ARTE Reportage Folge 26: Afghanistan: Willkommen bei den Taliban / Madagaskar: Sie sterben ganz leise
Folge 26
Afghanistan: Willkommen bei den Taliban / Madagaskar: Sie sterben ganz leise
Folge 26 (52 Min.)
(1): Afghanistan: Willkommen bei den Taliban 20 Jahre, nachdem sie durch die US-Armee verjagt wurden, sind die Taliban jetzt wieder in Kabul eingezogen. Der Präsident ist geflohen, die afghanischen Sicherheitskräfte schritten augenscheinlich nicht ein und schon gruppierten sich die Taliban zum großen Erstaunen der ganzen Welt für ein Gruppenfoto im leeren Präsidentenpalast. Bereits im Mai dieses Jahres, während des Vormarschs der Fundamentalisten, waren unsere Reporterinnen in den von ihnen besetzten Gebieten, um sich ein Bild zu machen von ihrer Schreckensherrschaft im Alltag. Damals kontrollierten sie schon die Hälfte des Landes, ihre Rückkehr an die Macht erschien unausweichlich. In den von ihnen beherrschten Regionen, vor allem auf dem Land, bestimmen die Taliban als eine Art Parallelregierung den Alltag der Menschen bis ins Detail: Vom Verkauf der Lebensmittel bis zur Häufigkeit der Gebete, sie erlassen regelmäßig neue Gesetze und Verbote, getreu nach der Scharia, ihrer Interpretation dessen, was der Koran als gottesfürchtiges Leben angeblich vorschreibt. Sie sprechen Recht mit drakonischen Strafen, die Frauen müssen außerhalb des Hauses Burka tragen, die Schulen unterrichten die Kinder nach ihren islamistischen Geboten. Unsere Reporterinnen durften in einem Dorf der Taliban
drehen und mit den Menschen dort reden. Wohl auch deshalb, weil den Taliban damals daran gelegen war, der Welt zu zeigen, dass sie nicht so schlimm seien wie ihr Ruf … (2): Madagaskar: Sie sterben ganz leise Seit Monaten verhungern Kinder, Frauen und Männer in Madagaskar, ganz unbemerkt von der Weltöffentlichkeit. Dies ist eine Krise, über die in den Medien kaum berichtet wurde: In abgelegenen, schwer zugänglichen Dörfern im äußersten Süden Madagaskars verhungern die Menschen. Vor allem der Anblick der bis aufs Skelett abgemagerten Kinder ist nur schwer erträglich. Laut UN-Welternährungsprogramm brauchen 1,5 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel, ohne die sie nicht überleben werden. In den letzten Jahren hat sich die durch den globalen Klimawandel verursachte Trockenheit im Land verschärft. An manchen Orten hat es seit zwei Jahren nicht mehr geregnet. In drei südlichen Regionen des Landes hat die Dürre fast alle Ernten vernichtet, das Land ist dort unfruchtbar geworden. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, werden die Leute in den Dörfern auch noch systematisch von kriminellen Banden ausgeraubt: Sie stehlen Vieh, Nahrung und beinahe alles, was sie wegtragen können. Die Regierung Madagaskars aber weigert sich bislang, den Notstand auszurufen. (Text: arte)