Die Historikerin Annette Wieviorka und das legendäre Rote Plakat „Einen einzigen Namen zu nennen, bedeutet, die Brüderlichkeit des Kollektivs zu verkennen. Eine einzelne Gemeinschaft hervorzuheben, bedeutet, den internationalen Geist zu verletzen, der sie beseelte.“ Der kommunistische Widerstandskämpfer armenischer Herkunft, Missak Manouchian, wird am 21. Februar, achtzig Jahre nach seiner Hinrichtung durch die Nazis, in das Pantheon in Paris überführt. Diese Ehrung ist jedoch umstritten: In einem im November letzten Jahres im Le Club de Mediapart veröffentlichten Beitrag bedauerten rund zwanzig Intellektuelle und Persönlichkeiten – darunter der Filmemacher Costa-Gavras, die Rabbinerin und Schriftstellerin Delphine Horvilleur und der Literaturnobelpreisträger Patrick Modiano -, dass seinen 21 Kameraden, die am selben Tag hingerichtet wurden, nicht die gleiche Ehre zuteil wird. Auch Annette Wieviorka, Historikerin und Pionierin in Fragen der Erinnerung an die Shoah und den französischen Widerstand, hat den Beitrag unterzeichnet. In Anatomie de l’Affiche rouge (Anatomie des roten Plakats) erzählt sie die Geschichte des berühmten Nazi-Flugblatts, auf dem das Gesicht und der Name von Missak Manouchian abgedruckt war. Sie ist heute in unserer Sendung zu Gast. Annette Wieviorka hat außerdem ein Nachwort für die Graphic Novel „Vivre“ von Ken Krimstein verfasst, in der die vergessenen Manuskripte junger Juden aus den 1930er Jahren veröffentlicht werden. Soziale Proteste: Werden Bauern besser
behandelt als Umweltschützer? „Haben die Landwirte das Recht, Forderungen zu stellen, und leiden sie unter ihren Arbeitsbedingungen? Ja. Sollen wir sie gewähren lassen, ohne die Bereitschaftspolizei CRS zu schicken? Ja. [So] reagiert man nicht auf Leid.“ Solche versöhnlichen Töne ist man vom Innenminister Gérald Darmanin nicht gewohnt. Während die Landwirte am 30. Januar versuchten, in den internationalen Markt von Rungis einzudringen – nach Angaben der französischen Regierung eine „rote Linie“, die nicht überschritten werden dürfe -, scheint die Reaktion der Sicherheits- und Ordnungskräfte eher gemäßigt auszufallen. Damit unterscheidet sie sich von der Strategie, die bei anderen sozialen Protestaktionen angewandt wurde. Im März vergangenen Jahres bezeichnete Gérald Darmanin die Teilnehmer der verbotenen Demonstration gegen die großen Rückhaltebecken in Sainte-Soline, die mit schweren Ausschreitungen zwischen Umweltaktivisten und Ordnungskräften endete, als „Ökoterroristen“. Auch die Autobahn A13 wird heute von den Bauern blockiert, ohne dass die Behörden ein Eingreifen für nötig halten, während bei einer vergleichbaren Blockade durch die Aktivistengruppe „Aufstand der Erde“ im Mai die Justiz eingeschaltet wurde. Wird im Umgang mit sozialen Protesten mit „zweierlei Maß“ gemessen? Sind manche Demonstranten mehr wert als andere? Darüber diskutieren wir heute mit unseren Gästen. Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau. (Text: arte)