2017, Folge 209–225

  • Folge 209
    Zu Beginn des Jahres 2017 schaut „ZDFzoom“ zurück: Welche Geschichten, über die wir berichteten, haben sich weiterentwickelt? Und wo hat unsere Berichterstattung etwas verändert? Was passierte beim Thema Flüchtlinge? Wie gefährlich sind Rating-Agenturen? Sind beim Bier Hopfen und Malz verloren? Wie geht es den Bauern, die unter den „glänzenden Geschäften“ der Goldminen Lateinamerikas leiden? Und lügen die Sterne, mit denen Hoteliers werben? Rita Knobel-Ulrich besuchte für die „ZDFzoom“-Dokumentation „Ein Staat – zwei Welten?“ im September 2015 zum Thema Integration einen Berliner, der Flüchtlinge zu sich nach Hause holte, mit ihnen bürokratische Hürden nahm und so plakative Statements abgab wie: „Deutschland ist kein Streichelzoo.“ Eben dieser Mann engagiert sich noch immer für Flüchtlinge, bringt sie in Ausbildung, vermittelt Jobs.
    Eine Erfolgsgeschichte – aber läuft es beim Thema Integration überall so gut? Im Jahr 2013 fragte „ZDFzoom“: Wie gefährlich sind Rating-Agenturen? Die Erkenntnis knapp vier Jahre später: Die Kritik an den Agenturen ist noch immer vorhanden. Von denjenigen aber, die sich auf die Wertungen der Agenturen verließen und deshalb viel Geld verloren haben, klagten einige inzwischen erfolgreich.
    Etwa die Menschen in der australischen Kleinstadt Parkes. Zeit auch, nachzusehen, was sich nach den Dreharbeiten für die preisgekrönte „ZDFzoom“-Dokumentation „Hopfen und Malz verloren!“ getan hat. Die Antwort auf die Frage „Wie gut ist Deutschlands Bier wirklich?“ lautet heute: Es hat sich was getan! Die Deutschen haben die Lust auf „besondere Biere“ wiederentdeckt. „Können Sterne lügen?“, fragte „ZDFzoom“ im Sommer 2016: Zwar orientieren sich viele Urlauber bei ihrer Reise-Buchung an Hotelsternen, doch oft wird hierzulande mit Sternen geworben, die es offiziell gar nicht gibt.
    Die Dokumentation fand in der Presse breites Echo – sowohl konfrontierte Hoteliers als auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband gelobten Besserung. „ZDFzoom“ prüft, ob dies tatsächlich eingelöst wurde. Für die Dokumentation „Dreckiges Gold – Die glänzenden Geschäfte mit dem edlen Metall“ war „ZDFzoom“ im Herbst 2015 in Peru unterwegs. Yanacocha ist die größte Mine Lateinamerikas, doch Anwohner klagten, dass das Grundwasser verunreinigt sei. Jetzt hat der Konzern erklärt, dass er seine Pläne für ein neues Minen-Projekt vorerst auf Eis gelegt habe. Doch verbessert diese Ankündigung tatsächlich die Situation von Kleinbauern wie Maxima? Wir zoomen nach. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.01.2017ZDF
  • Folge 210
    Deutsche TV-PremiereMi 18.01.2017ZDF
  • Folge 211
    Milch ist so billig wie nie. Dank moderner Agrartechnik und leistungsstarker „Turbokühe“ können deutsche Landwirte viel mehr Milch produzieren, als hierzulande verbraucht wird. Überschüssige Milch wird zu Milchpulver verarbeitet, das war auch schon früher so. Bereits in den 70er und 80er Jahren war von Milchseen und Butterbergen die Rede. Was aber geschieht heute mit dem Überschuss? Export so lautet das Zauberwort deutscher Agrarpolitiker. Sie ermunterten die Milchbauern, weltweit neue Märkte zu erschließen. Auch gegen den Preisverfall schien es ein probates Heilmittel zu geben: Die EU kauft im Rahmen der sogenannten Marktintervention in großen Mengen Milchpulver auf und lagert es ein.
    Auf 350 000 Tonnen Milchpulver wurde im Jahr 2016 die Interventionsmenge erhöht – Milch, für die es in Europa keine Abnehmer gibt. In Afrika gibt es sie: Die Nachfrage nach Milchprodukten ist dort in den vergangenen zehn Jahren rapide gestiegen, vor allem nach Milchpulver, das den größten Teil des europäischen Milchexports ausmacht. Für Länder wie Kamerun zum Beispiel hat die Milchschwemme aus Europa verheerende Folgen. Denn vielversprechende Ansätze eigener Milchwirtschaft werden im Keim erstickt.
