2024, Folge 79–82
Von der Leipziger Buchmesse
Folge 79 (60 Min.)Bücherfrühling in Leipzig. Gert Scobel diskutiert mit den Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher über ausgewählte neue Romane. In Zeiten von Krisen können Bücher für Klarheit sorgen, Gegenentwürfe und Bewältigungsstrategien liefern oder einfach nur eine gute Zeit bereiten. Lesen hilft! „Buchzeit“ hat die Frühjahrsproduktion der Verlage vorsortiert: Vier Romane werden auf der gemeinsamen Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat vorgestellt und diskutiert. Dazu gibt es persönliche Lesetipps vom Expertenteam. „Tanz des Verrats“ heißt der neue Roman des französischen Literaturstars Mathias Enard: Während eines Kongresses auf der Havel wird eines bedeutenden Mathematikers gedacht, eines Kommunisten und KZ-Überlebenden.
Paul Heudeber ist auf mysteriöse Weise verstorben. Seine ehemalige große Liebe Maja nimmt an der Veranstaltung teil. Einst war sie ohne ihn in den Westen geflohen. Da erreichen plötzlich erste Informationen über den Angriff auf das World Trade Center den Kongress, und die Veranstaltung bekommt eine ganz andere Wendung. Ein Roman über eine große Liebe, über Verrat, Gewalt und den Trost durch die Mathematik.
2023 wurde die amerikanische Autorin Joy Williams durch die Übersetzung ihrer „Stories“ auch in Deutschland bekannt. Nun erscheint ihr Debütroman „In der Gnade“ aus dem Jahr 1973 erstmals auf Deutsch. Die junge Kate flieht darin vor der unnachgiebigen Autorität ihres Predigervaters aus Neuengland in den amerikanischen Süden. Dort erfindet sie sich neu, beginnt ein Studium, wird schwanger und zieht mit ihrem Mann in einen kleinen Wohnanhänger in einen Wald. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht so einfach abschütteln.
„Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht“: So lautet der Titel des Debütromans von Julia Jost. In einem Kärntner Dorf am Fuß der Karawanken beobachtet die elfjährige Erzählerin den Umzug ihrer Familie. Die Mutter will hoch hinauf, in ein besseres Leben. Unter einem Lastwagen versteckt, beginnt das Mädchen zu erzählen – von ihren Ängsten, ihren Beobachtungen, von der bedrückenden Enge, die nicht nur durch die Berghänge entsteht, sondern auch durch die scheinbar vorgegebenen starren Ordnungen, die zwischen Beichtstuhl und Stammtisch verhandelt werden.
Der Stillstand kommt plötzlich. Alle elektronischen Systeme steigen aus. Kein Flugzeug mehr am Himmel, kein Mensch mehr online. Die Gesellschaft auf Null gefahren. Journeyman zieht zu seiner Schwester nach Maine auf ihren Biobauernhof. Sie führen ein zurückgezogenes, friedliches leben als Selbstversorger. Doch dann taucht unerwartet sein alter Freund Todbaume mit einem atombetriebenen Tunnelbagger auf und bedroht ihre Idylle: „Der Stillstand“ ist der neue Roman des amerikanischen Erfolgsautors ErfolgsAU. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere So. 24.03.2024 3sat Kritikerrunde zu den Neuerscheinungen des Sommers
Folge 80 (60 Min.)Der Sommer steht vor der Tür und lädt zum Lesen ein. Und dazu, viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Das „Buchzeit“-Team stellt deshalb neue Romane über Familien vor. Familie: ein Stoff mit unendlicher Bandbreite, der die Literatur seit jeher beschäftigt. Gert Scobel diskutiert mit der Literaturprofessorin Barbara Vinken und den Literaturkritikerinnen Sandra Kegel und Katrin Schumacher vier aktuelle Bücher zu diesem Thema. Familien können Geborgenheit, Halt und Liebe schenken – wenn es gute Familien sind. Es gibt aber auch die zerstörerischen, dystopischen Familienkonstellationen, in denen schon Kinder fürs Leben geschädigt werden.
