Tagsüber sind die Züge proppenvoll und das verwundert nicht: Der RE 1 ist die wichtigste Zugverbindung der Region – verbindet auf 26 Stationen Land und Stadt. Halbstündlich fährt er von West nach Ost, von Brandenburg an der Havel über Berlin bis nach Frankfurt (Oder) auf einer Strecke der Gegensätze. In seinen knapp zwei Stunden Fahrzeit kommt er durch die unterschiedlichsten Milieus. In der Brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam verschreibt sich ein Designlabel ganz dem Upcycling, am Berliner Hauptbahnhof genießen Gäste den Sonnenuntergang von der Dachterrasse einer Hotel-Bar und weiter ostwärts am Ostkreuz erklingen schon von Fern die dunklen Töne eines Kontrabasses. Hartgesottene Männer bringen in Erkner beim American Football eine ganze Liga ins Schwitzen und im ländlichen Pillgram bauen Pioniere auf dem Flachland Wein an. Vorbei an Geschichte und Geschichten: Der RE 1 ist ein Zug des Lebens für Pendler, Ausflügler und Einheimische. (Text: rbb)
Lokführerin Maren Becker steuert den RE 2 durch die Region: Von Cottbus über Berlin bis nach Nauen. In rund 2 Stunden und 20 Minuten legt der Regionalexpress 161 Streckenkilometer zurück. Eigentlich hat die Brandenburgerin aus Lieberose Hotelfachfrau gelernt. 2020 macht sie eine Umschulung bei der Deutschen Bahn. Seitdem fährt sie mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h auf dieser Strecke voller Gegensätze durch Stadt und Land. Mit dabei ist auch Kundenbetreuerin Sandra Schulz. Die Havelländerin arbeitet schon seit der Nachwendezeit bei der Deutschen Bahn. Sie hat immer viel zu tun: Die 550 Sitzplätze des Zuges sind oft voll belegt – mit Pendlern werktags und Ausflüglern am Wochenende. Ein Blick auf Berlin und Brandenburg aus den Fenstern des RE 2: Auf Orte im Wandel und Menschen, die hier leben und arbeiten. In Kolkwitz bauen Juliane und Christian Kochan auf ihrem Hof „Sonnentau“ Obst, Gemüse und Pflanzen biologisch an und berichten, dass sie immer noch auf Unverständnis treffen und dafür werben, warum sie das tun. In Raddusch organisiert der ehemalige Lehrer Peter Becker einen Foto-Workshop – mit dem Kahn geht es einmal durch den Spreewald. Er erzählt von den Umbrüchen der Region, seitdem die Braunkohleförderung endete. Rund um den Berliner Hauptbahnhof hat sich die Gegend in den letzten Jahren sehr verändert: Susanne Torka und Jürgen Schwenzel kämpfen für bezahlbare Mieten in ihrem Kiez und bieten Führungen im ehemaligen Moabiter Zellengefängnis an: Einer versteckten Ruhe-Oase direkt neben dem trubeligen Hauptbahnhof. Mit dem RE 2 vorbei an Geschichte und Geschichten: Ein Zug voller Leben mit dem sich die Region neu entdecken lässt. (Text: rbb)