    Molkereien, zum Teil sogar finanziert von europäischen Entwicklungshilfegeldern, stehen leer, weil die Bauern keine Milch anliefern. Denn sie wissen, dass ihre Milchprodukte mit denen aus Europa, die ja indirekt subventioniert werden, preislich nicht konkurrieren können. „Das ist nicht fair“, sagt Hayatou El Hadji Souley, ein kamerunischer Milchproduzent. „Wir müssen doch unsere heimische Produktion steigern, um die Lebensbedingungen der Menschen hier zu verbessern.“ Genau das fordern auch deutsche Entwicklungshilfe-Politiker: Die Lebensbedingungen im subsaharischen Afrika sollen verbessert werden, damit die Menschen nicht als Wirtschaftsflüchtlinge nach Europa kommen.
    Aber gleichzeitig torpediert unsere Agrarpolitik ihre Anstrengungen, im eigenen Land eine Perspektive zu erwirtschaften. Der Irrsinn mit der Milch geht aber noch weiter: Auf der Euro-Tier Messe in Hannover, der weltweit größten Messe für Nutztierhaltung, erfährt „ZDFzoom“-Reporterin Katarina Schickling, dass Kälber in unserer modernen Landwirtschaft keine Milch mehr bekommen, stattdessen Ersatzstoffe aus Pflanzenöl, zum Beispiel aus dem umstrittenen Palmöl.
    Denn für die Kälber ist selbst die Billigmilch immer noch zu teuer. Für Landwirt Erwin Reinalter aus dem Allgäu gab es keinen Ausweg mehr aus den roten Zahlen. Trotz aller Anstrengungen, seinen Betrieb immer wieder zu modernisieren, trotz Marktintervention. Die letzten Milchkühe musste er verkaufen, nur ein paar Kälber bleiben. 50 Cent für den Liter Milch – das hätte gereicht, um seinen Hof zu retten. Doch das hätte auch für den Verbraucher einen höheren Preis an der Supermarktkasse bedeutet. Mit Preisdumping – so das Fazit der Dokumentation – ist eine gesunde Milchwirtschaft, die keine Verlierer hinterlässt, nicht zu haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.01.2017ZDF
  • Folge 212
    Nach außen hin gibt sich die Deutsche Post AG modern und innovativ. Doch hohe Gewinnversprechen an die Aktionäre setzen den Konzern unter Druck. Auch die Konkurrenz macht der Post zu schaffen. Wichtige Kunden wie Amazon kündigen eigene Vertriebssysteme an. Wie aber wirkt sich dieser Druck auf Kunden und Mitarbeiter aus? „ZDFzoom“ zeigt, mit welchen Mitteln und auf wessen Kosten die Deutsche Post versucht, ihre Marktposition zu halten und auszubauen. Weniger Briefe, dafür aber immer mehr Päckchen und Pakete – das ist der Trend in der Branche. Der Post bereitet die Konkurrenz gerade im Paketgeschäft Sorgen.
    Einer der größten Kunden – Amazon – plant, seine Waren teilweise selbst auszuliefern. Gleich mehrere Briefzusteller berichten dem Filmautor von zunehmender Arbeitsbelastung und gesundheitlichen Problemen. Dass der Zeitdruck immer größer werde und das Pensum an manchen Tagen nicht zu schaffen sei, führen viele auf die Größe der Zustellbezirke zurück. Insider berichten, dass eine interne Software unter dem Kürzel IBIS den Effizienzdruck immer mehr steigere. Die Folge: Auszuliefernde Post bleibe liegen.
    Fakt ist: Die Unzufriedenheit bei den Kunden der Post nimmt zu. Päckchen und Briefe, die zu spät oder an die falsche Adresse geliefert werden, schaden dem Image der Post. Auch im internationalen Frachtverkehr stößt Autor Arne Lorenz auf Missstände. Denn im Frachtgeschäft tobt ein gnadenloser Preiskampf. DHL-Freight ist eins der größten Logistik-Unternehmen weltweit. Im Auftrag von DHL-Freight leben und arbeiten Fahrer von osteuropäischen Subunternehmen zum Teil unter menschenunwürdigen Bedingungen, wie die Recherchen von „ZDFzoom“ zeigen. Reporter Arne Lorenz spricht mit rumänischen Lkw-Fahrern, die fernab von ihren Familien wochenlang in ihren Fahrzeugen campieren müssen, auf kleinen Gaskochern ihre Mahlzeiten zubereiten und in den Führerhäusern übernachten, was per Gesetz nur in Ausnahmefällen erlaubt ist.
    „Es ist unverschämt, dass man so mit Menschen umgeht und wir in Europa zuschauen“, sagt Raymond Lausberg, Chef einer belgischen Polizeieinheit. Er hat sich den Kampf gegen menschenunwürdige Verhältnisse im Frachtverkehr zur Aufgabe gemacht. Auch für die osteuropäischen Subunternehmer, die von DHL beauftragt werden, gilt das deutsche Mindestlohngesetz.
