2016, Folge 193–208

  • Folge 193
    820 Männer und Frauen aus Deutschland haben sich der Terrororganisation „Islamischer Staat“ angeschlossen. Sie sollen dort ausgebildet worden sein, um den Terror nach Europa zu bringen. 260 von ihnen sind mittlerweile wieder in Deutschland. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, ist besorgt: „Die Anschlagsgefahr ist da, die Situation ist ernst, der IS hat sich in den letzten Jahren zu einem Monster entwickelt.“ „ZDFzoom“ fragt: Warum geraten immer mehr Jugendliche in den Sog des IS? Einer der Syrien-Rückkehrer: Harry S., ein Deutscher mit ghanaischen Wurzeln.
    Drei Monate war er bei der Terrormiliz, wurde ausgebildet in einer Spezialeinheit. Gleich zu Beginn seiner Zeit sei er gefragt worden, ob er Anschläge in Deutschland begehen wolle. Harry S. dazu im Interview mit „ZDFzoom“ und „Frontal 21“: „Zwei Tage nach der Registrierung kamen zwei Franzosen. Die waren maskiert, man konnte die Gesichter nicht sehen, von oben bis unten bis an die Zähne bewaffnet. Dann haben sie gefragt: Wärt ihr bereit, auch nach Deutschland zu gehen, um Anschläge zu verüben in Deutschland? Wir haben das verneint, haben gesagt: Nein.
    Dann haben die gefragt, habt ihr Leute, die ihr kennt? Die in Deutschland aktiv sind, die bereit sind, ihr Leben zu geben? Da haben wir gesagt: Nein.“ Derzeit muss sich Harry S. in einem Prozess wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland verantworten. „ZDFzoom“ und „Frontal 21“ konnten ihn exklusiv interviewen und Schilderungen zum Leben im IS bekommen. Im Interview berichtet er auch, dass er in einem Propagandavideo habe mitwirken müssen.
    Während der Dreharbeiten seien sieben Menschen erschossen worden. Harry S. berichtet: „Ich hab’ mich geweigert, ich hab’ meine Hand nicht gehoben. Dann haben die gesagt: Aber dafür musst du die Flagge halten. Also die schwarze Flagge, die man im Video sieht. Das war schon brutal und das war auch ein einschneidendes, großes Erlebnis für mich, was auch einen großen Beitrag dafür hatte, dass ich gesagt habe: Ich bin raus aus dieser Nummer. Ich möchte kein Blut an meine Händen haben.“ Ein Hauptgrund für radikalen Islamismus ist die Orientierungslosigkeit bei jungen Leuten.
    Ausgenutzt wird sie insbesondere über das Internet. Hier werben radikale Islamisten um junge Rekruten. „ZDFzoom“ startet einen Selbstversuch, lässt sich unter falscher Identität von einer jungen Frau für den IS anwerben. Die Autorinnen der Dokumentation erleben, wie intensiv um Konvertiten geworben wird, wie schnell der Kontakt in die radikale Szene entsteht. Rückkehrer sind laut Einschätzung der Sicherheitsbehörden eine ernsthafte Bedrohung.
    Für den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, ist die Gefährlichkeit der Rückkehrer jedoch im konkreten Einzelfall schwer einzuschätzen. Im Interview mit „ZDFzoom“ sagte er: „Das Problem bei Rückkehrern ist, man kann den Leuten nicht hinter die Stirn schauen. Wir wissen nicht, ob der Rückkehrer, der aus Syrien kommt, ein Rückkehrer ist, der wirklich unauffällig ist, oder ein Rückkehrer, der einen Tatplan verfolgt. Wir können nicht jeden Syrien-Rückkehrer wegschließen.“ „ZDFzoom“ fragt: Wie gefährlich sind sie wirklich? Und wie kann man sie stoppen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.07.2016ZDF
  • Folge 194
    Ohne fremde Hilfe könnten sie nicht leben: Menschen, die rund um die Uhr beatmet werden müssen. Die Kosten dafür zahlen die Krankenassen. Doch jetzt gibt es Streit. Viele Beatmungspatienten leben zu Hause und werden von einem Pflegedienst betreut. Manchen Krankenkassen ist diese häusliche Pflege zu teuer, sie würden die Patienten lieber in ein Pflegeheim verlegen. Dagegen wehren sich jedoch die Betroffenen. Insgesamt sind in Deutschland etwa 10 000 Menschen von der häuslichen Intensivpflege betroffen – Tendenz steigend. Gleichzeitig geben aber immer mehr Pflegedienste auf. Sie werfen den Krankenkassen vor, Niedrigpreise abzusprechen – das sei illegal. Im Gegensatz zu der Pflege in Pflegeheimen wird der Preis für die Versorgung in der häuslichen Intensivpflege in jedem Einzelfall gesondert ausgehandelt, gesetzliche Regelungen über Mindestpreise gibt es nicht.
