So endet „The Walking Dead: The Ones Who Live“

Das passiert im Finale des „The Walking Dead“-Spin-Offs

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 02.04.2024, 16:28 Uhr

Danai Gurira und Andrew Lincoln in „The Walking Dead: The Ones Who Live“ – Bild: AMC
Danai Gurira und Andrew Lincoln in „The Walking Dead: The Ones Who Live“

Zum Wochenanfang wurde die sechste und letzte Folge der Serie „The Walking Dead: The Ones Who Live“ veröffentlicht, unter anderem in Deutschland bei MagentaTV. Das Finale bringt einige Veränderungen im „Walking Dead“-Universum, ohne jedoch dem Franchise den Saft abzudrehen.

Doch keine Filme

Ursprünglich waren die Abenteuer von Rick Grimes (Andrew Lincoln), nachdem er von einem mysteriösen Hubschrauber entführt wurde, als dreiteilige Filmreihe geplant, mit Aufführungen im Kino. Letztendlich wurde daraus nichts, sondern die Geschichte wurde in einer sechsteilige Serie erzählt. Aktuell ist unklar, ob es dabei bleibt, jedoch liefert die sechste Folge ein recht rundes Ende, mit dem vermutlich die meisten Fans leben könnten.

Darum geht es in „The Ones Who Live“

Schon in der Mutterserie „The Walking Dead“ war etabliert worden, dass mehrere Jahre nach Ricks Entführung, in die „Jadis“ (Pollyanna McIntosh) verwickelt war, seine Ehefrau Michonne (Danai Gurira) einen Hinweis auf sein Überleben erhalten hatte (seine alten Freunde hielten ihn nach seinem Verschwinden für tot und im Wasser weggeschwemmt). Sie machte sich auf die Suche – und verließ damit ebenfalls „The Walking Dead“.

Jadis hatte Rick ihren Zweckverbündeten vom Civic Republic Militär (CRM) als potentiell wertvolle menschliche Ressource übergeben. Fünf Jahre lang hatte Rick danach im Umfeld der Civic Republic von Philadelphia mehr schlecht als recht gelebt und mehrere Fluchtversuche unternommen. Dann nahm er schließlich das Angebot an, sich dem CRM anzuschließen – der wohl am besten ausgerüsteten, verbleibenden Streitkraft in Nordamerika, die schon mehrfach für ihre Hubschrauberflotte und ihr gnadenloses Vorgehen auch mit Giftgas im Franchise aufgetreten war.

Beim Einsatz im Dienst des CRM wurde Ricks Hubschrauber abgeschossen – recht zufällig (oder soll man es Schicksal nennen?) von Michonne. Die hatte auf ihrer Suche nach Rick eigene Erfahrungen mit dem CRM und deren Giftgas-Einsatz gemacht. Rick und Michonne mussten aber mit CRM-Soldaten in deren Basis zurückkehren, wobei Rick Michonne durch eine Coverstory schützen konnte.

„Jadis“ hat jedoch Michonne wiedererkannt und warnt Rick, dass sie im Fall einer Flucht der beiden dafür sorgen werde, dass alle ihre Liebsten mit dem Leben bezahlen müssen, um Jadis’ eigene Sicherheit zu garantieren – sie habe dezidierte Aufzeichnungen über Alexandria angefertigt.

In einem halsbrecherischen Alleingang stürzte Michonne sich und Rick bei einem weiteren Einsatz trotzdem aus einem Hubschrauber, um zu fliehen. Als der Hubschrauber daraufhin in einem Unwetter abstürzt und die beiden somit glaubhaft beim CRM als tot gelten, stehen sie vor einer Wahl: Nach Alexandria zurückkehren oder zum CRM zurückkehren – dort müssten sie „Jadis’“ Aufzeichnungen vernichten, daneben deutete sich an, dass das CRM eine große Aktion plant, in die Rick nach einer Beförderung involviert werden sollte. Letztendlich entscheiden sich die beiden für eine Rückkehr zum CRM, um die offenen Angelegenheiten zu erledigen.