    Doch hier werde getrickst, so bewertet es ein Fachanwalt für Speditionsrecht. Durch Zulagen erhielten einige Fahrer zwar rechnerisch den deutschen Mindestlohn, doch Sozialabgaben und Steuern könnten so geschickt umgangen werden. Überall wird gespart, die Post arbeitet am Limit. Gegenüber ihren Aktionären gibt sich die Deutsche Post dennoch als ehrgeiziger Player auf dem umkämpften Logistik-Markt. Der harte Kurs zahlt sich aus, tatsächlich steigen die Gewinne. Doch das Festhalten an hohen Gewinnzielen geht auf Kosten von Mitarbeitern und Kunden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.02.2017ZDF
  • Folge 213
    Lügenkampagnen, psychologische Manipulationen und Unterwanderung Methoden eines neuen Kalten Krieges. So soll der Westen destabilisiert werden. Hat der russische Geheimdienst FSB dabei jahrelang Agenten als Asylbewerber getarnt nach Deutschland geschleust? Das jedenfalls berichtet ein ehemaliger hoher FSB-Offizier in „ZDFzoom“. Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen spricht von „Operationen gegen Deutschland und deutsche Interessen“. Der Russland-Experte Stefan Meister glaubt, der Kreml überschreite bewusst „rote Linien“.
    Ein ehemaliger Oberst des russischen Geheimdienstes FSB kennt die Methoden, die verantwortlichen Generäle und die Pläne des Kreml, den Westen mit Hilfe von Agenten zu unterwandern und zu destabilisieren. Er ist der wahrscheinlich ranghöchste Geheimdienst-Offizier, der sich in der Ära Putin aus Russland abgesetzt hat. 20 Jahre lang diente er dem russischen Staat, dann wurde er kaltgestellt. Am Ende setzte er sich aus Russland ab und ist seitdem auf der Flucht. Der ehemalige Oberst war nach eigener Darstellung unter anderem an Geheim-Operationen beteiligt, bei denen tschetschenische Spione mit falschen Papieren nach Deutschland geschleust wurden.
    „ZDFzoom“-Autor Egmont R. Koch geht der Spur nach. Fünfmal hat sich der Autor unter konspirativen Bedingungen mit dem ehemaligen Oberst getroffen und mehr als 15 Stunden mit ihm gesprochen, mit und ohne Kamera. Für den ehemaligen Geheimdienstler seien die Interviews ein großes Risiko, glaubt der russisch-amerikanische Historiker Yuri Felshtinsky. Der FSB werde alles daran setzen, ihn zu finden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.02.2017ZDF
  • Folge 214
    Alkohol gehört zum Alltag. Eine Badewanne voll trinken Erwachsene in Deutschland pro Jahr im Schnitt – 130 Liter. Zu viel, sagen Experten. Wird uns das Trinken zu einfach gemacht? In Deutschland gibt es zwei Millionen Alkoholiker, zehn Millionen Menschen gefährden mit Alkohol ihre Gesundheit. Die gesellschaftlichen Kosten: 60 Milliarden Euro im Jahr. Trotzdem hat sich in der Alkoholpolitik kaum etwas getan in den vergangenen Jahren. Dabei wäre klar, was passieren müsste: Höhere Preise, weniger Werbung – und Alkohol dürfte nicht mehr überall rund um die Uhr verkauft werden.
    Doch statt die Regeln zu verschärfen, soll etwa in Baden-Württemberg das Verkaufsverbot von 22:00 bis 6:00 Uhr durch die grün-schwarze Landesregierung sogar wieder aufgehoben werden. Obwohl das Verbot die Zahl der komasaufenden jungen Erwachsenen reduziert hatte. Seit Jahrzehnten ist belegt, dass nicht nur hohe Dosen Alkohol die Gesundheit schädigen. Schon kleine Mengen können Krebs auslösen oder Krankheiten verstärken. Alkohol, das ist die Droge in der Mitte der Gesellschaft. „Du gehst doch arbeiten, machst Überstunden, gehst anschließend noch ins Fitnessstudio.
    Das kann nicht sein, dass du Alkoholiker bist“, sagt Silvio Griesert, der 25 Jahre lang getrunken und darüber seine Ehe zerstört hat. „ZDFzoom“ blickt hinter die Kulissen bei den aktuellen Verhandlungen zwischen Gesundheitsexperten und den zuständigen Bundesministerien um schärfere Regelungen beim Alkohol, beleuchtet die Einflüsse der Alkohol-Lobby und zeigt am Beispiel Schweden, wie es auch gehen könnte. Dort ist Alkohol deutlich teurer, Hochprozentiges nur in speziellen Läden zu bekommen und Werbung stärker eingeschränkt. Ergebnis: Die Schweden trinken deutlich weniger.