    Das öffnet für die Krankenkassen einen großen Spielraum, um Preise zu drücken, klagen Experten. Und die Vorwürfe gehen weiter: Parallel zu der „Billiglohnpolitik“ der Kassen werde ein Netz von so genannten Wohngruppen aufgebaut. Das Ziel sei, so die Experten: immer mehr Menschen aus der häuslichen Pflege und damit ihrem Angehörigenumfeld herauszunehmen und in bis zu zwölf Patienten fassende Wohngruppen zu verlegen. Eine deutlich billigere Variante für die Kassen, aber eine Katastrophe für die Familien. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.07.2016ZDF
  • Folge 195
    Wir streichen übers Smartphone, aber streicheln uns nicht mehr: Überstunden statt Umarmung, Karriere statt Kuscheln. Wissenschaftler mahnen: Unsere Gesellschaft ist unterkuschelt. Körperkontakt ist lebensnotwendig, so wichtig wie die Luft zum Atmen. Erwachsenen hilft es bei Stress, Babys beim Wachsen. „ZDFzoom“ zeigt, warum der Mangel an Berührung in jungen Jahren zu Kontaktstörungen führen kann, und Umarmung so wichtig fürs Wohlbefinden ist. Jeder Dritte in Deutschland würde gern öfter in den Arm genommen werden, wollen Meinungsforscher herausgefunden haben.
    Doch Berührung und Nähe sind nicht mehr selbstverständlich. Das Defizit an Wärme und Geborgenheit erleben viele Menschen und suchen Ausgleich auf sogenannten Kuschelpartys. Für ein paar Stunden liegen sich fremde Menschen in den Armen. In der „ZDFzoom“-Dokumentation erklärt Deutschlands führender Tastsinnforscher Dr. Martin Grunwald, was sich biochemisch im Körper bei Berührungen abspielt. Der Leiter des Haptik-Forschungslabors in Leipzig zeigt, dass die Entspannung nach einer Massage sogar gemessen werden kann.
    Der Leiter der Schreiambulanz für Babys in Bremen, Thomas Harms, demonstriert, wie es Eltern gelingen kann, mit ihren Kindern durch Berührung in besseren Kontakt zu kommen. Guter Körperkontakt hilft den Kleinen und den Großen, die verlorene Balance wiederzufinden. In Miami erleben die Autoren Paul Amberg und Halim Hosny, wie die renommierte Psychologin und Direktorin des Touch Research Institute, Dr. Tiffany Field, zu früh geborenen Babys mit Massage und Berührung bei der körperlichen Entwicklung hilft.
    Ihre Studien zeigen, dass regelmäßiger Körperkontakt kein Luxus ist, sondern wichtig für die körperliche Gesundheit. Berührung virtuell auf große Distanz erleben, noch ist das Zukunft und Forschung. Doch in den USA arbeiten Wissenschaftler auch daran. Die „ZDFzoom“-Autoren erleben im Labor, wie elektronisch aufgezeichnete Berührung in die Hand des Reporters übertragen wird. „ZDFzoom“ mit einer ungewöhnlichen Reise durch die Welt der Berührung und des Kuschelns. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.07.2016ZDF
  • Folge 196
    Viele Urlauber orientieren sich bei einer Reise-Buchung an der Zahl der Hotelsterne. Oft aber wird in Deutschland mit Sternen geworben, die es offiziell gar nicht gibt. Für Hotels sind sie ein wichtiges Werbeinstrument. Doch wenn es um die begehrten Sterne geht, wird getrickst, gelogen und betrogen. „ZDFzoom“ will deshalb wissen: Was sind die Klassifizierungen tatsächlich wert? Sterne dürfen in Deutschland nur die Hotels führen, die vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA für je drei Jahre klassifiziert wurden.
    Dazu müssen sie je nach Kategorie bestimmte Anforderungen erfüllen. Es ist ein System, bei dem es um viel Geld geht: Je mehr Sterne ein Hotel hat, umso teurer sind die Zimmer. Nur: wer kontrolliert eigentlich, ob die Sterne gültig sind und zu recht mit ihnen geworben wird? Was man als Hotelgast erleben kann – wenn man sich auf die Sternezahl verlässt – und wie man sich davor schützen kann reinzufallen, darüber berichtet „ZDFzoom“-Reporter Andreas Baum. Dazu haben der Autor und sein Team unter anderem in deutschen Hotels Stichproben mit versteckten Kameras gemacht und geprellte Hotelgäste getroffen, die ihre Erfahrungen schildern.
