Common Law – Review

USA schickt zwei Buddy-Cops in Paartherapie – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 01.06.2012, 15:16 Uhr

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Captain Sutton (Jack McGee) schickt seine besten Ermittler in die Paartherapie.

Das Ensemble

Wenn es einen Grund gibt, „Common Law“ eine Chance zu geben, dann ist es diese Besetzung. Sowohl für Michael Ealy („Good Wife“), als auch für Warren Kole („24“) ist es die erste Serienhauptrolle und beide erweisen sich hier schnell als absoluter Glücksgriff. Die Chemie zwischen Travis und Wes ist hervorragend und jeder Streit zwischen den beiden macht dem Zuschauer einfach nur wahnsinnig viel Spaß. „Altes Ehepaar“ ist hier als Kategorie nicht übertrieben und die Entscheidung des Captains, sie in Paartherapie zu schicken, macht absolut Sinn – und sorgte online bereits kurz nach dem Start für reichlich Begeisterung bei Fan Fiction-Autoren.

Nicht minder perfekt besetzt sind Sonya Walger („FlashForward“) als geduldige Therapeutin und Jack McGee („Rescue Me“) als knuddeliger und permanent zu viel redender Vorgesetzter. Im Fall von Dr. Ryan erhält man recht schnell weitere Hinweise auf ihr Privatleben, bei Captain Sutton wird es hoffentlich bald ähnlich sein. Unsere beiden Cops sind in dieser Hinsicht nicht weniger interessant. Travis wuchs bei mehreren Pflegefamilien auf und hat aus dieser Zeit überraschende und nützliche Kontakte, während Wes noch immer nicht mit der Scheidung von seiner Frau Alex (Elizabeth Chomko) klar kommt. Die Anwältin hat nie wirklich verstanden, warum ihr Mann, damals auch Anwalt, seine Zulassung an den Nagel gehängt hat, um Polizist zu werden. Und mit einem Cop wollte sie nicht länger verheiratet sein. Dennoch haben beide noch eine starke Präsenz im Leben des anderen, eine weitere interessant umgesetzte Nebenstory der Serie.

Buch und Regie

So wie die Handlung bei „Common Law“ eigentlich in zwei Hälften geteilt ist, so muss auch das Urteil beider Bestandteile recht unterschiedlich ausfallen. Alles, was mit der Beziehung von Travis und Wes zu tun hat, ihrer Therapie oder dem Privatleben der Figuren, ist absolut gelungen und äußert kurzweilig. Dabei überrascht es eigentlich kaum, dass die Idee zur Serie ebenfalls von einem Ehepaar stammt: Cormac und Marianne Wibberley – sollte sich jemand im Vorspann über die Einblendung „Created by The Wibberlys“ wundern.

Doch „Common Law“ ist zur anderen Hälfte auch ein Procedural. Und die Jagd nach dem Mörder der Woche ist in den ersten beiden Folgen noch viel zu unspektakulär und vollkommen austauschbar mit anderen, ähnlichen Formaten. Vielleicht wäre es besser gewesen, Travis und Wes nicht bei der Mordkommission arbeiten zu lassen, hier wäre ein weniger abgenutzter Bereich polizeilicher Ermittlungen vorteilhaft gewesen. Andererseits, vielleicht muss einfach nur mehr Raffinesse und Spannung bei der Konstruktion der Fälle gezeigt werden. Das Potential hierzu ist aufgrund der hervorragenden Figurenkonstellation absolut vorhanden.

Fazit

Für den Sender USA ist „Common Law“ eine recht typische Serie – im besten Sinn: markante Charaktere, starke Chemie zwischen den Hauptdarstellern und ein Erzähltempo, das die Eleganz gepflegter Sommer-Unterhaltung hat. So gesehen reiht sich das neue Format sehr gut in die USA-Familie ein, zu der bereits Serien wie „Burn Notice“, „White Collar“ oder „Suits“ gehören.

Ganz so gut wie die hier genannten Beispiele ist „Common Law“ nicht – noch nicht. Zu wenig originell sind bislang die Fälle, mit denen sich Travis und Wes herumschlagen müssen. Dennoch ist dies für das doch recht abgenutzte Cop-Genre der vielversprechendste Neustart seit Langem. Dies ist vor allem den beiden Hauptdarstellern geschuldet und dem, was Travis und Wes abseits von Zeugenvernehmung und Tatortbesichtigung so alles gemeinsam und getrennt tun. Wenn sie nun noch lernen, ein bisschen intelligenter und pfiffiger zu ermitteln, dürfte einer langen und erfolgreichen Therapie (oder Partnerschaft) kaum etwas im Wege stehen.

Meine Wertung: 3,5/​5
© Alle Bilder: © USA Networks

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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