    Doch während sich Experten hierzulande für schärfere Regeln einsetzen, verwässern das Wirtschafts- und das Landwirtschaftsministerium offenbar diese Verschärfungen. Das zeigen Dokumente, die „ZDFzoom“ und dem Recherchezentrum correctiv.org vorliegen. Die Politik trinkt mit, statt zu regulieren. „Bier in Maßen ist gesund, ist ein Nahrungsmittel in Bayern“, sagt Ministerpräsident Horst Seehofer im Gespräch mit „ZDFzoom“ auf dem Oktoberfest. Und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, CSU, sagt: „Ich bin ja nicht als Verbotstante ernannt worden.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.02.2017ZDF
  • Folge 215
    Die AfD spaltet die Nation. Für die einen ist sie eine rassistische Partei am Rande der Verfassungsfeindlichkeit, für die anderen das letzte Bollwerk gegen eine Überfremdung Deutschlands. Die Diskussion über und mit der jungen Rechtsaußen-Partei ist geprägt durch ein Gemisch von Vorurteilen, Verallgemeinerungen und der Sorge davor, dass rechtsradikale Gedanken in Deutschland wieder salonfähig werden. „ZDFzoom“ versucht herauszufinden, was den Kern der AfD ausmacht und was die Ziele der Partei sind. Sind alle AfD-Anhänger Ausländerfeinde? Ist die AfD eine extremistische Partei? Müsste sie vom Verfassungsschutz beobachtet werden? Auch die innerparteiliche Auseinandersetzung wird thematisiert: welche Gruppe innerhalb der AfD wird sich durchsetzen? Ist es der sogenannte Flügel um Björn Höcke und Alexander Gauland oder wird der Machtzirkel um Frauke Petry und Marcus Pretzel seine parteiinternen Gegner ins Abseits drängen? „ZDFzoom“-Reporter Rainer Fromm und Ron Boese begeben sich auf Spurensuche auf Bundesebene und in den Landesverbänden, sprechen mit Führungspersönlichkeiten der Partei, Funktionären und einfachen Mitgliedern.
    Außerdem gehen die Reporter der Frage nach, warum die AfD gerade bei Arbeitern und dem sogenannten „kleinen Mann“ so erfolgreich ist und warum viele langjährige Mitglieder der großen Volksparteien SPD und CDU zur Alternative für Deutschland wechseln. Stehen wir vor einer tiefgreifenden Veränderung unserer politischen Landschaft oder ist die AfD nur ein Polit-Spuk, der mit dem Ende der Flüchtlingskrise verschwinden wird? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.03.2017ZDF
  • Folge 216
    Rund 1,5 Millionen Angestellte wissen nicht, ob ihr Lohn zum Leben reicht. Sie arbeiten auf Abruf, nur wenn der Chef sie braucht. Wartezeiten werden nicht bezahlt, ein Zweitjob unmöglich. Betriebe haben viele Vorteile davon: Sie können ihre Flexibilität steigern, Leerzeiten minimieren und Arbeitskosten reduzieren. Für die Angestellten ist das Modell mit großer Unsicherheit verbunden. „ZDFzoom“ geht der Frage nach: Wie gerecht ist unser Arbeitsmarkt? Arbeit auf Abruf, heißt im Fachjargon: „KAPOVAZ, kapazitätsorientierte, variable Arbeitszeit.“ Es ist eine Vertragsform, die kaum einer kennt: Die Beschäftigten haben einen Teilzeitvertrag, sind also richtige Angestellte im Unternehmen, doch es wird ihnen nur eine Mindestzahl an Arbeitsstunden zugesichert.
    Der Rest läuft über Mehrarbeit, auf Abruf. Die Zeit dazwischen aber wird ihnen nicht bezahlt. Nach Auswertungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung arbeiten 1,5 Millionen Menschen in Deutschland so. „Man kann davon reden, dass das in Richtung eines modernen Tagelöhnertums geht“, erklärt Arbeitsmarktforscher Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Interview.
    „ZDFzoom“-Autorin Julia Friedrichs begegnet zahlreichen Menschen, die unter diesen Arbeitsverträgen leiden, die das Gefühl erleben „ausgebeutet“ zu werden. So erzählt eine junge Mode-Verkäuferin: „Es gibt Monate, da arbeite ich 40 Stunden, manchmal 90, 100 oder sogar 150. Mal verdiene ich 400 Euro, mal 1100 Euro.“ Sie würde gerne heiraten, eine Familie gründen, doch sie sagt auch: „Auf solch einem Vertrag kann ich doch kein Leben aufbauen.“ Kündigen ist nicht so einfach, denn in der Branche gibt es überall solche Verträge.
    „ZDFzoom“ zeigt: es gibt viele solcher Fälle und Arbeitsverträge. Die Dokumentation erklärt, wie sehr die Arbeitgeber dabei ihren Vorteil nutzen, und zum Beispiel bei den Lohnnebenkosten sparen. Dass es auch anders geht, zeigt der Blick nach Österreich: Dort haben Gerichte und Gesetzgeber die „Arbeit auf Abruf“- Praktiken gestoppt. So wissen Angestellte sehr genau, wie häufig sie arbeiten und wieviel sie verdienen. Mehr unter zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.03.2017ZDF
  • Folge 217
    Video-Überwachung und Gesichtserkennung: Nach dem Terroranschlag von Berlin überbietet sich die Politik mit Forderungen nach mehr Überwachung – in der realen und der digitalen Welt. Gleichzeitig empfinden viele Deutsche Unbehagen, dass ihre Privatsphäre mehr und mehr durchleuchtet wird. „ZDFzoom“ fragt: Wie viel Persönliches wollen wir preisgeben? Was bringt die schöne neue Welt – Freiheit oder Diktatur der Daten? „ZDFzoom“ zeigt: Längst interessieren sich nicht nur Unternehmen wie Facebook, Google und Co., sondern auch die Politik für unsere Daten.