    Die Dokumentation benennt die Probleme des offiziellen Sternesystems und seiner Umsetzung in Deutschland und Europa. Autor Andreas Baum hat dazu Tourismusexperten interviewt und mit Insidern gesprochen, die „aus dem Nähkästchen“ plaudern. Außerdem zeigt „ZDFzoom“ am Beispiel Dänemark, wie das Hotelsterne-System dort kontrolliert wird. Am Ende steht die Antwort auf die Frage: Kann man den Sternen wirklich trauen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.07.2016ZDF
  • Folge 197
    Deutschland hat so wenig Auszubildende wie noch nie: Bis jetzt sind noch rund 41 Tausend Stellen nicht besetzt. „ZDFzoom“ analysiert, warum Jugendliche und Betriebe nicht zusammen finden. Berufe wie Koch, Metzger oder Klempner gelten bei Schülern als unattraktiv. Viele Stellen bleiben deshalb frei. Abiturienten, die eine Ausbildung machen wollen, streben meist kaufmännische und IT-Berufe an. Ein großes Problem für Betriebe und Berufsgruppen. Beim „Speed- Dating für Azubis“ in Köln wird deutlich, wie groß die Not der Unternehmen ist: Es ist eine der letzten Chancen noch Auszubildende anzuwerben.
    In den meisten Bundesländern beginnt am 1. August bereits das neue Ausbildungsjahr. Obwohl es in diesem Jahr mehr als 800 Tausend Schulabgänger gibt, entscheiden sich immer noch zu wenig für eine Ausbildung. Die Gründe sind vielfältig: Eltern wollen immer häufiger, dass ihre Kinder studieren, und bei vielen Jugendlichen ist nach wie vor das Image der Ausbildungsberufe negativ. Die Aussichten auf harte Arbeit und eine eher schlechte Bezahlung später im Beruf, bieten keinen Anreiz sich für eine Ausbildung zu entscheiden.
    Ohne Auszubildende drohen vor allem klassische Handwerksberufe wie Koch, Metzger, Klempner oder Gärtner auszusterben, warnt Hilmar Schneider vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit: „Das hat in Deutschland eine Jahrhunderte alte Tradition und die kann man in relativ kurzer Zeit zerstören. Wenn das einmal zerstört ist, ist das nicht wieder aufzubauen, das ist das große Problem. Das ist das, was mir im Hinblick auf die gesamte Volkswirtschaft große Sorgen macht.“ Die „ZDFzoom“-Dokumentation geht auch der Frage nach: Könnten Flüchtlinge die Lücken auf dem Ausbildungsmarkt schließen? Unternehmen begreifen dies als große Chance, bieten ihnen ganz gezielt Ausbildungsplätze an.
    Die Unternehmen fordern aber mehr Unterstützung: Sie beklagen den Mangel an Deutschkursen und ein nach wie vor unsicheres Bleiberecht für Flüchtlinge. „ZDFzoom“ erklärt zum einen, warum die Ausbildung in der Krise steckt. Zeigt aber auch wie Betriebe mit besonderem Engagement den Azubi-Mangel für sich gelöst haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.07.2016ZDF
  • Folge 198
    „Unternehmen Zukunft“ war der Werbeslogan der Deutschen Bahn in den 1990er Jahren. Heute ist davon kaum noch etwas zu spüren und es häufen sich die schlechten Nachrichten. 2015 machte die Deutsche Bahn wohl 1,3 Milliarden Euro Verlust und die Pünktlichkeit der Züge ist so schlecht wie selten zuvor. „ZDFzoom“ beleuchtet, wie es dazu kommen konnte und fragt, welche Zukunft der Konzern hat. Jahrelang wollten die wechselnden Bahnchefs Weltmarktführer in Sachen Mobilität werden: Internationale Logistikketten, Krankenwagen in Großbritannien oder Wasserbusse in Skandinavien – alles unter dem Dach der Deutschen Bahn.
    Der große Gewinn wurde damit wohl nie gemacht und das Kerngeschäft „Eisenbahnen in Deutschland“ offenbar vernachlässigt. Nun stünden die größten Investitionen seit dem Zweiten Weltkrieg an, erklärt Bahnvorstandsvorsitzender Rüdiger Grube gegenüber „ZDFzoom“: 55 Milliarden Euro, davon kämen 35 Milliarden Euro vom Bund – also vom Steuerzahler. Experten sagen schon jetzt, das werde nicht reichen. Mit dem Programm „Eisenbahnen in Deutschland“ will man sich künftig auf das Kerngeschäft konzentrieren.
