Folge 41

  • 41. Populismus – Ende der Demokratien?

    Folge 41 (45 Min.)
    Francis Fukuyama zu Gast bei Richard David Precht: der prominente US-Politikwissenschaftler warnt vor der Bedrohung des Populismus. Fukuyama glaubte nach dem Ende des Ostblocks an den endgültigen Sieg unserer Demokratien und verkündete das „Ende der Geschichte“. Aber müsste man heute nicht eher vom Ende der liberalen Demokratien sprechen? Jeder denkt nur noch an sich und kaum jemand sichert das Gemeinwohl und den Zusammenhalt. Hat die Idee des Nationalstaats ausgespielt, weil nur noch aggressive Nationalisten und Populisten sie verteidigen, das fragt Richard David Precht seinen Gast Francis Fukuyama.
    Oder können Nationen auch in Zukunft eine demokratische, alle Bürger vereinende Identität stiften? Mit seinem gerade erschienenen Buch „Identität“ bietet Fukuyama eine neue, eher psychologische Erklärung für den gegenwärtig um sich greifenden Populismus an. Was unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhält, ist zu einer der dringendsten Fragen unserer Zeit geworden. Der globalisierte Kapitalismus und die Fixierung der Menschen auf ihre eigenen individuellen Bedürfnisse haben dazu geführt, dass die Gesellschaften sich hinter Gesinnungen, Ethnien, Religionsgemeinschaften oder Gendergroups versammeln, um die eigenen Privilegien gegen Bedrohungen von außen zu verteidigen, so Precht.
    Akteure wie Trump oder Orban,
    Vorgänge wie der Brexit oder die neu entfachten Auseinandersetzungen um Zölle und geschlossene Grenzen beschwören die hässliche Seite des Nationalismus. Da verwundert es umso mehr, dass Fukuyama die Idee der Nation nicht folgerichtig verteufelt, sondern gerade in der Stärkung eines demokratischen Nationalgefühls das Gegenmittel zum Populismus entdeckt zu haben glaubt.
    Fukuyama plädiert für eine offene Nation, in der alle Platz haben, in der aber auch alle sich vorbehaltlos hinter den Staat und seine Verfassung stellen, sowie gemeinsame Werte teilen sollten. Vor allem anderen, so Fukuyma, sehne sich der Mensch nach Anerkennung und einer greifbaren Identität. In Anlehnung an Platon interpretiert er die Empörung von Trump-Wählern, Pegida-Anhängern oder Brexit-Befürwortern als eine Reaktion auf den Verlust der eigenen Identität.
    Es sei weniger die soziale Ungleichheit oder der kaltherzige Neoliberalismus, der die Menschen gegeneinander aufbringe, als der Verlust der eigenen Würde, schreibt Fukuyama. Ganze Bevölkerungsschichten fühlten sich von der etablierten Politik nicht beachtet und nahezu „unsichtbar“. Bürgerinnen und Bürger, die um ihren Mittelschichtsstatus fürchteten. Doch ist diese Identitätskrise, so hält Richard David Precht dagegen, nicht eben nur das Symptom eines alles fressenden Turbokapitalismus? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.03.2019ZDF

Cast & Crew

Sendetermine

Sa 06.04.2019
23:05–23:50
23:05–
So 31.03.2019
23:45–00:30
23:45–
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Reviews & Kommentare

  • (geb. 1944) am

    Danke, für dieses tolle Gespräch! Es hat mich hoffen lassen, dass es nicht nur Popolisten gibt.  Müßte ich mich zwischen Kapitalismus u. Kommunismus entscheiden, wäre meine Wahl - der Kapitalismus! Warum - der Kapitalist mag die Menschen, wenn auch nur als Verbraucher, er würde alles tun, um sie bei Laune zu halten, der Kommunist mag nur sich selbst, wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Mehr kann man dazu nicht sagen.

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