    Eine umfassendere Überwachung der sozialen Netzwerke ist etwa für den Staatssekretär des Bundes-Innenministeriums, Ole Schröder (CDU), genauso notwendig wie die Videoüberwachung: „Ob Täter überführt werden, kann nicht davon abhängig gemacht werden, welche Art der Kommunikation genutzt wird – das herkömmliche Telefon, WhatsApp oder Skype.“ Doch für die vermeintliche Sicherheit bezahlen wir mit tiefen Einblicken in unsere Privatsphäre. Und nicht nur dort: Der Schnappschuss mit der Handy-Kamera, die mobile Suche nach einem guten Restaurant oder einem günstigeren Versicherungstarif, das bequeme Anmieten eines Mietwagens – was dank digitaler Technik so bequem ist, ist fast immer mit dem Bereitstellen persönlicher Daten verbunden.
    Seine Reise durch den Daten-Dschungel führt „ZDFzoom“-Autor Schüßler bis nach China: Bis 2020 soll dort jeder auf Schritt und Click überwacht und aus den gesammelten Online-Aktivitäten der soziale Wert jedes Einzelnen errechnet werden. Wer nicht ausreichend punktet, den könnten Strafen erwarten. „Idee ist eine Kooperation von Regierung und großen Internet-Firmen.
    So ein soziales Punkte-System ist digitales Brandmarken“, urteilen Wissenschaftler der University of Hongkong. Smarte Sklaverei, in der die Regierung gemeinsam mit digitalen Big Playern unsere Daten abgreift und für ihre Zwecke nutzt? Längst mahnen Experten wie der dänische Computer-Wissenschaftler Henrik Schärfe vor einer Diktatur der Daten. Er kritisiert: Die Stimmung schwanke zwischen Untergang und Silicon-Valley-Euphorie. Es sei aber höchste Zeit, sich darüber klar zu werden, in welcher Daten-Gesellschaft wir eigentlich leben wollen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.03.2017ZDF
  • Folge 218
    Deutsche Anleger verlieren jedes Jahr Milliarden bei unseriösen Finanzgeschäften. Hinter vielen Skandalen stehen oft dieselben Personen als Drahtzieher. In der Dokumentation kommen Menschen zu Wort, die auf eine sichere Altersvorsorge hofften und in die Fänge von Abzockern gerieten. Die Versprechen von Traumrenditen und sicheren Kapitalanlagen für die Zukunft waren oft miese Tricks von dubiosen Anbietern. „ZDFzoom“ hat die Methoden fragwürdiger Anlageberater unter die Lupe genommen. Die meisten Fälle spielten und spielen noch immer auf dem sogenannten „Grauen Kapitalmarkt“. Der ist nach Ansicht von Verbraucherschützern ein Tummelplatz für unseriöse Geschäftemacher.
    Die deutsche Finanzaufsicht, BaFin, warnt vor Unternehmen: „ … die keine Erlaubnis der BaFin benötigen und nur wenige gesetzliche Vorgaben erfüllen müssen.“ Auch das Bundeskriminalamt rät zur Vorsicht, spricht von einem jährlichen Schaden für Anleger in Höhe von 20 Milliarden Euro. „ZDFzoom“-Recherchen belegen, dass über die einzelnen Skandale hinaus noch eine weit größere Dimension des Problems existiert. In Deutschland gibt es ein Netzwerk von einigen Hundert Personen, die sich immer neue Anlegerfallen ausdenken und auflegen. Danach hat die Vorgehensweise dieser Leute System, im Hintergrund tauchen diese Figuren in neuen, häufig wechselnden Funktionen und Firmen auf, meistens um Gelder von leichtgläubigen Anlegern einzustreichen.
    Die „ZDFzoom“-Reporter haben viele Wochen recherchiert, Insider der Fondsbranche, Staatsanwälte, Insolvenzverwalter und Verbraucherschützer gesprochen. Das Ergebnis: Viele Anlegergelder wurden verzockt, verprasst oder über dunkle Kanäle ins Ausland gebracht. In einem Fall führen die Spuren einer Firma bis in die Steueroase Panama. Mit den Informationen aus den Panama Papers, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, konnte „ZDFzoom“ die Methoden genau nachvollziehen und aufdecken, wie skrupellos Verantwortliche dieses Unternehmens vorgingen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.04.2017ZDF
  • Folge 219
    Ein syrischer Zahnarzt arbeitet in der Spülküche, eine iranische Hebamme sitzt arbeitslos zu Hause. Ein Frisör soll noch mal eine dreijährige Ausbildung machen. Können wir uns das leisten? In Deutschland herrscht Fachkräftemangel. Dabei sind zirka 15 Prozent der Asylbewerber gut qualifiziert, so das Bundesarbeitsministerium. Das Integrationsgesetz verspricht: Deutschkurse, schnelles Ankommen in der Arbeitswelt. Wenn da nicht die Bürokratie wäre. Auch im dritten Jahr des Flüchtlingszustroms sitzen die Menschen immer noch monatelang in Unterkünften, ohne dass sie gefördert oder gefordert werden.