    „ZDFzoom“ fragt: Ist es dafür zu spät? Längst übernehmen immer mehr private Anbieter regionale Bahnstrecken, längst wechseln preisbewusste Reisende in großer Zahl auf Fernbusse. Die Deutsche Bahn hat scheinbar keine wirkliche Strategie für den Verkehr auf der Schiene in Deutschland. Güterverladungen sollen offenbar geschlossen werden, DB-Schenker-Umschlagszentren werden schon mal ohne Gleisanschluss betrieben, beliebte Auto- und Nachtzüge eingestellt und ein Bahnhof aus der Innenstadt in ein Gewerbegebiet verlegt.
    Die Recherchen von „ZDFzoom“ legen nahe: Die Deutsche Bahn entfernt sich immer weiter vom Kunden anstatt kundenfreundlicher zu werden. Aber das Transportmittel Eisenbahn ist nachgefragt wie eh und je und andere Anbieter können es vielleicht – wie im Regionalverkehr – einfach besser. Glaubwürdig ist die neue Konzentration auf das Kerngeschäft jedenfalls nicht. Einvernehmlich erklären Bahnchef Grube und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt im „ZDFzoom“-Interview, die Bahn sei weltweiter Mobilitätsanbieter Nummer 1 und man werde am großen Auslandsgeschäft festhalten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 10.08.2016ZDF
  • Folge 199
    In Deutschland wächst der Unmut über die politische Elite. Die sogenannte schweigende Mehrheit erhebt ihre Stimme. Der Katalysator – die Flüchtlingskrise. Die Politik hat nach Überzeugung vieler Bürger den Bezug zur Realität verloren. Die Mainstream-Medien seien nur Erfüllungsgehilfen der Regierung. Die einzige Partei, die den Mut habe, die Probleme zu benennen, sei die AfD. Neuer deutscher Zeitgeist mit fatalen Folgen? Der rechtsintellektuelle Publizist und Verleger Götz Kubitschek ist seit Jahren einer der führenden Köpfe der „Neuen Rechten“, einer national orientierten Strömung.
    Er gibt das rechte Debattenblatt „Sezession“ heraus und ist Mitbegründer des „Instituts für Staatspolitik“, der zentralen Denkfabrik der rechten Szene. Er steht ein für die Rückbesinnung auf das national-konservative Gedankengut der Weimarer Republik und fordert, die EU zurückzuführen in eine bloße Wirtschaftsgemeinschaft. Die „Neue Rechte“ eint, dass sie die NS-Nostalgie ablehnt – allerdings auch Pluralität, Multikulti oder Feminismus. Was alle verbindet: der Kampf gegen Immigranten und Islamisierung.
    Ein Gedankengut, das mit der Flüchtlingskrise an Popularität gewinnt – vor allem in der Mitte der Gesellschaft. Die „ZDFzoom“-Reporter Halim Hosny und Sabrina Hermsen begeben sich auf Spurensuche, wollen ergründen, was diesen neuen Nationalismus befeuert und welche Menschen ihm folgen. Sie stellen die Frage: Gehört rechtes Denken zum neuen deutschen Zeitgeist oder ist es nur eine vorübergehende Randerscheinung? Die Autoren sprechen mit den Vordenkern der Szene sowie mit besorgten Bürgern, renommierten Politologen und Sozialwissenschaftlern wie Prof. Andreas Zick, der seit Jahren zum Thema Rassismus in Deutschland forscht.
    Dessen Erkenntnis lautet: Rechte Einstellungen sind kein extremes Randphänomen. Die Forschungen der vergangenen zwölf Jahre zeigten, dass es in der Mitte der Gesellschaft Vorurteile, Abwertung und Ausgrenzung gebe. Ein kleiner Feldversuch mit Studenten der Uni Siegen zeigt, wie empfänglich selbst junge, gebildete Menschen für Rassismus und Ausgrenzung sind. Außerdem blicken die Reporter nach Europa, vor allem nach Österreich, wo die rechtspatriotische Bewegung der „Identitären“ rechtes Gedankengut sehr erfolgreich propagiert. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.08.2016ZDF
  • Folge 200
    Jahrzehntelang war die Lebensversicherung ein Lieblingskind der deutschen Sparer. Doch jetzt bricht bei vielen Versicherten diese Altersvorsorge weg. Besonders dramatisch: Tausende haben ihre Immobilien mit Lebensversicherungen finanziert. Ihnen fehlt plötzlich viel Geld, um ihre Darlehen zu bezahlen. Wer ist verantwortlich für diese Misere? Monika M., Horst Z. und Herbert M. haben fürs Alter mit einer Lebensversicherung vorgesorgt. Doch zwischen den Berechnungen der Erträge bei Vertragsabschluss und dem, was sie nach neuestem Stand tatsächlich erhalten werden, klafft eine erhebliche Lücke.