Terry O’Quinn als Major General BealeGene Page/​AMC

Während Michonne nach den Aufzeichnungen von „Jadis“ in deren Quartier sucht, wird Rick vom CRM-Anführer Major General Beale (Terry O’Quinn) ins Vertrauen gezogen. Genauer gesagt erhält Rick das sogenannte Echelon Briefing, mit dem Beal handverlesen Soldaten aus dem CRM auf sich einschwört. Parallel stolpert Michonne auf der CRM-Basis in ein Einsatzbriefing, das ihr ähnliches Wissen enthüllt.

Beal ist der Ansicht, dass zum Überleben einiger Menschen alle anderen Sterben müssen – um die knappen Ressourcen zu konzentrieren, das Ausbrechen neuer Seuchen zu verhindern und auch spätere Kleinkriege zu unterbinden. Laut Beal vorliegenden Schätzungen würden die letzten noch lebenden Menschen ohne seinen radikalen Plan binnen 14 Jahren aufgerieben werden. Aktuell plant Beal mit seiner Einsatzgruppe einen Überraschungsschlag gegen das eigentlich mit der Civic Republic befreundete Philadelphia. Dort hat das CRM bereits Spione, die einzelne Kinder ausgemacht haben, die von ihren Schulen entführt werden sollen – knapp 10 Prozent der Kinder. Zudem will Beal Vorräte sammeln. Der ganze Rest der Stadt soll anschließend durch Giftgaseinsatz zerstört werden. Daraufhin will Beal mit einem Putsch endlich selbst die Zügel in der Civic Republic in die Hand nehmen und mithilfe seiner Hubschrauberflotte in ganz Nordamerika andere Gruppierungen ausradieren und sich deren Vorräte aneignen. Beal sieht sich dabei als Mann, der aus den richtigen Gründen – das Überleben der Menschheit zu sichern – Grausames auf seine Schultern lädt. Beal mutmaßt in dem Briefing, dass Rick einst sein Nachfolger werden könnte.

Im actionreichen Mittelteil der finalen Folge muss Beal erkennen, dass Rick nicht zum CRM zurückgekehrt war, weil er von dessen Grausamkeiten überzeugt war, im Gegenteil: Es kommt zur handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Rick und Beal, wobei Beal sein Leben verliert. Nachdem Rick und Michonne sich auf der Basis wieder gefunden haben, ist beiden klar, dass sie das CRM zerstören müssen – und dass sie die Truppe gerade jetzt enthaupten können, da sich alle Verschwörer zum Einsatz gegen Portland auf der Basis versammelt haben.

Es gelingt den beiden, mithilfe von Handgranaten sowie der untoten Leiche Beals als wandelndem „Zeitzünder“, Giftgasvorräte des CRM zur Explosion zu bringen – und damit den kompletten Truppenaufmarsch einzuäschern. Nach einem Kampf gegen Soldaten, Zombies, Giftgas und Soldaten-Zombies haben Rick und Michonne ihr Ziel erreicht.

Nachspiel

Nach dem Sieg erfahren die Zuschauer via Voice-Over, dass die zivile Führung der Civil Republic von Beals Kriegsverbrechen in der Tat keine Ahnung hatte, nach deren Aufdeckung mithilfe loyaler Truppen intern aufgeräumt hat und sich nun nach außen hin öffnen wird: Fremde erhalten so Zugang zu Philadelphia, daneben unterstützt die Civil Republic nun Gemeinschaften im ganzen Land mit Hilfslieferungen per Hubschrauber.

Rick und Michonne werden ebenfalls per Transporthubschrauber nach Alexandria zurückverpflanzt – die Siedlung spielt aber in der finalen Szene keine Rolle, die sich auf einer Wiese abspielt, wo Tochter Judith (erneut Cailey Fleming aus „TWD“) und Sohn R.J. (Antony Azor, ebenfalls schon in „TWD“ in der Rolle aufgetreten) ihre Eltern Rick und Michonne in Empfang nehmen – wobei der kleine Rick jr. seinen Vater zum ersten Mal bewusst kennenlernt. Beim Wiedersehen gehören R.J. auch die letzten Worte der Serie: Ich wusste, dass du zurückkommen würdest …Woher?, entgegnet der Vater. Ich habe daran geglaubt!