    Erst nach der Anerkennung ihres Asylantrags, die viele Monate dauern kann, fragen Jobcenter nach Beruf und Ausbildung und werden Deutschkurse verpflichtend. Asylbewerber, die mehr wollen als essen, schlafen und warten, werden immer noch ausgebremst. Behörden, Berufsverbände, Handwerkskammern, Innungen zeigen sich unflexibel, prüfen monatelang Zeugnisse und verweigern mit Paragraphen-Reiterei die Berufsanerkennung. „ZDFzoom“ fragt: Behindern Regelungswut und Bürokratie die Eingliederung von Asylbewerbern? Wo steht Deutschland im Jahr drei des Flüchtlingszustroms? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.04.2017ZDF
  • Folge 220
    Die Zahl der Einbrüche ist seit Jahren enorm hoch. Polizei und Justiz sind überlastet, und die Aufklärungsquote ist niedrig. Die Täter scheinen den Ermittlern meist einen Schritt voraus. Ein Grund dafür ist vor allem, dass jedes Bundesland ein eigenes Computersystem einsetzt, das mit den Polizeistellen anderer Länder meist nicht vernetzt und kompatibel ist. Ein Datenaustausch zwischen den Fahndern der Bundesländer findet deshalb so gut wie nicht statt. In der „ZDFzoom“-Dokumentation geht Reporter Andreas Baum der Frage nach, was Deutschland zu einem Paradies für Einbrecher macht. Er trifft unter anderem Opfer spektakulärer Einbruchsfälle, begleitet die Polizei bei ihren Einsätzen und lässt Experten und Kriminologen zu Wort kommen.
    Ein ehemaliger Einbrecher verrät, wie professionelle Täter ihre Opfer auswählen, die Taten planen und einbrechen. Ein Sicherheitsberater zeigt, wie leicht es dabei für Profis ist, in Häuser und Wohnungen einzubrechen und: wie man sich davor bestmöglich schützen kann. Außerdem geht der Film den Fragen nach, warum in Deutschland nur so wenige Einbrecher verurteilt werden und was geändert werden muss, um die Täter dingfest zu machen und die dramatischen Einbruchszahlen künftig zu verringern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.05.2017ZDF
  • Folge 221
    Die Deutsche Bank steckte im Herbst 2016 in ihrer tiefsten Krise. Drohende Klagen, Gerüchte, Kurssturz. Wie konnte einer der einst größten Finanzkonzerne der Welt in diese Lage kommen? „ZDFzoom“ durfte im Inneren der Deutschen Bank drehen. Vier Mitglieder des Vorstands standen in bislang ungekannter Offenheit für Interviews und kritische Fragen zur Verfügung. Wurde von der Vergangenheit gelernt? Wie geht es weiter mit dem einst stolzen Geldhaus? „ZDFzoom“-Autor Dirk Laabs konfrontiert die Manager der Deutschen Bank mit den Verfehlungen und Skandalen der vergangenen Jahre: Wieso hat die Risikokontrolle bei heiklen Immobiliengeschäften versagt? Wieso hat sich ein wichtiger Deutsche-Bank-Manager in London das Leben genommen? Was hat es mit der Geschäftsbeziehung zwischen Deutscher Bank und Donald Trump auf sich? Der Film zeigt, wie aus dem als Folge der Finanzkrise versprochenen Kulturwandel ein Kulturkampf geworden ist.
    Die heutigen Vorstandsmitglieder sprechen bereitwillig über die Gründe für die lang anhaltende Krise.
    Und sie erklären, wie sie die Bank neu aufstellen wollen. So berichtet Marcus Schenck, seit Kurzem einer der beiden Vize-Chefs der Deutschen Bank: „Fast sieben von zehn Leuten, die in unserer obersten Führungsmannschaft sitzen, sind heute neu in ihren Positionen“. Sylvie Matherat, im Vorstand zuständig für die Binnenkontrolle des Konzerns, wählt drastische Worte für die Veränderungen: Die Bank habe eine Art „Elektroschock“ gebraucht. Viele Topmanager hätten gehen müssen, damit alle Angestellten der Bank begreifen, dass es der neuen Bank-Führung ernst ist mit dem neuen Kurs.