    Bis zu 40 Prozent weniger als prognostiziert zahlen die Versicherungsunternehmen. Diese Erfahrungen decken sich mit denen Millionen anderer Versicherungskunden, die in den vergangenen Jahren drastische Einbußen bei der Altersvorsorge hinnehmen mussten. ZDF-Autor Oliver Koytek will wissen, warum das System Kapitallebensversicherung nicht mehr funktioniert und fragt für „ZDFzoom“ nach – bei Verbrauchern, Kritikern, Insidern und der Versicherungswirtschaft. Ein Insider aus einem großen deutschen Versicherungsunternehmen berichtet, welchem Druck er ausgesetzt ist, um seine Quote beim Versicherungsverkauf zu erfüllen.
    Eine sorgfältige Beratung der Kunden sei Nebensache. Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten nennt Lebensversicherungen „legalen Betrug“. Dass die Versicherungsunternehmen die stark gesunkenen Ablaufleistungen mit der aktuellen Niedrigzinsphase begründen, ist für ihn eine Ausrede. Tatsächlich sitze die Versicherungswirtschaft auf Reservepolstern von zirka 70 Milliarden Euro, die den Kunden vorenthalten würden. Dass es den Unternehmen gelänge, sich künstlich arm zu rechnen, liege an der engen Verzahnung von Politik und Versicherungsbranche, meint die Finanzexpertin Barbara Sternberger-Frey vom Verbrauchermagazin ÖKO-TEST.
    Sie ist davon überzeugt, dass die Versicherungslobby am Lebensversicherungsreformgesetz mitgeschrieben habe. Das Ziel: maximale Gewinne bei den Unternehmen, maximales Risiko bei den Verbrauchern. „ZDFzoom“ untersucht nicht nur die Zusammenhänge zwischen den sinkenden Ablaufleistungen bei Lebensversicherungen und der daraus resultierenden finanziellen Not vieler Verbraucher. ZDF-Autor Oliver Koytek hinterfragt auch die Argumentation von Politik, Unternehmen und Versicherungslobby und lenkt den Blick auf die „Strippenzieher“ hinter den Kulissen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 31.08.2016ZDF
  • Folge 201
    Deutschland ist ein Volk von Mietern. Doch es gibt immer weniger bezahlbare Wohnungen. Die Preise sind explodiert in nur fünf Jahren sind Mieten mancherorts um ein Drittel gestiegen. Die Mietpreisbremse hat daran wenig geändert. Viele Familien finden keine Bleibe in den Städten. Experten sprechen sogar von einer Wohnungsnot. ZDFzoom fragt: Warum wird Wohnen immer mehr zum Luxus? Die Autorin spricht mit Mietern, Maklern und Ministern. Dabei deckt sie auf, warum niemand wirklich etwas gegen den „Mietwahnsinn“ unternimmt.
    Und warum sogar offen gegen Gesetze verstoßen wird, ohne dass etwas geschieht. So stehen etwa in Köln Wohnungen illegal leer, weil ihre Treppenhäuser „verschwunden“ sind. Profitgierige Immobilienbesitzer haben sie kurzerhand zu Gewerbeflächen umfunktioniert, für die man ein Vielfaches mehr an Miete kassieren kann. Bis 2020 müssten pro Jahr 380 000 Wohnungen gebaut werden, um den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu decken – so eine Berechnung des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW).
    Diese Zahl wird aber zurzeit nicht annähernd erreicht. Wenn sich daran nichts ändert, werden die Mieten auch zukünftig rasant weitersteigen. Die Folge: Immer mehr Menschen werden durch den „Miet-Wahnsinn“ aus den Städten verdrängt, vor allem jene mit mittlerem und geringem Einkommen. Außerdem sitzen Familien in viel zu kleinen Wohnungen fest, weil sie keine bezahlbare größere finden. Wie Familie H. aus Frankfurt. Seit Jahren bekommen sie bei ihrer Wohnungssuche nur Absagen. Kenner haben bereits eine Bezeichnung für das Phänomen gefunden: „Lock-In-Effekt“.