Und es gibt Familien mit engen Bindungen, einem scheinbar sicheren Fundament, die auseinandergerissen werden. Das Gefüge kippt, und was einmal gut war, wird plötzlich böse. Eilis glaubt, ein glückliches Familienleben mit Mann und Kindern auf Long Island zu führen. Als Teil einer vitalen italienischen Großfamilie. Da erfährt sie, dass ihr Mann Tony ein uneheliches Kind erwartet, das sie zudem noch großziehen soll. Schockiert und verletzt bricht Ellis zu einer Reise in ihre Heimat Irland auf.
Und trifft dort auf ihre Jugendliebe. „Long Island“ ist der Titel dieses Gefühlsdramas vom irischen Erfolgsschriftsteller Colm Tóibín. Hiroko Oyamada zählt zu den wichtigsten Stimmen der japanischen Gegenwartsliteratur. Für ihren Roman „Das Loch“ wurde sie mit dem „Akutagawa Prize“, dem bedeutendsten Literaturpreis Japans, ausgezeichnet. Als Asas Mann beruflich von der Großstadt aufs Land versetzt wird, gibt sie ihren Job auf und zieht mit ihm in sein Heimatdorf, in das Haus neben den Schwiegereltern. Keine einfache Familienkonstellation für die junge, völlig verunsicherte Frau.
Annes Vater war ein gewalttätiger Alkoholiker, das Familienleben ein ständiger „Bürgerkrieg“. Aber ihr Vater war auch unkonventionell, ein Autodidakt mit philosophischen Interessen und unbändigem Humor. Als er im Sterben liegt, begleitet Anne ihn, nimmt Abschied, organisiert die Beerdigung und wickelt sein Leben ab. Darüber kommt sie ihrem Vater immer näher, während ihr Bruder ihn über den Tod hinaus verachtet: „Bevor ich es vergesse“ ist das literarische Debut von Anne Pauly. Es wurde in Frankreich mit dem Publikumspreis als bestes Buch des Jahres ausgezeichnet.
Der alte Flakbunker, ein gewaltiger Betonklotz im Berliner Humboldthain, hat Bruno schon als Kind fasziniert. Jetzt wählt er genau diesen Ort für eine Familienzusammenführung. Jahrelang hatte er keinen Kontakt mit seiner Frau und seinem Sohn Julius. Den einzigen Ausweg aus seiner Verstrickung in ein Netz aus permanenten Lügen hatte er damals darin gesehen, Frau und Kind von einem Tag auf den anderen zu verlassen. Nun sucht er die Annäherung. Doch die Begegnung verläuft anders als geplant und endet in einer Katastrophe. „Humboldthain“ ist der Titel dieses Romans von Inka Parei. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere So. 30.06.2024 3sat Von der Frankfurter Buchmesse
Folge 81 (60 Min.)Logo „Buchzeit“Bild: ZDF und 3sat Online Grafik.Jahr für Jahr wird Frankfurt im Oktober zum Hotspot der internationalen Literaturszene. Die Buchmesse öffnet am 16. Oktober 24 ihre Pforten, und wie immer ist auch die „Buchzeit“ in 3sat dabei. Vorgestellt werden vier Romane aus der Herbstproduktion der Verlage. Dazu gibt es Leseempfehlungen der Literaturprofis der „Buchzeit“: Barbara Vinken (Universität München), Sandra Kegel(FAZ) und Katrin Schumacher(MDR). Es moderiert wie immer Gert Scobel (ZDF/3sat). Und das sind die Bücher, die besprochen werden: „Das große Spiel“ ist der jüngste Roman des amerikanischen Erfolgsautors Richard Powers, der 2019 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde.
Dabei geht es im großen Spiel um nichts weniger als den Erhalt und die Zukunft der Welt. Ausgetragen wird es von einem Literaturwissenschaftler und einem KI-Entwickler, beide treten seit Kindertagen im Spiel gegeneinander an, doch dieses letzte große Spiel auf der Pazifik-Insel Makatea soll alles entscheiden. Um die Natur und deren Bedrohung geht es auch in dem Roman „Das Wesen des Lebens“ von Iida Turpeinen.