    Reichen die Elektroschocks? Die Zukunft der Deutschen Bank ist nach wie vor ungewiss: Zu sehr lasten die Fehler der Vergangenheit auf Deutschlands größtem Geldhaus. Und das Geschäftsmodell der Deutschen Bank bleibt riskant. Zudem kündigt ein New Yorker Anwalt gegenüber „ZDFzoom“ eine neue, große Klage gegen die Deutsche Bank an. Immer mehr wird klar, dass die Bank nach der Finanzkrise nicht schnell und entschlossen genug im Unternehmen aufgeräumt hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 17.05.2017ZDF
  • Folge 222
    Hat sich US-Präsident Donald Trump als Geschäftsmann einer kriminellen Verschwörung schuldig gemacht? Und sind seine Verbindungen nach Russland enger als er behauptet? Dem ZDF liegen Dokumente vor, die das zu belegen scheinen. Seit Monaten untersuchen Ausschüsse des US-Kongresses die Frage, ob Russland Einfluss auf den Ausgang der US-Wahlen genommen hat und ob es Verbindungen zu Donald Trump und seinem Wahlkampfteam gab. In der „ZDFzoom“-Dokumentation „Gefährliche Verbindungen – Trump und seine Geschäftspartner“ begeben sich Johannes Hano und Alexander Sarovic auf Spurensuche.
    Dabei stoßen sie auf Verbindungen zwischen den großen amerikanischen und russischen Mafiasyndikaten und dem Trump Tower. „Es ist eine lange Liste hochrangiger Figuren des organisierten Verbrechens, die im Trump Tower residierten. Nicht nur amerikanische Verbrecher, sondern auch Gangster aus Russland, Kasachstan und der Ukraine. Sie nutzten den Trump Tower als Zentrum für kriminelle Machenschaften unter anderem Glücksspiel, Prostitution und Drogenhandel“, erklärt Scott Horton, ein weltweit gefragter Antikorruptionsexperte gegenüber dem ZDF.
    Bei den Recherchen stößt das ZDF auch auf Trumps Geschäftsbeziehungen mit der Firma Bayrock. In mindestens einem gemeinsamen Projekt, dem Trump Soho, hielt der US-Präsident Anteile. Einer seiner Partner bei dem Projekt war der Exil-Russe Felix Sater, ein verurteilter Betrüger und Gewaltverbrecher mit den besten Kontakten nach Russland. Doch selbst als Trump von der dubiosen Vergangenheit und den Machenschaften seines Partners erfährt, führt er die Geschäftsbeziehungen weiter.
    Damit aber habe sich Donald Trump schuldig gemacht, sagt der Anwalt Fred Oberlander, der gegen Bayrock prozessiert. Das FBI hat längst ein Auge auf Trump geworfen und beginnt sich immer mehr für die Vergangenheit des Präsidenten und seine auch heute noch fragwürdigen Geschäftsbeziehungen zu interessieren. Ein Grund dafür, warum FBI-Director James Comey gehen musste? Der mächtigste Mann der Welt könnte unter Druck geraten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.05.2017ZDF
  • Folge 223
    Tausende Mobilfunk-Nutzer werden mit Handy-Abo-Fallen hereingelegt. Ein falscher Klick, und es werden Gebühren fällig. Viele wissen gar nicht, dass sie in eine Abo-Falle geraten sind. Eigentlich muss ein Bestellvorgang im Netz seit 2012 ganz klar mit dem Befehl „Kaufen“ gekennzeichnet sein. Doch das „Button-Gesetz“ wird offenbar immer wieder umgangen. Die angenommene Schadenssumme bewegt sich im dreistelligen Millionenbereich. „ZDFzoom“ zeigt, wie die Abo-Falle funktioniert. Die Quittung kommt dann mit der nächsten Handyrechnung: Unter „Sonderdienste Drittanbieter“ finden sich oft exotisch klingende Dienste, vorwiegend mit Firmensitz in einer Steueroase. Die wöchentlichen Kosten für deren Abo-Dienste, oft im Erotik- oder Spielebereich, betragen meist zwischen vier und zehn Euro.
    Wer aber sind diese sogenannten Drittanbieter? Viele verwischen ihre Spuren, benutzen Briefkastenadressen und Strohmänner. „ZDFzoom“ sucht die echten Hintermänner auf und stößt dabei auf ein Firmennetzwerk, das von Deutschland über England in die Schweiz bis nach Österreich führt. Dabei können sich Verbraucher gegen die Handy-Abo-Falle schützen. Sie müssen in ihrem Handy die sogenannte „Drittanbietersperre“ einrichten. Verbraucherexperten verlangen seit Langem, dass diese Sperre von vornherein im Handy-Vertrag enthalten sein sollte. Stattdessen muss sie aber erst vom Kunden eingefordert werden – meist nach erfolgtem Schaden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 31.05.2017ZDF
    ursprünglich für den 24.05.2017 angekündigt
  • Folge 224
    Die VW-Abgasaffäre ist der wohl größte Wirtschaftsskandal der deutschen Nachkriegszeit. Mehr als 22 Milliarden Euro hat Deutschlands größter Autobauer bislang dafür bezahlt. Was aber geschieht mit den betroffenen Fahrzeugen, die von ihren Besitzern im guten Glauben, ein umweltfreundliches Fahrzeug erworben zu haben, gekauft wurden? In Europa lässt VW die betroffenen Autos mit einem Software-Update nachbessern. Reicht das, um die Fahrzeuge sauber zu machen? Diese Frage und weitere bislang unbekannte Hintergründe des Abgas-Skandals recherchierte „ZDFzoom“-Reporter Hans Koberstein.