    Experten sehen in der Mietpreis-Explosion eine ernste Bedrohung für den sozialen Frieden in Deutschland. Offenbar reichen die bestehenden Gesetze nicht aus. 2015 hat die Bundesregierung eine Mietpreisbremse beschlossen. Doch Beispiele des Films belegen, warum die Bremse nicht greift. Die Dokumentation zeigt aber auch Lösungen, wie es anders gehen kann. Weil städtisches Bauland rar und teuer ist, baut die Stadt München jetzt die ersten Stelzenhäuser auf öffentliche Parkplätze. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.09.2016ZDF
  • Folge 202
    Über fünf Millionen Deutsche nehmen jährlich an „Kaffeefahrten“ teil. Die Veranstalter machen dabei rund 500 Millionen Euro Umsatz durch den Verkauf meist minderwertiger Produkte. Die Masche ist stets die gleiche: Per Post verschicken unseriöse Veranstalter Einladungen, lassen Empfänger glauben, einen Preis gewonnen zu haben. Die günstige Busfahrt ist der Rahmen. Die „Gewinne“ dienen aber nur als Lockmittel für die Verkaufsveranstaltung. „ZDFzoom“ begleitet Senioren bei so genannten Kaffeefahrten und deckt undercover die Betrugsmasche der Veranstalter auf. Stundelang werden die Teilnehmer mit dem Bus umhergefahren, das Ziel ist meist ein abgelegener Gasthof.
    Die versprochenen Gewinne und Präsente gibt es nicht, stattdessen finden stundenlange Verkaufsveranstaltungen statt. Zu völlig überhöhten Preisen werden den Teilnehmern dort Dinge wie Matratzen, Gesundheitsprodukte und Haushaltgeräte angeboten. Diese Waren haben meist nur einen geringen Wert. Die Behörden sind machtlos und können die Betrüger nur schwer fassen, denn die Veranstalter melden die Verkaufsveranstaltungen beim Gewerbeamt meist gar nicht an. Dabei ist schon dieser Tatbestand strafbar. Die Bundesländer hätten gerne schärfere gesetzliche Regelungen und damit mehr Möglichkeiten, dem illegalen Gewerbetreiben ein Ende zu bereiten.
    Eine entsprechende Initiative aus dem Bundesrat liegt jetzt seit fast einem Jahr beim Bundestag. „ZDFzoom“ geht der Frage nach, warum sie nicht längst umgesetzt wurde und wo mögliche Schwachstellen sind. Dass es im Rahmen der bestehenden Gesetze zum Teil auch anders geht, zeigt das Beispiel aus dem Landkreis Freising: Mit konsequentem Verfolgungsdruck haben Behörden und Gewerbeämter die unseriösen Veranstalter erfolgreich aus der ehemaligen „Hochburg der Kaffeefahrten“ vertrieben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.10.2016ZDF
  • Folge 203
    Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jedes Jahr über drei Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung. Allein in Deutschland etwa 35 000 Tendenz steigend. Wer sind die Verursacher der Luftverschmutzung, und warum kriegen wir die schlechte Luft in Deutschland nicht in den Griff? Herz-Kreislauf-Probleme, Infarkte und Schlaganfälle sind die gesundheitlichen Folgen. Der „ZDFzoom“- Reporter macht sich auf Spurensuche. In der Landwirtschaft wird Massentierhaltung zum Luftproblem, weil das Ammoniak aus den anfallenden Fäkalien zu Feinstaub wird und kilometerweit mit dem Wind übers Land fliegt.
    Aber auch chemische Pflanzenschutzmittel sind außer Kontrolle geraten. Fenchel ohne Pestizidrückstände, der für Säuglingstee benötigt wird, ist in Deutschland so gut wie nicht mehr herstellbar, weil die Unkrautvernichtungsmittel im Herbst überall in Deutschlands Luft sind. Die unsichtbare Ausbreitung der Gifte fiel bei Qualitätskontrollen auf – mitten in der brandenburgischen Schorfheide, einem der größten zusammenhängenden Bioanbaugebiete Deutschlands. Auch die Diesellüge wird zu einem Problem für die Politik und für viele deutsche Großstädte.