Der Roman gilt als das erfolgreichste finnische Debut aller Zeiten. Seine Hauptfigur: die ausgestorbene Stellersche Seekuh. Ein Roman, der darüber berichtet, wie Forscherdrang, bedingungsloser Wunsch nach Erkenntnis und falsch verstandener Naturschutz sich schließlich gegen das richten können, um das es eigentlich gehen sollte: die Natur. Auch der jüngste Roman von Nora Bossong blickt zurück in die Vergangenheit. „Reichskanzlerplatz“, das war einst die Adresse der schillernden und wohlhabenden geschiedenen Magda Quandt.
Nach einem der reichsten Männer der Welt heiratet sie einen, der zu den mächtigsten politischen Akteuren des Landes werden sollte: Joseph Goebbels. Was hat diese Frau dazu angetrieben, zur Vorzeigemutter der Nation zu werden. War ihr Weg unausweichlich? „Western Lane“ ist der Name eines Squash-Courts in London. Der Vater einer indischen Einwandererfamilie treibt seine drei Töchter täglich hierhin. Das Squashspiel soll sie Disziplin lehren, ihnen eine Struktur geben, denn die Familie ist vom Tod der Mutter traumatisiert, jeder auf seine eigene Weise.
Besonders Gopi erweist sich als ehrgeizig und talentiert für das Spiel. Doch in Edinburgh gibt es eine kinderlose Tante und einen Onkel, die Gopi gerne zu sich nehmen würden. Die in Kenia geborene Chetna Maroo ist mit diesem Romandebut direkt auf die Shortlist des Booker-Preises gelangt. Eine diskussionsfreudige und unterhaltende Auseinandersetzung mit Romanwelten verschiedenster Couleur vor dem Messepublikum von der gemeinsamen Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere So. 20.10.2024 3sat Deutsche Streaming-Premiere Sa. 19.10.2024 ARD Mediathek Weihnachtsausgabe
Folge 82 (60 Min.)Die Kritikerrunde: Barbara Vinken, Sandra Kegel, Gert Scobel, Katrin SchumacherBild: Honorarfrei - nur für diese Sendung inkl. SocialMedia bei Nennung ZDF und Steffen MatthesIn der Weihnachtszeit hat das Lesen Hochkonjunktur. Gert Scobel diskutiert mit den Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher über vier Neuerscheinungen. Ob es um die eigene Lektüre für die langen, dunklen Abende geht oder um das passende Buch für den Gabentisch: Das „Buchzeit“-Team stellt in kurzen Filmen und Diskussionen brandneue Bücher vor und präsentiert persönliche Lesetipps der Expertinnen. Und das ist die Weihnachtsauswahl der „Buchzeit“ 2024:
Als eine Schwedin nach Florenz zieht, um ihrem Alltag zu entfliehen, lernt sie einen Mann kennen und beginnt ein neues, aufregendes Leben. Doch schnell ist ihre Liebe nicht mehr nur berauschend, sondern auch gefährlich. In „Der Teufelsgriff“ beschreibt Lina Wolff die dämonischen Abgründe einer Beziehung.
Losgelöst von Alltag und Zeitempfinden schweben zwei Astronautinnen und vier Astronauten in einer Raumstation durchs All. Wie verändern sich Denken und Fühlen, wenn man seine Heimat nur aus der Ferne durch ein kleines Fenster sieht? Samantha Harveys Roman „Umlaufbahnen“ ist ausgezeichnet mit dem „Hawthornden Prize for Literature 2024“ und nominiert für den „Booker Prize 2024“.
In Tim O’Briens Roman „America Fantastica“ wird der ehemalige Starjournalist Boyd Halverson von seiner Vergangenheit verfolgt. Um eine Rechnung zu begleichen, raubt er eine Bank aus und nimmt die widerspenstige Angestellte Angie Bing als Geisel. Gemeinsam fliehen sie durch eine von Betrug geprägte Nation.
Aljoscha ist Zwangsrekrut und reist mit anderen russischen Männern mit der Transsibirischen Eisenbahn. Er will desertieren, doch allein kann er nicht fliehen. Nachts trifft er im engen Gang auf Hélène, eine ältere Französin. In „Weiter nach Osten“ erzählt Maylis de Kerangal von einer Reise ins Ungewisse, der außergewöhnlichen Anziehung zwischen zwei Menschen und einem riskanten Fluchtplan. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere So. 08.12.2024 3sat
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