    VW hat jahrelang Dieselautos mit illegaler Abschalteinrichtung verkauft. Diese schaltete das Abgasverhalten der Dieselautos im Straßenbetrieb auf „schmutzig“, während im offiziellen Labortest der Grenzwert für gesundheitsschädliche Stickoxide eingehalten wurde. Als der Betrug in den USA aufflog, wurde VW dazu verpflichtet, die Fahrzeuge so umzurüsten, dass sie im Straßenbetrieb die Grenzwerte wenigstens annähernd einhalten.
    Für den Konzern ein kostspieliges Unterfangen: VW musste in den USA bereits über 250 000 Dieselautos zurückkaufen und arbeitet seitdem an einer technischen Lösung. In Deutschland stand die Bundesregierung vor einer schwierigen Entscheidung. Damit die Fahrzeuge auf der Straße tatsächlich die gesetzlichen Stickoxid-Grenzwerte einhalten, hätte man sie mit Entstickungs-Katalysatoren nachrüsten müssen, ein kostspieliges Verfahren. Von einem zweistelligen Milliardenbetrag, der dann von VW zu zahlen gewesen wäre, ist die Rede.
    Dies wiederum hätte mutmaßlich zum Verlust zahlreicher Arbeitsplätze geführt. „ZDFzoom“ liegen interne Unterlagen vor, aus denen hervorgeht, wie Regierung und VW die Abgaskrise bewältigt haben. Anstelle einer teuren Umrüstung – so einigte man sich – sollte ein kostengünstiges Software-Update durchgeführt werden. Damit seien die betroffenen Dieselautos wieder in Übereinstimmung mit den Gesetzen. Doch Messungen an auf diese Weise „nachgebesserten“ Fahrzeugen ergeben ein anderes Bild. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.06.2017ZDF
  • Folge 225
    Schüler im Teststress: Sie schreiben Klassenarbeiten, „VERA-, PISA-, TIMSS- und IGLU“-Tests. Mit den Ergebnissen der Vergleichsstudien sollen Bildungssysteme verbessert werden. Experten kritisieren: Durch ständige Vergleiche werden Schulen technokratisiert, die Rückschlüsse auf die Bildungspolitik seien fatal. Die Folge: Immer mehr Schüler erleben den Burnout. „ZDFzoom“ fragt: Ist Deutschlands Schulsystem zu test- und PISA-gläubig? In Hamburg versuchen junge Schüler, wieder Fuß zu fassen, im Leben und in der Schule. In einer Klinik werden sie behandelt, der Schulstress hat sie „aufgefressen“.
    Erschöpfungssyndrom, Burnout, so die Diagnose. „Ich wollte doch ein gutes Abi machen. Ich habe gelernt, gelernt, gelernt. Aber irgendwann konnte ich nicht mehr“, beschreibt eine Schülerin ihren Zusammenbruch. Burnout durch Schule: Die Zahl gestresster und verzweifelter Kinder werde immer größer, warnen Experten. Mittlerweile klagt in Deutschland nahezu jeder dritte Schüler über zu großen Schulstress. Warum ist das so? „ZDFzoom“ begibt sich auf Spurensuche und erfährt: Seit dem PISA-Schock von 2001 hat sich unser Schulsystem stark verändert.
    Bundesweit wurde die Schulzeit reduziert, das sogenannte G8 eingeführt. Dazu kamen neue Vergleichsarbeiten wie VERA, IGLU oder TIMSS. Die müssen noch zusätzlich zu Klassenarbeiten, Hausaufgaben-Tests und mündlichen Prüfungen geschrieben werden. Politiker und Institute wollen damit messen, wie gut Schulen wirklich sind und bessere Noten bei PISA erreichen. Der ständige Blick auf Vergleichstests, Rankings und Wettbewerb aber führe zu einer starken Technokratisierung und wissenschaftlichen Vermessung von Bildung, beklagen Kritiker.
    Statt um individuelle Stärken und Schwächen von Schülern gehe es um Output und Effizienz und gute Noten auf dem Papier. „Seit PISA wird alles dem Gedanken untergeordnet, dass ein Schulsystem wettbewerbsfähig sein muss, und zwar ähnlich wie ein Wirtschaftssystem“, kritisieren Pädagogen. Was steckt dahinter, wer profitiert von einem solchen Schulsystem? „ZDFzoom“ blickt hinter die Kulissen und deckt auf, dass es dabei nicht nur um die Bildung und das Wohl der Kinder geht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.06.2017ZDF

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