    Denn für die Grenzwerte zur Luftreinhaltung, die die EU zum Schutz der Menschen eingeführt hat, müssen die Kommunen die auf der Straße gemessenen Stickoxide angeben – und die haben gar nichts mit den „Laborwerten“ der Automobilhersteller zu tun. Der größte Gegner der Politik sind die mächtigen Lobbyverbände der Großindustrie. Sie blockieren Neuregulierungen, weil die Konzerne finanzielle Verluste befürchten. Die Verlierer sind die Menschen, die tagtäglich die schlechte Luft einatmen. Und längst wissen Mediziner, dass es dabei nicht nur um Atemnot geht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.10.2016ZDF
  • Folge 204
    An die 2600 Moscheegemeinden soll es in Deutschland geben. Offizielle Zahlen existieren nicht. Ein toleranter, versöhnlicher Islam wird nicht in allen Moscheen gepredigt. Die deutsche Verfassung schützt die Glaubens- und Religionsfreiheit. Aber gilt dieser Schutz auch dann noch, wenn das, was in den Moscheen gepredigt wird, nicht den Grundsätzen unserer Verfassung entspricht? In einige Moscheen wurden Prediger eingeladen, die als Islamisten gelten. Junge Gläubige, vorwiegend Männer, die sich später dem Dschihad anschlossen, gingen in deutschen Moscheen ein und aus, zum Beispiel in der Al nur Moschee in Berlin.
    Wie schwierig es ist, gegen extremistische Moscheen in Deutschland vorzugehen, erklärt der Präsident des Bundesverfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen. Auch die Moscheen des türkischen DITIB-Verbundes, die lange Zeit als Bollwerk gegen den Islamismus und als gemäßigt galten, sind in jüngster Zeit in die Kritik geraten. Man wirft ihnen vor, der lange Arm des türkischen Präsidenten Erdogan zu sein. Schon seit Jahrzehnten werden die Imame des türkisch-muslimischen Dachverbandes DITIB von der türkischen Religionsbehörde Diyanet nach Deutschland entsandt.
    Doch erst seit kurzem wird diese Praxis von der Politik in Frage gestellt. Wie steht es allgemein um die Moscheen in Deutschland? Tragen sie zur Integration der Muslime bei, was nach eigener Darstellung zu ihren Aufgaben zählt? Und wie könnte man verhindern, dass Moscheen zum Schauplatz innenpolitischer Konflikte anderer Staaten werden? Diesen Fragen geht „ZDFzoom“-Reporterin Susana Santina nach und wirft einen Blick über die Grenze nach Österreich, wo die Auslandsfinanzierung islamischer Institutionen per Gesetz verboten wurde. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.10.2016ZDF
  • Folge 205
    Es ist der teuerste Wahlkampf aller Zeiten. Mehr als eine Milliarde Dollar wird jeder Präsidentschaftskandidat bis zum Wahltag ausgegeben haben. Zwei Milliarden Dollar für die unbeliebtesten Kandidaten, die es in den USA jemals gegeben hat. Noch nie war die Ablehnung größer. Die Bürger Amerikas fühlen sich von ihren politischen Eliten nicht mehr repräsentiert. Die Wut auf „die da oben“ wächst in allen politischen Lagern. Johannes Hano und sein Team aus dem ZDF-Studio New York machen sich für „ZDFzoom“ auf die Suche nach den Ursachen für diese Wut und entdecken dabei ein System politischer Korruption, in dem Milliardäre den politischen Prozess nach ihren Vorstellungen steuern.
    Ein System, von dem Insider sagen, es würde die Mafia neidisch machen. Politik in den USA ist zum Kampf der Milliardäre um politischen Einfluss geworden, bestimmt von Großspendern in beiden politischen Lagern. Wall Street und Industrie-Giganten, die die Welt nach ihren Vorstellungen gestalten wollen, nutzen dabei ein politisches System aus, das dafür extrem anfällig ist. Vom Sheriff über Abgeordnete bis zum Präsidenten sind die Kandidaten bei ihren Wahlkämpfen auf private Spenden angewiesen. Mit abstrusen und gefährlichen Folgen für den demokratischen Prozess. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.11.2016ZDF
  • Folge 206
    Es klingt wie Science-Fiction, ist aber Realität. In den Sozialen Medien wird kräftig getrickst. Man kann alles kaufen, was Kunden im Netz erfolgreicher erscheinen lässt. Ein Unternehmen aus Hamburg beispielsweise vermittelt Likes, Kommentare und Klicks. Wer viel zahlt, kriegt auch viel künstliche Resonanz. Wenn es besonders schnell gehen soll, werden auch Social Bots eingesetzt. Ein Bot, ein digitaler Roboter, täuscht vor, ein menschlicher Nutzer in den Sozialen Medien zu sein. Simon Hegelich, Professor für politische Datenwissenschaft an der TU München, untersucht im Auftrag von „ZDFzoom“ 30 Millionen Facebook-Aktivitäten und fünf Millionen Twitter-Nachrichten. Kann er beweisen, dass die Flüchtlingsdebatte in den Sozialen Medien manipuliert ist? Es startet eine Spurensuche, um herauszufinden, wer dahinter steckt.
