Harald Maack nach „Notruf Hafenkante“-Ausstieg: „Der Plan ist, einfach mal keinen Plan zu haben“

Interview über seine Entscheidung, die Beliebtheit der ZDF-Serie und Wunschprojekte

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 27.09.2023, 12:00 Uhr

Harald Maack LICHTGESCHRIEBEN.DE/​Markus Richter

fernsehserien.de: Ich würde gerne noch auf Ihren Karrierebeginn zu sprechen kommen. Wann haben Sie den Entschluss gefasst, Schauspieler zu werden? Gab es da einen Schlüsselmoment oder war das schon ein Kindheitstraum von Ihnen?

Harald Maack: Ich bin in einem kleinen Dorf mit 1500 Einwohnern südlich von Hamburg aufgewachsen und meine allererste Sprache war Plattdeutsch. Einmal im Jahr wurde dort eine plattdeutsche Komödie aufgeführt. Ein Freund von mir hat dort schon mitgespielt und mich Mitte der 1970er gefragt, ob ich nicht auch mitwirken möchte. Das habe ich dann gemacht und im zweiten Jahr haben der Freund und ich gemeinsam die Hauptrollen gespielt. Das hat unheimlich viel Spaß gemacht und jemand von der örtlichen Presse hat gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das beruflich zu machen. Das habe ich damals noch verneint, aber es wurde ein kleines Körnchen in meinem Hirn gesät. Einige Zeit später habe ich dann in der Zeitung gelesen, dass das „Ohnsorg-Theater“ Nachwuchsprobleme hat, weil sie keine Leute mehr fanden, die Plattdeutsch können. Dann habe ich es tatsächlich probiert und mich in all meiner Naivität dort beworben. Irgendwann bin ich beim Intendanten Günther Siegmund gelandet und habe ihm gesagt, dass ich Plattdeutsch kann, aber kein Schauspieler bin. Daraufhin sind er und sein Vize-Intendant in unser kleines Dorf gekommen und haben sich das Stück angeguckt, das wir zu diesem Zeitpunkt gerade spielten. Danach hat er mir 1978 tatsächlich eine Rolle in einem Stück mit Heidi Kabel angeboten, auf das zwei weitere Stücke folgten. Dann hat er allerdings gesagt: Es wäre schön, wenn Sie nun eine Schauspielschule besuchen würden, was ich dann auch getan habe. So hat sich alles weitere entwickelt.

Wirklich sehr interessant, wie das bei Ihnen begonnen hat. Dem Theater sind Sie danach neben Film und Fernsehen auch immer wieder verbunden geblieben, zuletzt 2015 im Stück „Die Reifeprüfung“ in Hamburg. Würden Sie gerne wieder Theater spielen?

Harald Maack: Das kommt wirklich darauf an, was es ist und wo es ist – und darauf, ob ich draufzahlen müsste oder nicht. Die letzten Theatergeschichten waren ganz gut, aber wenn man wie ich nicht mehr direkt in Hamburg wohnt, muss man sich für eine gewisse Zeit etwas mieten. Leider ist es an manchen Theatern so, dass man nicht so gut verdient und ich dann tatsächlich Geld mitbringen müsste, um mir das leisten zu können. Das habe ich Anfang der 1990er viele Jahre gemacht und bin nebenbei jobben gegangen. Das muss ich jetzt nicht mehr tun. Wenn aber ein Stück käme, mit einer Rolle und Leuten, auf die ich Lust habe, dann könnte ich mir das schon vorstellen. Aber ich strebe es nicht an. Dann lieber eine Lesung, zum Beispiel aus meinen beiden Büchern.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Gibt es ein bestimmtes Genre oder ein Thema, das Sie gerne einmal bedienen würden?

Harald Maack LICHTGESCHRIEBEN.DE/​Markus Richter

Harald Maack: Gerne etwas mit Inhalt und einem guten Anliegen, nicht nur seichte, pure Fernsehunterhaltung. Ich gehöre ja nun selbst zu den älteren Menschen und würde gerne etwas über die Problematiken des älteren Daseins machen, mit Erinnerungslücken und allem, was dazugehört. Was mache ich, wenn ich plötzlich alleine dastehe, wenn mich meine Partnerin nach 50 Jahren Ehe verlässt? Wie gehe ich damit um und wie gehen meine Freunde damit um? Oder die Geschichte einer Wandlung: Mein Vater hat 2008 auf dem Totenbett zu mir gesagt: „Harald, wenn du irgendwie kannst, sorg bitte mit dafür, dass so etwas wie das Nazi-Regime nie wieder passiert. Wir haben so eine Scheiße gebaut und uns so unglaublich mies allen Menschen um uns herum gegenüber verhalten. Diese Art des Denkens darf nicht mehr passieren.“ Eine Figur, die früher so gedacht hat und sich durch bestimmte Erlebnisse zum positiven Denken wandelt, fände ich sehr spannend. Das könnte in einem Kinofilm sein oder auch in einem „Tatort“.

Unsere Leser finden es interessant zu erfahren, was sich Schauspieler selbst gerne anschauen. Welche Serien oder Filme haben Sie zuletzt gesehen und was hat Ihnen besonders gut gefallen?

Harald Maack: Tatsächlich schauen meine Frau und ich relativ wenig fern, abgesehen von Fußballspielen. Aber wir sind zum Beispiel große Fans der Amazon-Serie „Bosch“ beziehungsweise „Bosch: Legacy“ und hoffen darauf, dass im Herbst/​Winter die nächste Staffel kommt. Außerdem sind wir letztes Jahr um Weihnachten herum bei Apple TV+ auf die Serie „Teheran“ gestoßen. Es geht um eine Geschichte, die zwischen dem iranischen und israelischen Geheimdienst passiert. Das war ein wunderbarer Ausflug in eine andere Welt, den ich jedem nur empfehlen kann.

Tolle Serien-Tipps! Vielen Dank für das interessante und sympathische Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

Das ZDF beginnt mit der Ausstrahlung der 18. Staffel von „Notruf Hafenkante“ am 28. September. Die neuen Folgen sind wie gewohnt donnerstags um 19:25 Uhr zu sehen. Jeweils eine Woche vor der linearen TV-Premiere wird die aktuelle Folge vorab in der ZDFmediathek auf Abruf bereitgestellt.

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

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