaus er gelebt und gearbeitet hat, binnen zwanzig Minuten zu verlassen. Die SA-Männer kommen auch zu Martin Oppermann ins Möbelhaus.
    Aber erst in der Nacht darauf holen sie ihn, um ihn in eine ihrer improvisierten Kasernen zu verschleppen, wo er, weil er einige der von Wels hinausgeworfenen jüdischen Angestellten bei sich untergebracht hat, gefangen gehalten und misshandelt wird. Wenig später benutzt Wels die ihm von den neuen Machthabern gebotene Gelegenheit, sich die jüdische Firma Oppermann ganz anzueignen, sie zu arisieren, wie man das später nennen wird. Ist das die nationale Erhebung? Sieht so Hitlers Machtergreifung aus? So wie Wels ergreifen jetzt Hunderttausende die Macht in Deutschland. Für zwölf lange Jahre. (Text: ZDF)

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