    Sind da auch Social Bots am Werk? Wer könnte ein Interesse daran haben, mit Flüchtlingsthemen Stimmung zu machen? Die Flüchtlingsdebatte spaltet Deutschland. Sie wird zusätzlich befeuert durch Hasskommentare bei Facebook und Twitter. Nicht nur die AfD und die Pegida-Bewegung wissen, wie wichtig Stimmungsmache für den Erfolg ist. Werden Meinungen in den sozialen Medien manipuliert? Und – kann man Informationen aus den Sozialen Netzwerken überhaupt noch trauen? „ZDFzoom“ zeigt, welche Wirkung Bots in den Sozialen Medien bereits entfalten und wie sie auf die Flüchtlingsdebatte einwirken. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.11.2016ZDF
  • Folge 207
    Die drei Säulen der Altersvorsorge haben tiefe Risse: Die gesetzliche Rente reicht nicht mehr, das Riester-Modell gilt als gescheitert, und die Vorsorge über eine Betriebsrente bröckelt. Nur 47 Prozent der Geringverdiener haben überhaupt eine Betriebsrente. Die Regierung will dies ändern und neue Anreize für Unternehmen schaffen, eine Betriebsrente einzurichten. Dazu soll es unter anderem staatliche Zuschüsse geben. Gerade Minijobber oder Geringverdiener haben ein Problem, sich zusätzlich noch fürs Alter abzusichern. Es droht die Altersarmut. Um die Versorgungslücke zu schließen, sollen künftig mehr Menschen in eine Betriebsrente einzahlen. Eine Befreiung von Steuern und Sozialabgaben ist im Gespräch.
    Auch sollen die Unternehmen in Zukunft nicht mehr garantieren müssen, wie hoch die Betriebsrente sein wird. Mit einem Zuschuss von 144 Euro pro Jahr will man einen zusätzlichen Anreiz schaffen. „ZDFzoom“ nimmt die Pläne der Bundesregierung unter die Lupe und geht der Frage nach: Kann die geplante Rentenreform die Versorgungslücke schließen oder ist sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Der Autor der Dokumentation, Detlef Schwarzer, trifft Menschen, die von Altersarmut und einer zu niedrigen Rente betroffen sind sowie Unternehmer, die durch die hohen Betriebsrentenzahlungen Insolvenz anmelden mussten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.11.2016ZDF
  • Folge 208
    Weihnachten kommt bei vielen Deutschen Lachs auf den Tisch. Meistens aus Zuchtfarmen, weil wir glauben, so die Meere vor Überfischung schützen zu können. Doch das Gegenteil ist der Fall. Im Pazifik werden jährlich Millionen Tonnen Fisch gefangen, um Futter für Aquakulturen herzustellen. Dieses wird auch über Deutschland nach Norwegen transportiert. Verarbeitet wird der Fisch oft in Polen. Ein globales Geschäft. Seit 2015 ist der Lachs der Deutschen liebster Fisch, noch vor den Fischstäbchen. Mittlerweile stammt jeder zweite Fisch, der verzehrt wird, aus einer sogenannten Aquakultur – Tendenz steigend. Der Lachs ist wie die Forelle ein Raubfisch und ernährt sich – auch in Zuchtfarmen – von tierischen Proteinen, nämlich anderen Fischen.
    Und diese kommen aus den Weltmeeren. Besonders betroffen ist die Küste vor Peru, denn das Land ist mit Abstand der größte Produzent von Fischmehl. Um das Fischmehl für den Transport haltbar zu machen, wird Ethoxyquin beigemengt. Dieser Stoff ist seit 2011 von der EU als Pflanzenschutzmittel verboten, aber als Futtermittelzusatz weiterhin erlaubt. Und er lässt sich in den Fischprodukten in deutschen Kühltheken nachweisen. Bei Untersuchungen von Stichproben war die Belastung durch Ethoxyquin häufig sehr viel höher als im Fleisch erlaubt. Aber einen Grenzwert für Fisch gibt es in der EU nicht. „ZDFzoom“-Autor Michael Höft zeigt auf, wie die steigende Lust auf Lachs zum globalen Wahnsinn führt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.12.2016ZDF

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