Schlussszene mit Rick (Andrew Lincoln), Judith (Cailey Fleming), Michonne (Danai Gurira) und R.J. (Antony Azor). AMC

Die Folge endet mit dieser hoffnungsvollen Botschaft und damit ohne, dass es an dieser Stelle ein Wiedersehen mit weiteren Figuren aus „The Walking Dead“ gegeben hätte.

Staffel 2?

Nachdem die Ableger „The Walking Dead: Daryl Dixon“ und „The Walking Dead: Dead City“ jeweils einen Nachschlag in Form einer zweiten Staffel erhalten hatten, steht natürlich die Frage im Raum, ob das auch für „The Ones Who Live“ gelten könnte.

Unmittelbar in die Karten schauen lassen wollte sich Franchise-Chef Scott M. Gimple in einem Interview bei TVLine nicht. Aufgrund des runden Finales für die Protagonisten und auch für den CRM-Handlungsbogen, der sich über mehrere Serien hinweg gezogen hatte, scheint hier ein Nachschlag auch gar nicht nötig.

Behind the Scenes: Andrew Lincoln in „The Walking Dead: The Ones Who Live“ AMC

Dazu kommt, dass sich die Darsteller Andrew Lincoln und Danai Gurira ja aus eigenen Gründen aus der Mutterserie zurückgezogen hatten: Der Brite Lincoln wollte mehr Zeit mit seinen beiden älter werdenden Kindern verbringen, die in London verwurzelt sind, während die Serie in den USA in Georgia gedreht wird. Gurira hatte ihre Karriere in der Entertainmentindustrie auch auf Autoren- und Produzententätigkeit ausgedehnt und benötigte dafür mehr Freiraum. Möglich jedoch, dass eine erneute „Vorzugsbehandlung“ – Lincoln und Gurira entwickelten die Serie zusammen mit Gimple und einem Autorenstab mit, waren Produzenten – sie nochmals zur Mitarbeit bringen kann.

Wahrscheinlicher als eine zweite Staffel für „The Ones Who Live“ erscheint jedoch irgendwie ein weiteres „Walking Dead“-Spin-Off, in dem die Grimes-Familie im Zentrum stehen könnte. Oder eben bloße Gastrollen der Familienmitglieder in anderen Serien des Franchises.

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Lassen wir die Handlung mal beiseite, die immerhin eine schlüssige Auflösung des Commenwelth Rätsels anbietet, so ist doch sehr ärgerlich, dass bereits zu Rick und Michones TWD Zeiten eigentlich alle sammelfähigen Vorräte, Benzin oder Munition aufgebraucht waren und man sich mit Ackerbau und Viehzucht sowie Pferdekutschen etc. behelfen mussten, auch Munition konnte nur noch in kleinen Mengen selbst produziert werden. Jetzt, fünf Jahre später befinden sich Rick und Michone quasi im Schlaraffenland, sie finden überall Konserven, Whiskey, Munition und auch an Benzin scheint es nicht zu mangeln, denn sie können problemlos mit dem Auto umherfahren. Merkwürdiger Stilbruch. Ansonsten kann ich mit den neuen Spin Offs ganz gut leben, zum Teil besser als die Mutterserie in ihrer Endphase.
    • (geb. 1972) am

      Ehrlich gesagt interessiert mich Walking Dead überhaupt nicht mehr. Ricks Story hätte man schon vor Jahren zu Ende bringen sollen. Und dass so viele Spin Offs auf den Markt geworfen wurden ist für mich nicht verständlich. Die Stories waren schon in der Mutterserie seit mehreren Staffeln so blutleer wie die darin herumstreifenden Beißer. Kein Handlungsfaden, Spannungsbogen geschweige Figuren mit denen man mitfiebern könnte. Und dann alles noch auf Magenta TV die meinen echte Serien Big Fishs eingekauft zu haben.
      • am

        Absolut deiner Meinung. Brauch kein Mensch oder Zombie mehr.

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