Velibor Čolić, ein vom Krieg verfolgter Soldat im Exil „Im Exil empfiehlt es sich, seine Sichtbarkeit gut zu dosieren. [ …] Es ist selten eine Frage der Präsenz. Es ist eigentlich immer eine Addition von Schatten, eine Frage der Abwesenheit.“ Velibor Čolić wurde 1964 im Norden von Bosnien und Herzegowina geboren. 1992 wurde er im Alter von achtundzwanzig Jahren als Soldat eingezogen. Im Juli desertierte er aus der Armee der Republik Bosnien und Herzegowina, wurde im Lager Slavonski Brod inhaftiert und flüchtete. Im September desselben Jahres floh er nach Frankreich, wo er als politischer Flüchtling Asyl erhielt. Seitdem erzählt der Schriftsteller Geschichten, die von seinem früheren Leben und seinem Exil inspiriert sind, und schreibt inzwischen auf Französisch: „Meine Grenze ist die Sprache; mein Exil ist mein Akzent. Seit fünfundzwanzig Jahren lebe ich mit meinem Akzent nun in Frankreich.“ Was bleibt, ist ein Zwiespalt zwischen der Liebe zu seiner Heimat, die er verlassen hat, und der Liebe zu dem Land, das ihn aufgenommen hat. Sein jüngster im Gallimard-Verlag erschienene Roman „Guerre et pluie“ stellt in einer komisch-tragischen Erzählung eine Welt des Schreckens und schöne Erinnerungen gegenüber. Vier Jahre Brexit: Trotz negativer Bilanz lebt der Traum vom
EU-Austritt fort Vor vier Jahren schlug die Stunde des Brexit. Der damalige britische Premierminister Boris Johnson sprach vom „Beginn einer neuen Ära“. Heute ist Großbritannien jedoch vor allem ernüchtert: Nur 22 % der Briten sind der Meinung, dass der Austritt aus der Europäischen Union positive Auswirkungen auf ihr Land hatte. Der von den Befürwortern des Brexit versprochene Wirtschaftsaufschwung ist ausgeblieben. Laut einer Studie von Cambridge Econometrics hätte der Brexit sogar 140 Milliarden Pfund (163 Milliarden Euro) und zwei Millionen Arbeitsplätze gekostet. Die Gesundheitskontrollen für die Einfuhr von pflanzlichen und tierischen Produkten aus der EU – die ab dem 1. Februar in Kraft treten – werden die Situation nicht verbessern. Dennoch bleibt der Brexit ein Vorbild für europäische Populisten wie Gert Wilders, der in den Niederlanden ein Referendum über einen „Nexit“ plant, oder die AfD-Vorsitzende Alice Weidel, die von einem deutschen „Dexit“ träumt. Ist die Bilanz des Brexit ausschließlich negativ? Wie lässt sich erklären, dass sich viele Populisten in Europa den EU-Austritt wünschen? Darüber diskutieren wir heute Abend mit unseren Gästen. Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)